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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Corner, ich habe ihn gern gemocht. Er war ein lebensbejahender Mensch und lachte so gern …«
    »Sie sind ein guter Freund«, sagte Sir John und schien gerührt. »Ich habe mir Ihren Vorschlag überlegt und nehme ihn an. Sie haben recht, ich werde ein paar Tage ausspannen und Sie für diese Zeit mit meiner Vertretung beauftragen.«
    Ehrerbietig drückte Woodrof die Hand des vom Schicksal so Getroffenen. »Sie werden diesen Beschluß nicht zu bereuen haben, Sir.«

14
    In Scotland Yard saß Inspektor Corner unterdessen sehr lebendig an seinem Arbeitstisch und sichtete eingegangene Meldungen. Den linken Arm trug er in einer Binde.
    Ab und zu griff er nach der Schulter, in der es äußerst schmerzhaft rumorte. Der Schuß des Unbekannten hatte gesessen. Aber nicht genau genug, um Corners Leben auszulöschen. Immerhin sollte der Verbrecher das glauben und sich in Sicherheit vor seinem Verfolger wiegen. Zu diesem Zweck war auch die Notiz von dem Tod des Kriminalinspektors in die Presse lanciert worden.
    Daß er nicht verblutet war, hatte er Battle zu verdanken, der nach kurzer Zeit unruhig geworden war und ihn gesucht hatte. Er war es auch gewesen, der ihn unauffällig ins Krankenhaus geschafft hatte, wo Corner wieder zusammengeflickt worden war.
    Jetzt unterbrach Corner seine Arbeit. »Sehen Sie mal auf die Uhr, Battle, wie spät ist es?«
    »Genau fünfzehn Uhr vierundzwanzig, Chef!«
    Nachdenklich zog Corner an seiner Zigarette. Ein paar tiefe Lungenzüge taten bei den bohrenden Schmerzen in dem frisch operierten Arm gut. »Hm …«, brummte er endlich, »fünfzehn Uhr vierundzwanzig … Passen Sie auf, Sergeant: Morgen früh, spätestens um sieben Uhr, haben wir den Mörder von Finchley hier im Yard oder sonst irgendwo zu unseren Füßen …«
    Wenig später fuhr der große Einsatzwagen von Scotland Yard mit Corner, Battle und sechs Polizisten durch London. Die Straßen lagen wie ausgestorben, denn ein scheußlicher Regen ergoß sich aus grauen, sich jagenden Wolken.
    Die mürrische Stimme des Fahrers unterbrach das mißmutige Schweigen: »Wo geht es denn eigentlich hin, Herr Inspektor? Sie haben mir noch keine genauen Anweisungen gegeben.«
    Corner tauchte aus seinen Gedanken auf. »Fahren Sie bis Sutton zur Polizeiwache. Dort werden wir warten …«
    Gegen siebzehn Uhr erfuhr Corner von Scotland Yard, daß Evelyn Marshall dort angerufen und den Nachfolger von ihm hatte sprechen wollen.
    Sofort wählte er die Nummer der Villa. Das junge Mädchen war selbst am Apparat. Corner meldete sich als Sergeant Battle. Evelyn wollte im Namen ihres Vaters wissen, wann das Begräbnis des erschossenen Inspektors stattfinden würde.
    Corner zögerte mit der Antwort. Dann sagte er mit getragener Stimme: »Er wird nicht vor nächster Woche begraben werden. Erst müssen wir seinen Mörder finden. So lange bleibt der Inspektor über der Erde.«
    Evelyn schien mit den Tränen zu kämpfen. Schwach klang es aus dem Hörer: »Dann kann mein Vater an der Beisetzung teilnehmen … Augenblicklich ist er krank und wird für einige Tage London verlassen.«
    Corner stutzte. Instinktiv kam seine Frage: »Wer vertritt dann Ihren Herrn Vater während seiner Abwesenheit?«
    »Sein Rechtsbeistand, Dr. Woodrof …«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem anerkennenden Lächeln auf den Lippen legte der Inspektor den Hörer auf die Gabel zurück.
    Die erste Besprechung mit den Herren aus Indien hatte in den Abendstunden ihr Ende gefunden. Dr. Woodrof war mit dem Verlauf der Verhandlungen sehr zufrieden. In bester Laune saß er im Büro Sir John Marshalls und dachte an den morgigen Tag.
    Das Schrillen des Telefons riß ihn aus seinen spekulativen Gedanken.
    Einen Moment lang war er verwirrt. Das Telefon? Die Zentrale mußte doch wissen, daß Sir John nicht im Büro war und er nur als sein Vertreter hier am Schreibtisch saß. Warum legte man also noch zu dieser Stunde ein Gespräch auf den Chefapparat? Wieder schrillte die Glocke. Lang und anhaltend … Plötzlich schlug der Anwalt sich mit der flachen Hand an die Stirn: Wie konnte er nur so nervös sein! Natürlich, die indischen Verhandlungspartner würden noch eine Rückfrage haben!
    Rasch griff er zum Hörer und meldete sich unter dem Namen der Firma.
    Aus der Leitung ertönte eine schwere, rauhe Stimme: »Herr Dr. Woodrof?«
    Der Anwalt horchte mißtrauisch auf. Diese kehlige Stimme gefiel ihm nicht. Zurückhaltend fragte er: »Am Apparat … Was wünschen Sie?«
    Nach kurzer Pause dröhnte dieses
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