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Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
Autoren: Annette Bluhm
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«Solange die Kinder Spaß haben, sind die Möbel unwichtig … und falls nötig, stecken wir sie allesamt in die Badewanne …»
    Adrian beruhigt die Mütter ebenfalls. Gegen Flecken hätte er ein prima Wässerchen im Laden, das alle Missgeschicke im Nu beseitigt.
    «Und jetzt, liebe Ursel», sagt Friedrich, nachdem wir eine Weile die Kinder beobachtet haben. «Darf ich dir vielleicht auch etwas vom Buffet kredenzen? Zum größten Teil von meiner Wenigkeit selbst zubereitet. Wenn ich dich schon nicht nach Paris entführen darf, würde ich dich gerne mit ein paar kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen.»
    In dem Moment wird mir bewusst, dass ich seit dem Kakao heute Mittag und einigen Plätzchen beim Baumschmücken nichts mehr zu mir genommen habe. Und die Speisen sehen ohne Ausnahme appetitlich aus. «Sehr gern, Friedrich.» Ich betrachte die beachtliche Auswahl, und mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
    Er legt sich eine Stoffserviette über den Unterarm und greift nach einem Teller. «Verehrteste!», hebt er an, als ich meine Wünsche nicht sofort äußere. «Heute im Angebot am Buffet à l’américaine: Pflaumen im Speckmantel, gegrillte Champignons mit Ziegenkäse, Kartoffeltaler oder Blinis mit saurer Sahne und Kaviar oder Lachs, Wurstbällchen in knuspriger Käsehülle, kleine Pizzen mit pikanter Tomatensugo und Feta sowie diverse italienische Antipasti. Nicht zu vergessen, den Salat aus Meeresfrüchten.»
    «Es sieht alles köstlich aus», lobe ich, und weiß nicht, wofür ich mich entscheiden soll.
    «Wonach gelüstet es dich?»
    «Ich würde gerne von jedem Gericht kosten», sage ich unbescheiden.
    «Darauf bestehe ich sogar!» Er nimmt den Vorlegelöffel und befördert gekonnt einen Kartoffeltaler auf den Teller. «Falls du dich über die eher europäischen Gerichte wunderst, sei dir verraten …»
    «… dass ein amerikanisches Weihnachtsessen ziemlich europäisch ist, denn Amerika besteht im Prinzip nur aus Einwanderern, die ihrer Heimatküche treu geblieben sind.»
    Es sind Robert und Madeleine, die unvermittelt auftauchen.
    «Das ging aber schnell», bemerke ich überrascht.
    «Mit dem Wagen beträgt die Entfernung ja auch nur wenige Minuten», entgegnet Robert. «Und den Weg kenne ich noch aus dem Effeff von früher.»
    Madeleine küsst mich auf die Wangen. «Hallo, Mami.» Ihr Gesicht ist kältegerötet, die dunklen Locken durchnässt wie die sommerlichen rosa Turnschuhe an den Füßen. Sie wirkt tatsächlich wie ein armes Kind ohne Zuhause. Hoffentlich hat sie sich keine Erkältung geholt, denke ich, als sie auch schon die Nase hochzieht.
    «Ha… ha… Hatschi!», niest sie und kann sich gerade noch das Ende ihres durchsichtigen Schals vor die Nase halten. «Guten Abend, Herr Hirsch.»
    Besorgt bietet Robert trockene Socken oder eine heiße Dusche an. Friedrich empfiehlt die Wundertropfen.
    Madeleine reagiert nicht auf die fürsorglichen Angebote. «Ich hab totalen Kohldampf.» Begierig fixiert sie das Buffet. «Es schaut himmlisch aus. Darf ich?» Sie blickt Robert fragend an. «Entschuldige, wenn ich meine Manieren vergessen habe, aber ich war seit heute Mittag auf dem Flughafen und bin total ausgehungert. Die meisten Snack-Bars waren nämlich ausgeplündert von Durchreisenden, die nicht weiterfliegen konnten.»
    «Selbstverständlich, bitte, bedien dich …», antwortet er, ganz der vollkommene Gastgeber. «Ich bringe dir aber auch gerne etwas zum Sofa, falls du müde bist und dich erst mal setzen möchtest.»
    Nicht nur ein guter Gastgeber, auch ein vollendeter Kavalier. Das nenne ich Schwiegersohn-Qualitäten.
    «Du solltest dir unbedingt trockene Sachen anziehen», mahne ich. «Sonst liegst du morgen flach, und die Karibikreise fällt ins Wasser.»
    «Ist sie doch längst, Mamilein!» Madeleine greift nach einer Speckpflaume und beißt herzhaft ab. «Mmm … Mein Chef versucht gerade, den gesamten Trip neu zu organisieren … Wow, sehr lecker … Aber, ob er das so schnell geregelt bekommt, wage ich zu bezweifeln. Auf dem Flughafen war das totale Chaos, weil seit Stunden keine Flieger starten konnten.»
    «Madeleine! Wo kommst du denn her?»
    Katja hat ihre Schwester entdeckt, stürmt auf sie zu und mustert sie, als wäre sie der Stern von Bethlehem.
    «Servus, Schwesterlein.» Madeleine greift nach einem Blini, beißt ein Stück ab und spult kauend ihren Chaos-Bericht hinunter.
    «Super!» Katjas Augen leuchten. «Du hier, der absolute Wahnsinn! Ich meine, das ist echt blöd
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