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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sogar …
    »Hat jemand die Meldungen im Fernsehen gesehen?«
    »Das kam nur einmal …«
    »Und?« sagte sie. »Wie fühlst du dich?«
    »Super. Einfach fantastisch … Es ist so herrlich hier, ich kann es dir gar nicht sagen.«
    »Ich habe mit Kofler telefoniert.«
    »Ja, er sagte es mir. Ich kümmere mich um die Kälber und was die sonst noch alles haben … Er hat mich auch schon in die Sägerei mitgenommen. Und den Jeep kann ich auch fahren – nur auf dem Hof natürlich, aber das Gelände ist ja riesig … Ich hab' ja keinen Führerschein …«
    »Den hast du bald.«
    »Was?«
    »Ich bring' dir einen mit.«
    »Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Mensch, Isa! – Wenn du da bist, gehen wir schwimmen. Und dann der Wald … Wir fahren nach Salzburg und … und …«
    Die Worte waren wie Regengeprassel, ein Sturm von Freude und Erwartung.
    »Komm bald, Isa! Ich warte so sehr auf dich. Wie lange dauert das denn noch?«
    »Nicht mehr lange.«
    Dann fiel ihr noch etwas ein: »Warst du auch schon bei den Messeners drüben?«
    »Ja. Der Jakob ist prima. Er sagt, er nimmt mich morgen mit ins Holz. Ich könne ihm helfen …«
    »Und die Kleine?«
    Eine Pause entstand. Und dann: »Wie bitte?«
    »Seine Tochter.«
    »Ah, die Anni?«
    Irgend etwas befremdete sie an der stockenden, zögernden Reaktion, doch das erst später, als sie auflegte.
    Wann kommst du …? Sie mußte fahren – sehr bald!
    * * *
    Eines war gut an diesen Wahnsinnszeiten: Die Sensationen schlugen einander tot. Nach zwei Tagen bereits brachte kein Fernsehsender und keine Radiostation mehr eine Nachricht über Ludwig Ladowskys Flucht. Auch die Polizei verhielt sich nun still. Isabella hatte zwei Anrufe erhalten – nein, nicht Berling, den gab es nicht mehr, der sei nach Frankfurt abkommandiert worden –, sie sprach mit einem jungen Mann namens Lüscher. Und was konnte sie ihm schon sagen? Keine Ahnung hatte sie, nicht die geringste … Nein, auch ihre Begegnungen mit Ladowsky während der wenigen Therapiestunden hätten keinen Fingerzeig erbracht – leider.
    Nun ging's nur noch um eines: ihren Urlaub vorzubereiten.
    Peter Aman lächelte sie voll besorgter Freundschaft an: »Du, ich finde auch, bei dir wird's wirklich höchste Zeit. – Und wo geht's denn hin?« Er verzog ironisch den Mund: »Kuba oder Peru?«
    »Weder noch, Peter – Galizien.«
    »Was?«
    »Das Galizien im Westen, Galizien in Spanien«, erklärte sie, »nicht das andere. Vigo, Santiago de Compostela und so weiter … Ich werde ein wenig Ahnenforschung betreiben, die Vorfahren meiner Mutter sind von dort ausgewandert.« Auch das war nicht einmal eine Lüge. »Galizien hat herrliche Wälder und Berge und eine fantastische Atlantikküste. Genau die Gegend, die ich brauche.«
    Er nickte, und sie fühlte ein wenig das schlechte Gewissen … Doch die Wahrheit …? Nicht einmal einem Peter Aman konnte sie die sagen.
    »Wenn du willst, bring ich dich zum Flughafen.«
    »Nein, nein«, wehrte sie ab. »Außerdem, nachdem ich dir noch all meine Leute aufs Auge gedrückt habe, hast du sowieso kaum mehr Zeit.«
    In der Maschine blickte sie hinunter auf ein sonnenbeschienenes Bayern und dachte an die Nachtfahrt mit Ludwig. Eine Ewigkeit schien Ludwigs Flucht zurückzuliegen. »Vielleicht kann ich dich am Flughafen abholen«, hörte sie wieder seine aufgeregte Stimme. »Ich kann's noch gar nicht fassen, daß du kommst.«
    Sie auch nicht. Alles erschien so unwirklich. Den alten, betagten Golf hatte sie zu Hause gelassen, immer weniger zeigte sich der Wagen bereit, die Strapazen, die sie ihm zugemutet hatte, wegzustecken, und was sie in den nächsten drei Wochen brauchte, war vor allem ein zuverlässiges Fahrzeug. Sie würde sich also einen Wagen mieten, auch fiel ein österreichisches Fahrzeug weniger auf als eines mit deutschem Kennzeichen.
    Es war kurz nach elf, als die Maschine der Lauda-Air über die Piste in Salzburg rollte.
    Doch nun, als Isabella, den Koffer in der Hand, durch die Sperre gehen wollte, war es, als sei sie auf einem anderen Kontinent, nein, in einem neuen Leben gelandet: All die Menschen in der Halle, die sich die Hände schüttelten, sich um den Hals fielen, der Trubel des morgendlichen Routinebetriebs, und dort draußen hinter den Fenstern die alte Stadt und die Berge – es wirkte wie die Staffage zu einem surrealen Ferienfilm.
    Suchend sah sie sich um.
    »Vielleicht kann ich kommen und dich abholen«, hatte er gesagt.
    Ladowsky entdeckte sie nirgends – aber dort drüben, der große
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