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Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
Autoren: Annette Bluhm
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aber wieder aussteigen …»
    «Jesses Maria und Josef! Und wo …»
    «Ich steh vor deinem Haus, aber du bist nicht da!», unterbricht sie mich weinerlich. «Zuerst war ich bei Katja, doch da ist auch keiner, und alles ist dunkel …» Sie zieht hörbar die Nase hoch. «Einer von Katjas Nachbarn hat mir dann von einem Stromausfall im gesamten Haus berichtet … Deshalb dachte ich, die ganze Family ist bei dir, aber Pustekuchen … Mir ist kalt, es schneit ohne Unterlass und … Mami, jemand muss mich retten!»
    «Schon gut, mein armes Kind, beruhige dich, wir sind bei Robert Hirsch auf der Weihnachtsparty, also ums Eck», erkläre ich.
    «Echt?» Sie klingt nicht überzeugt. «Mit Katja auf der Xmas-Party? Guter Witz!»
    «Kein Witz. Katja, die Kinder und ich sind bei den Hirschs. Bernd ist unterwegs, der muss noch was erledigen. Ich versuche ihn zu erreichen, aber es geht vermutlich schneller, wenn du dir ein Taxi rufst.»
    «Ich bin schon vom Flughaften zu Katja und dann zu dir mit dem Taxi gefahren, meine Kohle ist alle …»
    «Oh, dann lauf doch die paar Meter.»
    «Mamaaa … Ich hab Gepäck, und das durch den Schnee zu schleppen, ist kein Vergnügen, außerdem bin ich viel zu dünn angezogen, weil ich heute Morgen davon ausgegangen bin, in der Karibik zu landen.»
    «Na gut, ich werde Friedrich um Hilfe bitten. Stell dich so lange im Hauseingang unter, dort bist du etwas geschützt.»
    «Ich quetsch mich doch schon ganz dicht an die Mauer wie eine arme Obdachlose … Mach bitte schnell», fleht sie bibbernd.
    «Höchstens fünf Minuten», tröste ich sie und verabschiede mich. «Bis gleich.» Hektisch verstaue ich das Telefon in der Handtasche und sehe mich nach Friedrich um.
    «Der ist in die Küche, um frische Servietten zu besorgen», erfahre ich von Robert. «Kann ich vielleicht irgendwie helfen?»
    «Na ja … Möglicherweise», antworte ich zögernd. «Das war eben Madeleine, ihr Flug wurde abgesagt …»
    «Wie schön … ähm … Ich meine, wie unangenehm für Madeleine.» Er sieht mich mit funkelnden Augen an, als habe ich ihm ein teures Geschenk überreicht. «Ihre Tochter ist selbstverständlich herzlich eingeladen, herzukommen und mitzufeiern.»
    «Vielen Dank, Robert, leider besteht da ein kleines Problem», sage ich und schildere Madeleines missliche Lage.
    «Überhaupt kein Problem», sagt er und wendet sich zum Gehen. «Ich hole sie selbstverständlich ab.» Und damit eilt er davon.
    Ob er die Adresse noch weiß, überlege ich, stelle mein Glas zur Seite und folge ihm. «Moment …» Im Türrahmen knalle ich um Haaresbreite mit Friedrich zusammen, der einen Packen sternenverzierter Papierservietten in den Händen hat.
    «Wohin so eilig, schöne Frau?», lacht er.
    «Auf der Suche nach einem Helden», gebe ich albern zurück.
    «Schon gefunden», sagt er mit durchdringendem Blick. «Was immer ich für dich tun kann, ist so gut wie erledigt, unter einer Bedingung …»
    «Und die wäre?»
    Verschmitzt blickt er nach oben, wo ein Mistelzweig über uns hängt. «Weihnachten ist die Zeit der Wünsche. Deshalb musst du dir jetzt was wünschen.» Noch ehe ich etwas entgegnen oder antworten kann, klemmt er die Servietten untern Arm, packt mich und drückt mir einen schnellen Kuss auf die Lippen. Ich schließe die Augen, wünsche mich mit ihm in die Stadt der Liebe und genieße das wohlige Kribbeln, das mich dabei durchläuft.
    «Bis später!», ruft Robert uns zu, der sich inzwischen den Mantel angezogen hat.
    Ertappt fahren wir auseinander. Friedrich dreht sich zu Robert um. «Wohin?»
    «Madeleine abholen. Sie steht bei Frau Amberger vorm Haus», antwortet er und zieht auch schon die Wohnungstür ins Schloss.
    «Ah, im ersten Moment dachte ich, er holt sie aus Kuba ab», scherzt Friedrich.
    Ich muss lachen. «Nein, sie ist noch immer in der Stadt, das Wetter hat mal wieder die Flugpläne durcheinandergebracht.» In wenigen Worten erkläre ich die Umstände.
    «Wie schön … für Robert, meine ich», sagt Friedrich heiter, hakt mich unter und dirigiert mich Richtung Erker.
    Dort ermahnen Katja und Laura die Kinder, zivilisiert zu essen, nicht rumzukleckern oder sich gar die Finger an den Möbeln abzuwischen. Adrian fotografiert die Szene mit dem Handy und scheint sich königlich zu amüsieren.
    «Das ssmeckt aber nur mit Ssweinsauerei», lacht Jan, steckt den Flügel quer in den Mund und sonnt sich in den bewundernden Blicken von Emma und Nele.
    Friedrich reicht Katja die Servietten.
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