Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
Autoren: Annette Bluhm
Vom Netzwerk:
Allerweil vergess ich was, vermaledeiter Weihnachtsstress!», stöhnt sie.
    Hab ich’s doch gewusst. Alle Jahre wieder. Seit fünfzehn Jahren. «Mit Puderzucker kann ich aushelfen», antworte ich und erhebe mich ächzend. Gut, dass ich gestern ein Extrapäckchen mitgenommen habe.
    «Die Mama hat auch ein so viiiel Arbeit, weil … weil …» Eric verzieht sein kleines Gesicht. «Weil sie eine Colortanne sucht.»
    «Ach ja, die stade Zeit», sinniert Frau Janatscheck. «Aber bei Ihnen ist es schön ruhig.»
    Ich überreiche ihr den Zucker.
«Noch»
, flüstere ich. «Wenn wir nachher Plätzchen ausstechen …» Den Rest lasse ich ungesagt. Sie versteht mich auch so.
    «Dann viel Spaß», wünscht sie im Hinausgehen. «Und dank schön für den Zucker. Ich bring ihn morgen zurück. Baba.»
    Na, da bin ich mal gespannt, ob sie dieses Jahr ihr Versprechen einhält. Vielleicht bringt sie auch gleich die anderen vierzehn Päckchen mit, die sie mir noch schuldet.
    «Was ist daaahann, wenn wir Plätzchen stechen?», will Eric wissen, der die kurze Unterhaltung doch verstanden hat.
    «Ähm … dann singen wir Weihnachtslieder und haben gaaanz viel Spaß», improvisiere ich. «Aber jetzt kippen wir erst mal Backpulver auf den Teppich. So viel wie möglich. Vielleicht hat die Frau Janatscheck recht, und der Fleck verschwindet wie durch Zauberei.»
    Während die Jungs ein Backpulvertütchen nach dem anderen aufreißen, fragt Eric: «Bekommst du jetzt kein Geschenk vom Weihnachtsmann, weil du so eine Schweinsauerei gemacht hast?»
    Ich muss mir ein Lachen verkneifen. «Ach weißt du, der Weihnachtsmann hat sooo viel Arbeit, dass er vielleicht nicht gesehen hat, wie die Flocken auf den Teppich gekippt sind.»
    «Aba, wenn du doch nix kriegst, musst du nicht traurig sein, Oma», fährt er fort. «Du darfst mit allen meinen Sachen spielen. Gaaanz lang.»
    «Das ist lieb von dir, vielen Dank, mein Schatz.» Ich nehme ihn in den Arm und drücke ihn fest an mich. «Was hast du dir denn gewünscht?», frage ich, obwohl er es mir natürlich längst verraten hat.
    «Ein Schwert und eine Ritterrüstung und ein Cowboyhut und noch ein Revolver und eine Drachenburg», zählt er mit großen Augen auf.
    «Prima, dann könnten wir Burgfräulein und Ritter spielen.»
    «Ich hab mir einen neuen Fußball gewünscht», stimmt Jan in die Aufzählung ein. «Und eine Kakaotasse mit Unterschrift von Thomas Müller und eine Kuscheldecke mit Bayern-Logo und …»
    Die Türklingel unterbricht ihn.
    Sofort rennen die Jungs mit Gebrüll an die Tür. «Tante Leni! Tante Leni!»
    Diesmal ist es tatsächlich meine Tochter.
    «Na ihr Helden, was geht ab?», höre ich sie im Flur. «Ärgert ihr die Oma oder seid ihr lieb?»
    «Die Oma hat eine Schweinsauerei gemacht», informiert Jan seine Tante.
    Als Madeleine auf Strümpfen das Zimmer betritt und mich kniend sieht, lacht sie: «Na so was, die Oma wird doch nicht alt und tatterig werden?»
    «Sieht ganz so aus.» Seufzend rapple ich mich hoch. «Heute Morgen wollten mir die Lausejungs schon den Kranz aufs Bett legen», sage ich und liefere einen kurzen Bericht unseres Vormittags, zu dem die beiden Racker ausdauernd kichern. «Aber lass dich erst mal ansehen.»
    Madeleines kältegerötetes Gesicht ist noch gebräunt von der letzten Reise und das lange dunkle Haar zu einem schlampigen Dutt gedreht. Sie trägt verwaschene Jeans, dazu einen kunterbunten Pulli und um den Hals einen dicken Schal.
    «Wird der nicht beim Backen stören?», sage ich mit Blick auf das Strickgewirr.
    «Seit wann brauche ich meinen Hals dazu?», stellt sie lachend die Gegenfrage und setzt sich dann mit den Kindern aufs Sofa. «Was wollt ihr zuerst backen? Herzen, Sterne oder lieber Engel?»
    Die zwei ziehen einen Flunsch. «Oooch … Engel und Herzen sind doof …», sagt Eric.
    «Alles Mädchenkram», findet Jan. «Voll, voll doof.»
    Madeleine angelt eine Tüte aus ihrer gelbgrünen Collegetasche, die sie neben der Couch hat fallen gelassen. «Wie würde es euch gefallen, wenn wir Drachen, Lokomotiven oder Piratenschiffe ausstechen?»
    «Jaaaaa!» Begeistert stürzen sie sich auf das Mitbringsel.
    Die Packung enthält tatsächlich die angekündigten Formen. Und noch eine Fledermaus, eine Eule und ein Schwert.
    «Das ist mein Nikolausgeschenk für euch, weil ich letzte Woche nicht da sein konnte», erklärt sie.
    Aber das interessiert die zwei überhaupt nicht mehr. Sie schnappen sich die Ausstecher, wollen Piratenschiffe backen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher