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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition)
Autoren: Inger Lindson
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einen überaus intelligenten Menschen. Was für eine Veranlassung hätte der Verwalter haben sollen, die Tatwaffe quasi neben dem Opfer zu deponieren?
    Der junge Forscher hatte den vorderen Teil des Parks erreicht. Er sah Christina Baronesse von Frey aus dem Haus kommen. Sie trug Jeans und einen hellen Pullover. Es war erst kurz vor halb sieben und er fragte sich, wohin sie um diese Tageszeit schon wollte.
    Christina schlug den Weg zu den Garagen ein. Er folgte ihr, ohne daß sie es merkte. "Guten Morgen", sagte er, als er kurz hi nter ihr die Garage betrat.
    Die junge Frau zuckte heftig zusammen. Sie fuhr herum. "H aben Sie mich jetzt erschreckt, Herr Bachmann", meinte sie vorwurfsvoll.
    Er sah ihr an, daß sie während der vergangenen Nacht kaum geschlafen hatte. Obwohl es ihn nichts anging, fragte er sie, wohin sie um diese Tageszeit schon wollte.
    "Was erlauben Sie sich eigentlich, Herr Bachmann?" Christina lehnte sich gegen ihren Wagen. "Spionieren Sie mir etwa nach?"
    "Nein, nichts liegt mir ferner, Baronesse von Frey", erwiderte der junge Mann. "Ich mache mir nur Sorgen um Sie."
    Ihr Zorn verrauchte. Sie war versucht, ihm von der Schuldenaufstellung zu erzählen, die sie zwischen den Briefen gefunden hatte, aber sie widerstand diesem Verlangen. "Ich bin auf dem Weg zu einem Freund", sagte sie. "Jedenfalls halte ich ihn noch für einen Freund."
    Dominik spürte, daß die junge Frau etwas vorhatte, das gefäh rlich werden konnte. Sein Instinkt sagte es ihm. "Was ist passiert, Baronesse?" fragte er. "Geht es um Ihren Verlobten?"
    Christina nickte. "Aber jetzt habe ich es eilig, sonst treffe ich meinen Freund nicht mehr an", bemerkte sie. "Einen schönen Tag noch." Sie stieg in den Wagen und fuhr rückwärts aus der Garage.
    "Da stimmt ganz entschieden etwas nicht", sagte Dominik leise vor sich hin. "Auf was läßt sie sich jetzt ein?" Nachdenklich blickte er ihrem Wagen nach. Er hatte Angst um Christina, aber ihm waren die Hände gebunden. Sein Wagen stand beim Gästehaus. Unmöglich, die junge Frau noch einzuholen.
    * * *
    Christina Baronesse von Frey fuhr durch Dandorf. Um diese frühe Stunde waren nur wenige Fahrzeuge auf der Straße. Rechts hielt ein Bus. Mehrere Männer und zwei Kinder stiegen ein. Sie achtete nicht weiter darauf, sondern bog in Richtung Weiler am See ab. Dieter Fischer hatte durch seine Spielleidenschaft zwar fast alles verloren, was früher einmal seiner Familie gehört hatte, doch er besaß noch immer eine alte Fischerhütte, die vor Jahrzehnten zu einem einfachen Sommerhaus umgebaut worden war. Mit zwei alten Öfen hatte er sie auch für den Winter wohnlich gemacht.
    "Eines Tages werde ich unseren Besitz zurückkaufen", hatte er erst vor wenigen Wochen geschworen. Obwohl er sich inzwischen einen Namen als Designer machte, konnte die junge Frau nicht so recht daran glauben.
    Christina fuhr ein kurzes Stück durch den Wald und bog dann erneut ab. Vor ihr lag der Grafensee, an dessen jenseitigen Ufer sich ein weißes Schloß erhob. Sie folgte der Uferstraße bis zur Fischerhütte.
    Hoffentlich ist Dieter überhaupt zu Hause, dachte sie, als sie leise die Wagentür hinter sich schloß. Die Baronesse war sich nicht mehr sicher, ob sie auch das Richtige tat. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenigstens Herrn Bachmann zu sagen, was sie vorhatte. Nun, jetzt war es zu spät. Umkehren kam nicht in Frage.
    Als Christina um das Haus ging, bemerkte sie, daß Dieters Wagen auf dem kleinen Parkplatz am See stand. Sicher saß ihr Freund beim Frühstück. Mit wenigen Schritten hatte sie die Haustür erreicht. Sie betätigte den altmodischen Türklopfer, den sie Dieter zum letzten Geburtstag geschenkt hatte.
    Im Haus rührte sich nichts.
    Christina klopfte ein zweites-, dann ein drittes Mal. Endlich hörte sie schwerfällige Schritte. Sie kamen aus dem ersten Stock, der früher ein Heuboden gewesen war. Wenig später öffnete sich die Haustür.
    "Christina!" stieß Dieter Fischer verblüfft hervor. Er strich sich die Haare zurück, dann band er den Gürtel seines Morgenrocks etwas fester. "Was tust du denn hier?"
    "Darf ich hereinkommen?"
    "Natürlich." Der junge Mann trat zurück. "Ist etwas passiert?" Er blickte an sich hinunter. "Entschuldige bitte meinen Aufzug. Ich hatte noch geschlafen."
    "Das tut mir leid", erwiderte Christina. "Ich dachte, du müßtest heute arbeiten."
    Er verzog das Gesicht. "Ich habe frei. Es ist gestern sehr spät geworden." Forschend sah er sie an. "Du scheinst
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