Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
»Und sie wurden eingeführt, um sich von den Quallen zu ernähren, als deren Population explodierte. Am Ende reichte alles nicht, um die Algenpopulation zu begrenzen. Ich weiß, was hier passiert ist. Falls du dich erinnerst: Du selbst hast mich beauftragt, die Geschichte des Planeten zu erforschen, als ich damals im Rahmen der Dienstverpflichtung herkam.«
    »Natürlich erinnere ich mich. Die Fähigkeit zu vergessen ist ein rein menschlicher Wesenszug.«
    Janer schnaubte und blickte forschend durch die Wolken. Da: drei riesige Lebensformen. Viele Kreaturen waren hier eingeführt worden: fremde, terranische und Adaptationen von beiden. Jene Art, die letztlich die ökologische Katastrophe abwendete, war eine Kombination aus bescheidenen Schnecken, den schon erwähnten schwebenden Quallen und ein paar außerirdischen Lebensformen. Das Ergebnis waren die Schnerlen.
    Zwischen den Schieferwolken trieben drei gigantische Spiralmuscheln wie Zaubertürme dahin. Sie trugen riesige, graue und weiße Schneckenkörper, die mit glitzernden Geweihen die Luft nach dichten Algenmassen sondierten, von denen sie sich ernährten.
    Schnerlen schlüpften aus fußballgroßen Eiern und regneten wie Geleehagel vom Himmel. Sie ernährten sich vom dicken Bodenschlick aus sterbenden Algen und entwickelten dabei Aerogelmuscheln, die sich mit Helium füllten. Sobald sie bis auf Kuhgröße herangewachsen waren, stiegen sie in die Luft auf und gaben den Erdboden zugunsten ergiebigerer Futtergründe auf. Die einheimische Gentechnik hätte mit ihnen ein Ende finden können, wäre sie nicht ein Kernstück der Kultur geworden. Die hier lebenden Menschen wurden von den CGs regiert, den Chefgenetikern, und die Manipulationen nahmen ihren Fortgang. Vor wenigen Jahrhunderten adaptierte ein CG Menschen für das Leben in den schleimigen Adern und Zysten innerhalb der Schnerlen. Heute segelten diese Menschen in ihren seltsamen Schiffen über den Himmel und handelten mit genmanipulierten Artefakten. Sie waren eine langlebige Spezies, deren Lebenserwartung nur durch die ihrer Wirte begrenzt wurde. Janer wandte sich von seinem Ausguck innerhalb der Obermuschel ab, um die Gastaschen hinter sich zu betrachten und sich zu erinnern.
    Er hatte mit der Besatzung dieser Schnerle, der Graaf, zusammengelebt und war auch an Bord gewesen, als die Graaf mit einem Artgenossen kopulierte und anschließend starb. Er erlebte damals mit, wie die Besatzung starb, darunter eine Geliebte von ihm, wurde aber selbst von seinen damaligen Hornissen gerettet. Der fleischige Körper der Graaf war längst verwest und von der Muschel abgefallen. Heute trug die riesige Muschel, in der Janer jetzt stand, Ballast und wurde von Motorschrauben über den Himmel getragen. Gleichzeitig waren hier die Hornissen zu Hause. Tausende Nester belegten die Untermuschel, und wenn ihre Zahl wuchs, wurde jeweils Ballast abgeworfen. Die Muschel war dieser speziellen Schwarmintelligenz als sichere Zuflucht erschienen. In anderen Muscheln hausten weitere Intelligenzen. Abgesehen von der verarmten und kaum noch menschlichen Bevölkerung gehörte dieser Planet den Hornissen. Zwangsläufig nannte man ihn auch Schwarm.
    »Wie viele Muscheln sind es inzwischen?«, erkundigte sich Janer.
    »Hundertzwanzig – und sämtliche Intelligenzen dort sind älter als ich.«
    Janer zuckte zusammen. Wie gut, mal daran erinnert zu werden, dass diese Schwarmintelligenz – die jüngste – seit etwa zehntausend Jahren lebte. Viele waren noch älter: seltsame Intelligenzen, die scheinbar unfähig waren, mit Menschen zu kommunizieren, oder vielleicht einfach keine Neigung dazu verspürten.
    »Die meisten älteren Intelligenzen bleiben allerdings nach wie vor auf der Erde«, bemerkte er.
    »Sie ist ihnen halt vertraut, obwohl mir die Erde fremdartiger erscheint als andere Planeten, die ich besucht habe.«
    »Ja, wir haben viele zusammen gesehen.« Janer wurde allmählich ungeduldig. Seit einigen Stunden schwadronierte die Intelligenz einfach nur und kam nicht zur Sache. Jetzt spürte sie offenkundig seine Reaktion, was für ihn ein weiteres Mal die Frage aufwarf, wie nahe die Schwarmverbindung seinen Gedanken war.
    »Du verfügst über eigenständigen persönlichen Reichtum«, sagte sie.
    »Sicherlich, und alles habe ich dir zu verdanken. Aber es war nicht meine Schuld, dass du keine Nester auf Spatterjay gründen konntest. Geht es darum? Hast du mich deshalb hergerufen?«
    »Spatterjay«, wiederholte die Intelligenz.
    Im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher