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Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
Autoren: Annette Bluhm
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die Überraschung verdorben», entgegnet Madeleine und sprudelt aufgeregt weiter. «Eigentlich hätte Mikes Assistent mitfahren sollen. Aber der liegt in der Klinik mit einem Blinddarmdurchbruch, und wenn er rauskommt, darf er nichts Schweres tragen. Und die Kamerataschen sind definitiv schwer, deshalb hat Mike mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Stell dir vor Mami, Karibik, da wollte ich immer schon mal hin.»
    «Ich freue mich für dich, Kind. Sehen wir uns vorher noch mal, damit ich dir dein Weihnachtsgeschenk überreichen kann, oder sitzt du bereits auf gepackten Koffern?»
    «Also … ähm … Ich wollte etwas mit dir besprechen», haspelt sie unsicher.
    «Omaaaaa … Omaaaaa …»
    «Nun sag schon, Leni, Jan und Eric sind hier und wollen beschäftigt werden … Hast du keinen Koffer oder nichts anzuziehen?»
    «Klamotten besitze ich reichlich, Mamilein», antwortet sie kichernd. «Auch einen Koffer …»
    «Ooomaaa … Ooomaaa …»
    «Die Kinder werden ungeduldig», drängle ich Madeleine. «Hast du vielleicht morgen Zeit, um mit uns Plätzchen zu backen? Dann können wir nebenbei reden.»
    «Okay, das ist ne super Idee … Dann bis morgen, Mamilein», antwortet sie fröhlich.
    Beim Auflegen wird mir klar, dass ich vielleicht erst einmal nachschauen sollte, was Küche und Kühlschrank in Sachen Zutaten so zu bieten haben.
    Eier. Zwei, um genau zu sein. Ein kleines Stück Butter und einen Rest Mehl finde ich auch. Davon kann ich höchstens ein paar Pfannkuchen backen und das auch nur mit Wasser. Für zwei oder drei Sorten Weihnachtsplätzchen reicht das hinten und vorne nicht. Ich brauche Nüsse, ein Pfund Butter, reichlich Eier, Puderzucker, Zitronen, Schokolade und ein paar von den Zuckerperlen. Ganz verboten hat die gestrenge Mama sie ja nicht.
    Ich begebe mich zu den Kindern, die mit gekreuzten Beinen vor dem Fernseher sitzen, wo sie auf dem Kinderkanal einen Zeichentrickfilm ansehen. «Hört mal, ihr Lausbuben …», beginne ich und werde von heftigem Lachen unterbrochen.
    Sie amüsieren sich jedes Mal köstlich über diesen altmodischen Ausdruck, deuten mit Fingern aufeinander und kichern: «Du bist eine Lauuuhaus … selber Lauuuhaus …», quietschen sie, lassen sich auf den Rücken fallen und strampeln vergnügt mit den Beinen. «Lauuuhaus … Lauuuhaus …»
    «So, ihr Läuse», unterbreche ich den Spaß. «Wer will morgen Plätzchen backen?»
    Sie springen hoch wie Pingpong-Bälle. «Ich, ich, ich …»
    «Gut, dann zieht euch an, wir müssen in den Supermarkt und die Zutaten besorgen.»
    Sie stürmen mit Gebrüll in den Flur, Eric kriegt die Kurve nicht, rutscht aus und schlägt sich den Kopf am Türrahmen an. Ich bin sofort bei ihm. Eine Schrecksekunde lang blickt er aus großen Augen zu mir auf. Dann holt er Luft und fängt so laut zu brüllen an, dass ich Angst bekomme.
    «Eric, wo tut es weh?» Ich sehe mich schon den Abend in der Notaufnahme verbringen, wo ich mir glaubwürdige Ausflüchte überlege, warum die Kinder ihre Stoppersocken nicht anhatten.
    Aber einen Atemzug später ist alles wieder gut.
    Er reibt sich über dem Ohr am Kopf. «Tut … nix … weh», antwortet er dann zwischen Luftholen und Tränenwegwischen. «Indianer hat nie Schmerz.»
    Blut fließt zum Glück keines, und wenn es einen blauen Fleck geben sollte, dann in den Haaren, wo es Katja nicht sehen kann. Was für eine Erleichterung. Dann mal weiter im Programm.
    Bis die zwei auf der Toilette waren, angezogen sind und wir loskönnen, vergehen weitere fünfzehn Minuten.
    Kaum treten wir aus dem Haus, beginnt es zu regnen. Es war die letzten Tage und Nächte sehr kalt, die Nässe könnte schnell gefrieren. Besorgt fasse ich meine Enkel bei den Händen und sage streng: «Wer mich loslässt, bekommt weder vom Christkind noch vom Weihnachtsmann ein Geschenk.»
    «Ich hab aber mit dem Papa ein Emil an Santa Claus geschrieben, und der hat zurückgeschrieben, dass ich alles kriege, weil ich so brav bin», grinst Jan frech.
    «Ich bin viel mehr brav», behauptet Eric.
    «Und ich habe die ganz, ganz geheime Geheim-Handynummer vom Oberelfenkönig, der die große Himmels-Spielzeugwerkstatt leitet», entgegne ich mit fester Stimme.
    Ungläubig sehen beide zu mir auf. «Echt?»
    «Ganz in echt. Die geheime Geheimnummer bekommen nämlich nur Omas», erkläre ich, ein Grinsen unterdrückend.
    Ach ja, seufze ich still in mich hinein, wenn meine Enkel nicht wären, würde ich tatsächlich gerne auf den ganzen
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