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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hart rollende Organ erneut an sein Ohr: »Hier Sergeant Battle von Scotland Yard. Herr Doktor, Sie haben doch ein Interesse daran, daß der Mörder gefaßt wird?«
    Stirnrunzelnd sah Woodrof an die Decke und nickte mechanisch. »Aber ja, das wissen Sie doch«, sagte er langsam. »Haben Sie ihn denn endlich geschnappt?«
    »Noch nicht!« Battle zögerte einen Augenblick, dann stellte er dem Anwalt eine merkwürdige Frage: »Wollen Sie nicht die Verteidigung des Mörders übernehmen?«
    Woodrofs Gesicht erstarrte. Verblüffung spiegelte sich in seiner Miene, und in seiner Stimme schwang Unsicherheit: »Ich die Verteidigung? – Wie kommen Sie auf solch eine Idee?«
    »Ich nicht … Unser oberster Chef wollte es wissen.«
    »Hm … Soweit sind Sie also schon. Fühlt man sich im Yard der Sache wirklich so sicher?«
    »Sehr sicher sogar, Herr Doktor. Ihnen kann ich es ja sagen …«, die Stimme Battles wurde so leise, daß Woodrof sie kaum noch verstand. »Morgen, spätestens gegen sieben Uhr früh, wollen wir den Schlupfwinkel des Verbrechers ausheben. Das ist so ein Versteck, wo er seinen ganzen Kram hingepackt hat. Beutegut und so, verstehen Sie? Jedenfalls Material genug, um ihn eindeutig zu überführen.« Und wieder lauter werdend: »Na, Herr Doktor, wie ist es? – Wollen Sie bei dieser Gelegenheit den Mörder kennenlernen?«
    »Natürlich – wollte ich ja schon immer.«
    »Dann nehmen Sie doch teil an der Razzia.«
    Woodrof folgte dem Gespräch nur noch oberflächlich. Was dieser Kerl doch für eine widerliche, knotige Stimme hat, mußte er immer wieder denken. Und: Wie er sich bläht und spreizt, dieser subalterne Polizeiknecht …
    »Hallo, hallo …«, röhrte es ungeduldig aus der Leitung. »Sind Sie noch am Apparat, Herr Doktor?«
    Nervös konzentrierte Woodrof sich: »Selbstverständlich – ich habe nur Ihre letzten Worte nicht verstanden.«
    Battle räusperte sich vernehmlich: »Ich fragte, ob Sie morgen nicht bei der Razzia mitmachen wollen.«
    »Vielleicht«, murmelte Woodrof, »ich will sehen. Ich rufe Sie noch an, Sergeant.«
    Als er den Hörer wieder aufgelegt hatte, saß der Anwalt lange Zeit mit geschlossenen Augen bewegungslos in seinem Sessel. In dem matten Schein der Schreibtischlampe glich sein Gesicht einer Maske, die merkwürdig belebt wurde durch das leise Zucken seiner zusammengekniffenen Lippen. Es schien, als ob dieser Mund sich immer wieder verzerrte wie der eines Kindes, das mit einem schmerzvollen Aufweinen kämpft.
    Auf einmal aber kam Leben in seinen Körper. Mit einer entschlossenen Geste sprang er auf, nahm seinen Mantel und Hut aus dem Garderobenschrank und verließ mit schnellen Schritten den Raum.
    Auf der Straße stieg er in seinen Wagen und verließ mit hoher Geschwindigkeit die Innenstadt.

15
    Es war gegen zwei Uhr morgens, als das Telefon in der Wachstube von Sutton schellte. Corner, der auf einem Feldbett lag, sprang wie elektrisiert auf.
    Battle war jedoch schneller und griff nach dem Hörer. »Hier Sergeant Battle«, meldete er sich mit heiserer Stimme.
    Der Inspektor hatte inzwischen den zweiten Hörer ergriffen und lauschte erregt der dienstlich-nüchternen Meldung eines seiner Polizeiposten.
    »Er hat eben das Haus verlassen und geht zu Fuß. Der Mann ist folgendermaßen bekleidet: langer, fast bis auf die Erde reichender Regenmantel, brauner Hut mit breitem Rand, tief ins Gesicht gedrückt. Er trägt Gummischuhe. Sergeant Serk meldete eben, daß er ihn passiert hat in Richtung Friedhof von Croydon. Er wird weiter beobachtet von Sergeant Burker. Ende …«
    »Danke«, sagte Battle und hängte ein. Dann sah er seinen Chef groß und verständnislos an: »Wer ist ›er‹, Chef?«
    »Der Mörder, Battle …«
    »Und den lassen Sie so einfach durch die Gegend spazieren?«
    Corner nickte und zog sich ohne Hast den Mantel an: »Warum denn nicht? Keine Sorge … Noch einmal soll er uns nicht an der Nase herumführen. Jetzt fassen wir ihn!« Er blickte auf die Uhr. »Wir haben noch ungefähr fünfundzwanzig Minuten Zeit … Nur, daß er zu Fuß geht, gefällt mir nicht …«
    Langsam trat er an den Tisch und setzte sich auf dessen Kante. Wie geistesabwesend sah er auf das Telefon. Dabei nahm er aus der Manteltasche eine Pistole und lud sie durch. Der linke Arm schmerzte höllisch bei dieser Bewegung, er ließ sich jedoch nichts anmerken und steckte die Waffe wieder ein.
    Battle folgte jeder seiner Bewegungen. Gespannt stieß sein Kopf vor: »Wird's knallen, Chef?«
    »Damit
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