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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition)
Autoren: Inger Lindson
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unmöglich." Christina konnte es nicht glauben. Karin und sie kannten sich fast ein Leben lang. Warum hatte ihr Karin niemals gesagt, was sie für Volker empfand. - Und wie war es mit Volker? Liebte er Karin?"
    "Man sagt, daß Ehen im Himmel geschlossen werden", meinte Dominik, "doch Vernunftehen gehören ganz gewiß nicht dazu. Wenn Sie Herrn von Quant wirklich heiraten, werden nicht nur Sie unglücklich werden, sondern auch die Menschen, die Ihnen etwas bedeuten."
    Nein, es konnte nicht sein! "Das verstehen Sie nicht, Herr Bachmann", erwiderte die junge Frau. "In Familien wie meiner, spielt auch heute die Liebe oft nur eine untergeordnete Rolle. Ehen werden oft nur geschlossen, um den Besitz zu wahren."
    "Ich komme zwar nicht aus Ihren Kreisen, Baronesse, aber vielleicht habe ich mir deshalb meinen gesunden Menschenverstand bewahrt", fiel ihr Dominik ins Wort. "Ich kann Ihnen nur den Rat geben, Ihrem Herzen zu folgen und nicht Ihrem Verstand." Er berührte ihre Schulter. "Bitte, seien Sie mir nicht böse. Ich möchte wirklich nur Ihr Bestes. Denken Sie darüber nach." Bevor ihm Christina noch antworten konnte, eilte er bereits quer durch die Felder davon.
    Die junge Frau blickte ihm nach. Seine Worte hatten sie tief getroffen. Sie konnte ihm nicht böse sein. Herr Bachmann hatte nur vieles von dem ausgesprochen, was sie selbst dachte. Niede rgeschlagen berührte sie ihren Verlobungsring. Konnte es wirklich sein, daß ihre Freundin Volker liebte? - Wie blind mußte sie gewesen sein, es nicht zu bemerken.
    Harro rieb seinen Kopf an ihrem Bein. Christina beugte sich zu ihm hinunter und kraulte ihn hinter den Ohren. "Sei froh, daß du nicht meine Probleme hast", meinte sie. "Komm, gehen wir heim." Entschlossen bog sie in den Weg ein, der zum Gutshaus führte.
    * * *
    Paul Baron von Frey blickte erbittert über den Frühstückstisch. "Ich hätte niemals Herrn Bachmann mein Einverständnis zu diesen Grabungen gegeben dürfen", meinte er. "Vermutlich würden wir dann heute noch genauso ruhig leben wie früher."
    "Stimmt nicht, Vati", widersprach Christina. "Angefangen hat alles an dem Morgen, an dem die Hand im Moor aufgetaucht ist." Sie bestrich eine Brötchenhälfte mit Butter und Honig. Appetit hatte sie nicht, aber sie wußte, daß sie etwas essen mußte. "Du kannst  nicht Herrn Bachmann die Schuld an dem geben, was passiert ist."
    "Nichts liegt deinem Vater ferner, Christina", mischte sich die Baronin ein. "Davon abgesehen, wünschte ich auch, Herr Bac hmann und seine Leute hätten ihre Arbeit im Moor gar nicht erst aufgenommen."
    "Vati, sei ehrlich. Du hättest dich doch niemals geweigert, im Moor nach dem Skelett graben zu lassen. Wenn es nicht Herr Bachmann mit seinen Männern gewesen wäre, dann ein anderer."
    "Abgesehen davon, daß ich nicht sehr viel für diese Leute übrig habe, bin ich auch Christinas Meinung", pflichtete Volker seiner Verlobten bei. Während der letzten Tage war sein Gesicht hager geworden. Man sah ihm an, daß er kaum noch schlafen konnte.
    "Ich kann es nicht abstreiten", sagte der Baron. Er ließ sich Kaffee nachschenken. "Aber ihr müßt doch zugeben, daß gegen dich  ein regelrechtes Kesseltreiben im Gang ist, Volker. Diese ganzen Schwierigkeiten wären uns erspart geblieben, wenn..." Er seufzte auf. "Nun gut, es ist nicht zu ändern. Wir können nichts weiter tun, als zu versuchen, die Sache mit Anstand zu überst ehen."
    "Ich wünschte, wir könnten dir gegen das Gerede der Leute helfen." Die Baronin schenkte ihrem zukünftigen Schwiegersohn ein Lächeln.
    "Das tut ihr doch längst, Tante Elisabeth", erwiderte der Verwalter. "Beweist ihr nicht aller Welt, daß ihr zu mir haltet? Es ist mehr, als ich verlangen kann. Ihr müßt zugeben, daß ich wirklich Grund gehabt hätte, Jürgen zu hassen. Daß wir dennoch gute Freunde waren, wollen plötzlich einige Leute nicht mehr verstehen."
    "Irgendwann wird dieser ganze Spuk vorbei sein", meinte Chr istina und legte ihre Hand auf Volkers. Auch wenn sie ihn nicht liebte, sie war nach wie vor fest entschlossen, unter allen Umständen zu ihm zu halten. Früher war er oft der Felsen gewesen, an den sie sich hatte lehnen können, nun mußte sie es für ihn sein.
    Nach dem Frühstück fuhren sie zum Gut hinaus. Christina hatte eine Menge im Büro zu tun, aber es fiel ihr schwer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Unablässig grübelte sie darüber nach, wer ein Interesse gehabt haben könnte, Jürgen zu ermorden. Ihr Vater war noch immer der
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