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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech
Autoren: Neal Asher
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den Körper ein und pumpte die Blutegelbahnen mit Kollagenschaum und einem Wachstumsförderer voll. Die Risse an der Rückseite des Körperpanzers füllte er mit schnell trocknendem Porzellan. Anschließend suchte er sich Panzerflicken von passender Größe und dichtete damit die übrigen Verletzungen ab. Jetzt war er völlig erschöpft und traf gerade Anstalten, sich zum Schlafen niederzulegen, als sich der Hungerkrampf verstärkt zurückmeldete. Jede Art von Fleisch hätte als Abhilfe ausgereicht, aber zufällig fanden Prador das Fleisch der eigenen Artgenossen besonders schmackhaft. Vrell entschied, dass sein Hunger wichtiger war als jedwede Information, die er vielleicht von dem Zweitkind erhielt, und so hockte er sich neben den Panzer seines Geschwisters, brach ihn mit der großen Dreierklaue auf und machte sich daran, die Innereien zu verspeisen.
    »Vater«, wiederholte das Prador-Zweitkind in einem fort. »Vater. Vater.« Bis Vrell den wichtigsten Nervenknoten verschlang.
     
    Irgendwo lief immer noch ein Reaktor, denn endlich gelang es Vrell nach mehrtägiger Suche, eine Energiequelle für die Bank sechseckiger Bildschirme vor sich zu finden. Er steckte die verbliebene Hand in eine Konsolengrube und rief die Diagnoseprogramme des Schiffs auf. Er studierte die vor ihm durchlaufenden Prador-Hieroglyphen und stellte schnell fest, dass die Rakete, die das Schiff vom Himmel geholt hatte, dicht am Sanktum seines Vaters Ebulan eingedrungen war. Die betroffene Sektion war jetzt durch luftdichte Türen abgeschottet – denn die Anlagen des Schiffs reagierten auf den Schaden genau so, wie sie es auch im Weltraum getan hätten, obwohl die abgetrennte Sektion mit Wasser volgelaufen war und nicht dem Vakuum offen stand. Auf dem oberen Rumpfloch war ein Reparaturgewebe gewachsen; ein Abdichtungsmittel war zwischen die Schichten dieses Gewebes gepumpt worden und dort kristallisiert. An der Stelle, wo die Rakete unten wieder aus dem Schiffsrumpf austrat, hatte sich jedoch kein vollständiges Gewebe gebildet, und es war somit auch kein Dichtungsmittel hineingepumpt worden.
    Vrell entschied: Vorläufig würde er nur von dem Inneren des Schiffs aus arbeiten, welche Reparaturen er auch immer vornehmen musste. Nur wenn er hier drin alles erreicht hatte, was machbar war, würde er sich hinauswagen, und auch dann nur, falls es sich als absolut unumgänglich erwies. Die Reparaturen mussten jedoch durchgeführt werden, denn er benötigte Zugang zu Ebulans Sanktum, wo sich die Zentralsteuerung des Schiffs befand. Er durfte auch die angrenzenden Lagerräume nicht vergessen, in denen Sklavenregler und Steuergeräte zu finden waren. Allerdings musste er selbst dann, wenn er innerhalb des Rumpfs arbeitete, wieder ins Wasser tauchen. Bei dem Gedanken schauderte ihn. Als Erwachsener konnte er seine Gliedmaßen nicht nachwachsen lassen und sich somit auch nicht leisten, noch mehr davon zu verlieren. Das Unternehmen war jedoch unausweichlich, falls er überleben wollte.
    Er sah auf den Monitoren nach und entdeckte zwei Sprengschutz-Doppeltüren, eine davon zugänglich von dieser Seite des Schiffs, sodass er die abgeschottete Zone betreten konnte, ohne noch mehr Schiffsteile unter Wasser zu setzen. Er schlug die Codes für jede dieser Türen nach und prägte sie sich ein; dann schwenkte er herum, um sich das nötige Werkzeug zu suchen. Zum Glück hatte er das Schiff an der Triebwerksseite betreten, wo der größte Teil der Wartungs- und Reparaturausrüstung gelagert wurde. Schnell fand er einen Molekularweichmacher, einen Mehrzweckschweißer und -Schneider sowie zwei Rumpfmetallbleche, die er sich auf den Rücken packte. Hoffentlich fand er rings um die Bresche noch genug Rumpfmetall, das er wieder in Form bringen konnte, sodass er nur diese beiden Bleche zusätzlich benötigte. Falls sich diese Hoffnung zerschlug, musste er den Weg jedoch nur häufiger zurücklegen, sooft es halt nötig wurde. Er erlebte ein plötzliches Aufflammen untypischer Verärgerung darüber und fragte sich, woran das lag.
    Vrell hatte nie erwartet, dass es leicht sein würde, aber die potenziellen Vorteile waren enorm. Er konnte ins Prador-Königreich zurückkehren und den Reichtum, den Besitz, sowie die Frauen seines Vaters erben. Seltsamerweise empfand er diesen letztgenannten Gedanken nicht mehr als so reizvoll wie früher. Vrell schüttelte sich und widmete sich wieder seiner Aufgabe, indem er sich die Ausrüstung ans Waffengeschirr hängte. Als Nächstes suchte
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