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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition)
Autoren: Inger Lindson
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Schulter. "Volker hat mir sein Ehrenwort gegeben, daß er mit dem Mord an Jürgen nichts zu tun hat. Das genügt mir."
    Christina preßte die Hände gegen ihre Schläfen. Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen. Wie einsam und verlassen mußte sich Volker fühlen. Gut, er wußte, daß sie ihn nicht im Stich lassen würden, aber konnte ihm das überhaupt helfen?
    Sie hob den Kopf. "Wer hat eigentlich die Pistole gefunden?" fragte sie. "Die Polizei hatte doch im Moor die Suche nach der Tatwaffe bereits eingestellt."
    Ihr Vater atmete tief durch. "Herr Bachmann hat die Pistole gefunden", antwortete er. "So dankbar ich ihm bin, daß er dir das Leben gerettet hat, Christina, ich hätte nicht zulassen dürfen, daß die Grabungen fortgesetzt werden."
    Dominik! Die junge Frau spürte, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog. Warum mußte ausgerechnet er soviel Leid in das Leben ihrer Familie bringen? Wie kann man einen Menschen gleichzeitig hassen und lieben, fragte sie sich verzweifelt.
    "Nur noch ein paar Tage und Herr Bachmann wird mit seinen Leuten Freyhof verlassen", sagte ihr Vater. "Im Grunde können wir ihm genauso wenig einen Vorwurf machen wie der Polizei. Daß er die Pistole gefunden hat, ist nicht mehr als ein unglücklicher Zufall gewesen."
    "Immerhin hätte er sie verschwinden lassen können", meinte Christina entgegen aller Vernunft.
    "Was für eine Veranlassung hätte er wohl dazu gehabt?" fragte die Baronin. "Nein, Herr Bachmann hat durchaus korrekt gehandelt. Aber wie dein Vater schon sagte, die Grabungen hätten eingestellt werden müssen." Sie setzte sich neben ihre Tochter und zog sie an sich. "Laß den Kopf nicht hängen, Liebes. Man kann Volker nicht für etwas verurteilen, was er nicht getan hat."
    * * *
    Die nächsten Tage waren nicht nur für Christina, sondern auch für ihre Eltern und ihre Freunde eine schreckliche Prüfung. Die Medien hatten mehr oder weniger ausführlich über Volkers Verhaftung berichtet. Es gab Tage, da lungerten schon in den frühen Morgenstunden die ersten Reporter auf dem Gut herum. Immer wieder wurde Christina gefragt, ob sie an die Schuld ihres Verlobten glaubte. Die Boulevardpresse machte aus dem Mord an Jürgen Wahl sogar eine große Liebestragödie.
    Wo soll das noch enden, dachte die junge Frau, als sie mit Ha rro durch die Felder ging. Nach wie vor standen sie und ihre Eltern hinter Volker. Sie glaubten seinem Wort, obwohl vieles gegen ihn sprach.
    Am Morgen hatte sie mit Karin telefoniert. Ihre Freundin war mit den Nerven fast am Ende. Sie hatte versucht, Karin Mut zuz usprechen, dabei war ihr bewußt geworden, daß es eigentlich umgekehrt hätte sein müssen. Schließlich war sie mit Volker verlobte.
    Zum Mittagessen war Dieter Fischer bei ihnen zu Gast gew esen. Obwohl ihre Eltern ein wenig auf ihn herabsahen, da er sein ererbtes Vermögen verschleudert hatte und sich nun mühsam eine neue Existenz aufbauen mußte, waren sie dankbar für den moralischen Beistand, den er ihnen bot. Auch er glaubte nicht an Volkers Schuld.
    "Wenigstens sind uns unsere Freunde geblieben, Harro", meinte die junge Frau und beugte sich zu dem Schäferhund hi nunter. "Wir werden es schon schaffen. Wir müssen nur ganz fest daran glauben. Wenn..."
    Harro bellte auf und rannte davon. Schwanzwedelnd begrüßte er Dominik Bachmann, der aus dem kleinen Eichenwäldchen kam, das sich jenseits der Felder entlang zog.
    Christina blieb stehen. Während der letzten Tage war sie dem Forscher aus dem Weg gegangen. Beim Abendessen ließ sie sich meistens entschuldigen, weil sie es nicht ertragen konnte, mit ihm an einem Tisch zu sitzen. Sie wußte, daß auch ihr Vater Dominik Bachmann und dessen Leute am liebsten von seinem Grund und Boden gewiesen hätte, sich nur diese Blöße nicht geben wollte.
    Die junge Frau verachtete sich für die Liebe, die sie noch i mmer für Dominik empfand und war wütend, weil sie wieder dieses Kribbeln im Bauch spürte, wie stets, wenn er in ihrer Nähe war.
    "Bitte, laufen Sie nicht davon, Fräulein von Frey." Der junge Mann griff nach Harros Halsband und kam mit dem Hund auf sie zu. "Ich weiß, daß Sie mir böse sind, weil ich die Pistole Ihres Verlobten im Moor gefunden habe. Bitte, glauben Sie mir, ich hatte keine Ahnung, daß es sich um seine Pistole handelt."
    "Wollen Sie etwa behaupten, anderenfalls hätten Sie die Pistole verschwinden lassen?" fragte Christina spöttisch. "Bitte, machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie haben wie ein pflichtbewußter Staatsbürger
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