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Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
Autoren: Annette Bluhm
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und zwar sofort.
    «Ich muss erst den Tisch abräumen, dann geht’s los.»
    Madeleine hilft den Jungs in die abgelegten Hemden ihres Vaters, knöpft rückwärts zu und krempelt die Ärmel hoch. «Und wie geht’s jetzt weiter?», fragt sie, ihre Pulloverärmel hochschiebend.
    «Teig ausrollen!» Jan dreht sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis. «Ich bin ein Engel.»
    «Und wir wollen ein Weihnachtslied singen», erklärt Eric. «Hat die Oma gesagt …»
    Madeleine lässt sich aufs Sofa plumpsen. «Gut, dann sing mir mal was Schönes vor.»
    Eric baut sich vor ihr auf, holt tief Luft und beginnt mit groß aufgerissenen Augen: «Alle Jahre wiiiedher brennt deeeher Weihnachtsbaum …»
    «Ich kann auch eins», unterbricht Jan seinen Bruder. «Kling Glöckchen, klingelingeling, lasset rein den Wiiinter, ist arschkalt ihr Kiiinder …», kräht er aus voller Brust.
    Madeleine kugelt sich vor Lachen.
    Ich bin einfach nur hingerissen von meinen zwei kleinen Engeln ohne Flügel. Gerührt tupfe ich mir Tränen aus den Augenwinkeln. Das sind die Momente, in denen ich die Weihnachtszeit durchaus genieße. «Wer hat euch denn die lustigen Lieder beigebracht?», frage ich.
    Erics Version stammt aus dem Kindergarten. Jan erzählt von einem älteren Spielkameraden, der es auf dem Schulhof kreiert hat.
    «Oma muss auch was singen», fordert Eric jetzt.
    «Na gut … Lass mich mal überlegen … Oh, ich weiß …» Grinsend klatsche ich den Takt. «Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all …» Nach einer kleinen Pause wechsle ich in einen Sprechgesang: «… in die Küche zum Teigausrollen!»
    Dazu muss ich die Sängerknaben nicht zweimal auffordern. Unter dem Schlachtruf: «Baaackeeen!!!» stürmen sie los.
    «Habt ihr schon eure Wunschzettel ans Christkind geschrieben?», fragt Madeleine, während sie ein Stück vom Teig abschneidet.
    Jan und Eric haben die Frage nicht gehört, denn sie streiten sich um das kleine Kinder-Nudelholz.
    Jan gewinnt, doch Eric entwickelt in seinem Frust übermächtige Kräfte, reißt es ihm aus der Hand und streift seinen Bruder dabei übers Gesicht.
    «Aua!», schreit Jan auf, hustet, fasst sich an den Mund und spuckt in seine Hand: «Bluuuhut!»
    Eine Sekunde lang glaube ich, mein Herzschlag setzt aus. Gestern Erics Ausrutscher auf dem glatten Boden, heute Jans Verletzung in der Küche.
    Madeleine bleibt ruhig. «Ach was, ist bestimmt nur ein Kratzer. Lass mal sehen», sagt sie.
    Jan hält ihr die offene Hand hin, in der zwischen ein paar Blutspuren etwas Weißes glänzt. «Das … hab … ich … ausgespuckt!», stammelt er schniefend.
    «Ein Zahn!» Madeleine klatscht in die Hände.
    «Lach mal», sage ich.
    Unsicher grinst Jan uns an. «Der war sson locker.»
    Der erste Schneidezahn ist rausgefallen!
    Madeleine säubert das Zähnchen unter fließendem Wasser, verpackt es in ein Papiertaschentuch und bindet eine rote Schleife drum. «Das legst du zu Hause für die Zahnfee unters Kopfkissen», erklärt sie.
    Jan nickt glücklich. «Ich weiß sson, dann legt die Fee mir ein Geld dafür hin.»
    Madeleine und ich sehen uns an und müssen lachen. Nach diesem Schreck benötige ich erst mal einen starken Kaffee. Madeleine möchte Milchkaffee und die Jungs Kakao.
    Während ich die Getränke zubereite, schafft Madeleine es tatsächlich, die erste Lage Teig auszurollen, ohne weitere Zwischenfälle.
    «Kennt ihr auch schon ein Weihnachtsgedicht?», fragt sie ihre Neffen und beginnt zu rezitieren: «Ich wünsche mir ein Haus aus Marzipan, mit Nüssen und Rosinen dran.»
    «Und Schokolade!», schreit Eric.
    «Mit einem Pool aus Milch und Honig», fabuliert Madeleine weiter.
    «Und Ssokolade!», schreit jetzt Jan.
    «Na gut, und einem Teich aus Schokoladenmilch», dichtet die Tante, während die Jungs ihre Ausstecher in den Teig drücken.
    Schließlich wandern die ersten Piratenschiffe, die unverzichtbaren Schwerter und ein paar Eulen in den Ofen. Konzentriert füllen wir zusammen ein Blech nach dem anderen, und ich bin angenehm überrascht, dass nichts weiter schiefgeht.
    Gegen Mittag sind wir fertig.
    Kaum ist das Backchaos einigermaßen beseitigt und die Jungs sehen wieder manierlich aus, klingelt das Telefon. Es ist Katja. Sie findet keinen Parkplatz und bittet mich, die Jungs nach unten zu bringen. Leider sträuben sie sich. Wir haben die Plätzchen nämlich noch nicht verziert, und wenn sie das später mit Mama erledigen, gibt’s keine bunten Zuckerperlen.
    «Ohne Perlen ssauen die Ssiffe
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