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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition)
Autoren: Inger Lindson
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Andererseits waren sie alle nicht dieselben geblieben. Jürgen hatte eine große Lücke hinterlassen, die einfach nicht zu schließen gewesen war.
    Ich muß zur Polizei gehen, dachte Christina. Einen anderen Weg gibt es nicht.
    Und wenn Dieter unschuldig war? Wenn er Jürgen nicht ermordet hatte? Sie stieß heftig den Atem aus. Was sollte sie nur tun? Volker saß noch immer in Untersuchungshaft. Sie mußte ihm helfen. - Aber konnte sie ihm helfen, in dem sie einen anderen einer Tat beschuldigte, die dieser womöglich gar nicht begannen hatte? Konnte sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren, daß Dieter verhaftet wurde, bevor auch der letzte Beweis seiner Schuld erbracht worden war.
    Wenn sich Dieter überhaupt schuldig gemacht hatte. Vielleicht hatte er sich auch nur so verändert, weil er von Jürgens Ve rschwinden profitiert hatte? Immerhin war er nicht mehr gezwungen gewesen, seine Schulden zurückzuzahlen.
    Die Baronesse legte die Liste in das Rosenholzkästchen zurück und stellte dieses auf ihren Nachttisch. Langsam begann sie sich auszukleiden. Der Wunsch, mit Dominik Bachmann zu sprechen, wurde übermächtig. Zwei-, dreimal griff sie nach dem Telefonh örer, zuckte jedoch im letzten Augenblick zurück.
    Ich sollte erst einmal mit Dieter sprechen, überlegte Christina, als sie zu Bett ging. Gleich morgen früh werde ich ihn aufsuchen. Sie löschte das Licht und drehte sich zur Seite, doch an Schlaf war nicht zu denken. Zuviel ging ihr durch den Kopf.
    * * *
      "Nimm es mir nicht übel, Nick, aber ich werde drei Kreuze machen, wenn wir diesen Ort verlassen", meinte Peter Reichle beim Frühstück. "Mir gefällt es hier schon lange nicht mehr."
    "Du sprichst mir aus der Seele, Peter", erklärte Werner Klenk. "Seit wir bei unseren Arbeiten die Leiche von Jürgen Wahl gefunden haben, sind wir auf Freyhof unerwünscht. Zwar ist das bis jetzt noch nicht deutlich ausgesprochen worden, doch ich spüre es genau." Er belegte ein Brötchen mit Wurst. "Wenn Blicke töten könnten..."
    "Gestern abend, als ich noch für ein Bier im Dorf war, hat ein Mann, den ich nie zuvor gesehen habe, vor mir ausgespuckt." Marco Wegner hob die Schultern. "Ich kann es den Leuten nicht einmal verübeln. Hätten wir nicht auch noch die Pistole gefunden, würde Herr von Quant jetzt nicht in Untersuchungshaft sitzen."
    Dominik Bachmann schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein. Er konnte seine Männer sehr gut verstehen. Auch für ihn war es nicht einfach, mit der Ablehnung und Verachtung der Leute zu leben. "Übermorgen verlassen wir Freyhof", sagte er.
    "Gott sei Dank!" stieß Peter hervor. Er sah ihn an. "Für dich muß es allerdings ziemlich hart sein. Sieht aus, als hättest du dich in die Baronesse verliebt."
    "Sieht nicht nur so aus", bemerkte Marco. "Nick verschlingt die Tochter unserer Gastgeber doch fast mit den Augen. Dabei hat sie ihm beim gestrigen Abendessen nicht einen einzigen Blick geschenkt." Er stieß Dominik an. "Nimm es nicht so schwer. In Kiel gibt es sicher genug Mädchen, die es kaum erwarten können, bei dir ein Abendessen mit Frühstück zu buchen."
    "Was wißt ihr schon davon?" Der junge Forscher stand auf. "Ich werde mir noch etwas die Füße vertreten, bevor wir aufs Moor hinausfahren", sagte er und ging zur Tür.
    Werner folgte ihm. "Wir wollten dich nicht kränken", meinte er um Entschuldigung bittend. "Hast du dich tatsächlich in die Baronesse verliebt? - Vergiß nicht, sie ist verlobt."
    "Wie könnte ich das vergessen?" fragte Dominik. "In einer ha lben Stunde fahren wir." Er verließ das Gartenhaus.
    "Oh je, den hat's wirklich erwischt", meinte Peter. "Kommt mir vor, als wären wir ganz schön ins Fettnäpfchen getreten."
    Dominik steckte die Hände in die Hosentaschen. Langsam schlenderte er durch den Park. Er wußte genau, daß er Christina nicht gleichgültig war, aber dennoch schien seine Liebe aussichtslos zu sein. Die junge Frau hatte ihm überdeutlich klar gemacht, daß sie nicht bereit war, auch nur mit ihm zu flirten.
    Es fiel ihm schwer, sich Christina an der Seite des Verwalters vorzustellen. Die beiden paßten einfach nicht zueinander. Aber vermutlich stimmte es, wenn sie sagte, daß in ihren Kreisen die wenigsten Ehen aus Liebe geschlossen wurden. Der Besitz mußte unter allen Umständen zusamme ngehalten werden.
    Nach wie vor blieb auch noch die Frage offen, wer Jürgen Wahl ermordet hatte. Während der letzten Tage hatte Dominik immer wieder darüber nachgedacht. Er hielt Volker von Quant für
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