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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech
Autoren: Neal Asher
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er, wie er wusste, an Sauerstoffmangel.
    Die erste Tür ging auf, und er hastete hindurch. Dann näherte er sich der zweiten Steuertafel und versuchte, eine Pumpe in Gang zu setzen, die das Wasser aus dem Korridor saugte, aber sie reagierte einfach nicht. Wütend rammte er die Klaue neben der Steuertafel an die Wand und stellte überrascht fest, dass er eine Beule darin erzeugt hatte. Plötzlich tat eine Stelle unter dem Verband richtig weh, dort, wo er eine andere Klaue verloren hatte. Also vergiss das Wasser! Er tippte den Öffnungscode für die zweite Sprengschutztür ein. Einen Augenblick lang geschah nichts, dann erschien die Identhieroglyphe seines Vaters auf dem sechseckigen Monitor. Vrell wurde klar, dass er in eine der automatischen Codewechselfallen getappt war, die sein Vater im ganzen Schiff gelegt hatte. Die Türen würden sich nicht mehr öffnen, solange kein Befehlsimpuls aus Ebulans Sanktum einging.
    Vrell rastete jetzt aus und zerschmetterte Steuertafel und Monitor mit der Klaue. Das verstärkte die Schmerzen unter den Verbänden. Die Beine knickten ein, und er sank zu Boden. Sinnlos; er war erledigt. Erschöpfung spülte über ihn hinweg, und er verlor mal das Bewusstsein und kam mal wieder zu sich. In einem Augenblick der Klarheit wurde ihm klar, dass es sich dabei um das Resultat von Sauerstoffmangel handelte, aber er konnte nichts dagegen unternehmen. Er würde hier ersticken. Die Wahrnehmung versank in Schwärze. Zeit verging, sehr viel Zeit.
     
    »Das muss die fremdartigste Himmelslandschaft sein, die ich je gesehen habe, und doch wurde sie von Menschen geschaffen«, sagte Janer.
    In der Zeit seiner Dienstverpflichtung für das Schwarmbewusstsein und in der sich anschließenden freiwilligen Dienstzeit hatte Janer viele ungewöhnliche Welten gesehen. Hier prägten seltsame Wettermuster, die auf die komische Gasmischung der Atmosphäre und auf Luftalgen zurückgingen, den Himmel mit Wolkenschichten in verschiedenen Blau- und Grünschattierungen und erweckten so einen Eindruck von riesigen schwebenden Inseln. Und jetzt bei Sonnenuntergang bildete die Hälfte des Himmels eine geäderte Explosion von Indigo, Gold und Rubin. Der Himmel allein hätte schon gereicht, aber hier fand man außerdem Schnerlen.
    »Die Gentechnik war auf ihrem Höhepunkt, als die Menschen ursprünglich hier eintrafen«, stellte das Schwarmbewusstsein fest.
    Sie sprach durch die Schwarmverbindung in seinem rechten Ohr. Zwei Hornissen steckten in der transparenten, an die Schulterform angepassten durchsichtigen Box; sie bildeten praktisch zwei Synapsen der Schwarmintelligenz und darüber hinaus eine Facette in ihrem verstreuten Sinnesapparat. Janer betrachtete die Hornissen und nahm dabei die Schaltkreismuster auf Thorax und Abdomen wahr. Erst kürzlich hatte er erfahren, dass diese Muster keine Dekoration bildeten, sondern die äußere Spur von Nanoschaltungen, welche eine Funkverbindung zwischen den Synapsen herstellten; dies war an die Stelle des langsamen Pheromonaustausches von Gedanken getreten, denn die Schwarmintelligenzen hatten es keineswegs abgelehnt, von menschlicher Technologie zu profitieren. Für die Menschen war es hingegen ein Schock gewesen, als sie feststellten, dass sie die Erde mit Schwarmintelligenzen teilten, deren Träger Hornissenschwärme waren – und einige konnten diese Tatsache überhaupt nicht verkraften. Und wiewohl Janer schon lange damit vertraut war, hatte er immer noch ein Problem mit der Vorstellung.
    Er wandte sich jetzt wieder dem spektakulären Himmel zu. Er streckte die Hand aus und wischte Kondenswasser von der gebogenen, durchsichtigen Muschel vor ihm; dann betrachtete er die durchscheinende Blase dahinter, an der Tentakel hingen, bewegt von einem verirrten Windstoß.
    »Das war eine der frühesten Adaptationen«, stellte der Schwarm fest.
    Janer nickte. Er kannte die Geschichte dieses Planeten. Als die Menschen ursprünglich hier eintrafen, war der Planet fast schon erstickt unter den eigenen Luftalgen. Das Ökosystem taumelte damals am Rande einer Katastrophe, da ein Vulkanausbruch diesen schwebenden Diatomeen reichlich Nahrung bot und ihre Population entsprechend explodierte. Computermodelle sagten damals die Vernichtung aller anderen einheimischen Lebensformen innerhalb von fünftausend Jahren voraus.
    »Eingeführt, um sich von den Algen zu ernähren – eine Anpassung der Portugiesischen Galeere { * } .« Janer deutete an der Kreatur vorbei auf eine Schar kreisender Krähen.
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