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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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bezähmen, wenn die Wogen der Eifersucht in ihr aufbrandeten.
    »Was!« rief ich, »drei Zuber nur? Man fülle ungesäumt fünf, denn ich will, daß auch Miroul und Fröhlich mit uns baden, nachdem sie alle Gefahren mit uns geteilt!«
    Die Gavachette, welche behauptete, im zweiten Monat schwanger von mir zu sein, ohne daß sich schon eine Schwellung ihres Leibes zeigte, legte ihre gewöhnliche Koketterie an den Tag, als sie mich wusch, die Augen sehr sanft und der Mund verheißungsvoll, doch ohne zu übertreiben, denn Alazaïs ließ sie nicht aus den Augen, indes Barberine mit ihrengroßen, sanften Händen meinen Samson seifte; Giacomi hatte es am schlechtesten getroffen, denn Alazaïs säuberte ihn mit harschen Bewegungen, als wäre er ein gerupftes Huhn, das in den Suppentopf soll.
    So angenehm und vergnüglich dieser Moment war, ich machte ihm alsbald ein Ende und schickte die Frauenzimmer weg, sobald wir abgeseift waren. Und nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen, sprach ich zu Giacomi, Miroul und meinem wackeren Schweizer aus Bern, daß sie niemandem von den Gefahren und Abenteuern unserer Pariser Flucht berichten dürften, und erklärte ihnen, aus welcher Ursache der Mantel des Schweigens für immer darüber gedeckt bleiben müsse.
    »Ei«, rief Samson, nachdem ich geendet, mit seinen himmelblauen Augen über den Zuberrand mich anblickend, »wie freue ich mich doch für François, daß er seine Diane bekommt!«
    Und da er mit keinem einzigen Worte beklagte, daß Diane eine Papistin sei, schien mir dies die Gelegenheit zu sein, ihn zu fragen, warum nicht auch er seine Angebetete heirate, anstatt mit ihr in Sünde zu leben.
    »Weil ich nicht weiß, ob sie mich will«, erwiderte er in seiner Aufrichtigkeit.
    »Und ob sie Euch will!« sprach ich. »Es wäre ihr sehnlichster Wunsch, und als Mitgift gedenkt sie, die Apotheke Meister Béquerets einzubringen, welcher verkaufen will, wie Ihr vielleicht wißt.«
    Er riß die Augen auf, schloß sie wieder und tat sie wieder auf, erbleichte und errötete, ohne ein einziges Wort hervorzubringen, denn er war sprachlos ob des doppelten Glücks, welches ich ihm so unvermittelt in Aussicht stellte: Gertrude und die Apotheke.
    »Ach«, sprach er schließlich, in Gedanken die Erfüllung seines Traumes vorwegnehmend, »dann werde ich ja in Montfort sitzen, Ihr aber, mein Herr Bruder, auf Mespech!«
    »Oder in Paris«, setzte ich mit einem Lächeln hinzu, von Herzen gerührt, daß er eher noch an mich gedacht als an meinen Vater.
    »In Paris!« rief er. »Ihr wollt nach Paris! Obwohl diese abscheuliche Stadt Euch verhaßt ist!«
    »Ich bin mir nicht sicher«, entgegnete ich lachend. »Quéri bus vermeint, Paris sei eine Krankheit, die man durch Ansteckung bekommt, und ich sei schon angesteckt.«
    Ich wartete, bis es Nacht war und die Gavachette wie eine kleine Schlange in mein Bett gehüpft war, um ihr den Ring zu verehren, welchen ich zu Paris für sie gekauft. Sie war entzückt davon, herzte und küßte mich mit Leidenschaft unter vielen Ah! und Oh! und hielt die Hand immer wieder ins Licht der Kerze, das Funkeln des Goldes zu bewundern. Und nachdem wir unsere Liebeslust zu meiner und ihrer Genüge vollbracht, versicherte sie mich mit ernster Miene, daß sie mir nunmehr das schönste Kind im ganzen Périgord zur Welt bringen werde.
    Darauf entschlummerte sie wie eine Kerze, die verlischt, und der Leser vermag sich wohl auszumalen, wie sie am folgenden Tag mit diesem Schmuckstück vor dem Gesinde protzte und prahlte, so daß die Mauern von Mespech davon widerhallten, indes die Maligou in eitlem mütterlichem Stolz das großsprecherische Geschwätz weitertrug, welches von der Küche zum Hühnerhof gar gewaltig anschwoll und schließlich unsere Dörfer erreichte. Sauveterre nahm es mit grimmigem Gesicht zur Kenntnis, mein Vater mit sauersüßer Miene, und ich mußte ihm berichten, wie die durchtriebene Jungfer mich vor meinem Aufbruch nach Paris in ihre Netze gelockt und mir jenes unbedachte Versprechen abgenommen.
    »Ihr habt recht gehandelt«, sprach er, »denn jedes Versprechen will ein Halten haben. Doch in Zukunft bedenket Euch zweimal, ehe Ihr den listigen Schönen auf die Pfade folgt, auf die sie Euch locken. Ehe man sich versieht, wird aus einem Band ein Tuch, aus dem Tuch ein Silberschmuck und daraus am Ende ein Goldschmuck.«
    »Mein Herr Vater«, erwiderte ich, »wer so trefflich spricht, muß aus Erfahrung sprechen. Und dabei fällt mir wieder der silberne
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