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Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Titel: Die groeßten Faelschungen der Geschichte
Autoren: Frank Fabian
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besonders wichtig.
    Niemand, so urteilten viele große Geister, kann bis heute Voltaire das Wasser reichen. Und so viel ist wahr: Bis heute wurde sein Einfluss auf die Geschichtsschreibung von keinem einzigen Schreiberling übertroffen.
    OPTIMISTEN UND PESSIMISTEN
    Verzichten wir an dieser Stelle absichtlich darauf, die Geschichtsphilosophien von Turgot, Rousseau, Kant, Dilthey, Troeltsch, White, Burckhardt, Nietzsche, Benjamin, Horkheimer, Adorno und so fort aufzuarbeiten.
    Zu Kant nur so viel: Ihm erschien Geschichte als ein Gewebe „kindischer Bosheit und Zerstörungswut“ und als „Possenspiel“. Was für eine einseitige Betrachtungsweise!
    Rousseau glaubte, Geschichte bestehe nicht aus Fortschritt, sondern beschreibe nur den Verfall. Woher nahm er seine Gewissheit?
    Horkheimer und Adorno glaubten ebenfalls, die Gesellschaft befinde sich auf dem absteigenden Ast und das Endziel sei negativ; vielleicht wurden sie von den beiden entsetzlichen Weltkriegen im 20. Jahrhundert beeinflusst. Das beweist, dass die Geschichte selbst einen Einfluss auf die Geschichtsphilosophie besitzt.
    Aber all dieser Negativismus ist bestimmt nicht logisch begründbar.
    Grundsätzlich bekämpften sich die Optimisten und Pessimisten unablässig, wenn es darum ging, die „richtige“ Geschichtsphilosophie zu begründen. Auf der einen Seite gab es die Optimisten und
Fortschrittsgläubigen, die auf die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die künftigen atemraubenden technischen Möglichkeiten und den zunehmenden wirtschaftlichen Reichtum verwiesen, womit die Annahme einer ständigen Höherentwicklung verbunden war. Auf der anderen Seite standen und stehen die Pessimisten und Untergangsapostel, die auf die negativen Auswirkungen der Technik aufmerksam machten, auf soziale Probleme und den allgemeinen Verfall.
    Vielleicht verrät ein Mensch nur etwas über sich selbst und sein Inneres, wenn er ein Pessimist oder ein Optimist ist? Möglicherweise sind seine „philosophischen“ Aussagen also vollkommen wertlos, und er erzählt uns nur, ob er glücklich oder unglücklich ist.
    Erlauben wir uns, auch hier ein wenig zu philosophieren und uns eine eigene Meinung zu bilden. Unserer Ansicht nach liegt die Wahrheit in der Mitte: Es gibt zweifellos Figuren und Gestalten, die hart daran arbeiten, dass sich Dinge verschlechtern, und zweifellos Figuren und Gestalten, die hart daran arbeiten, dass sich Dinge verbessern. Gewinnen die Cowboys mit den schwarzen Hüten, ist das Endziel der Geschichte negativ. Gewinnen die Cowboys mit den weißen Hüten, führt Geschichte nach „oben“. Geschichte ist in diesem Sinne ein ständiger Kampf zwischen Gut und Böse. Es gibt also keine objektive Geschichte und kein objektives Geschichtsziel: Geschichte wird gemacht, verursacht und in die Wege geleitet.
    GESCHICHTSPHILOSOPHEN IM 18. UND 19. JAHRHUNDERT
    In Deutschland machte rund ein Jahrhundert nach Voltaire Leopold von Ranke (1795–1886) von sich reden. Einige bezeichnen ihn als Begründer der modernen deutschen Geschichtswissenschaft. Ranke forderte erneut, aufzuzeigen, „wie es eigentlich gewesen ist“, forderte Objektivität ein, einen quellenkritischen Ansatz und Systematik. Sein Renommee war und ist bedeutend in Deutschland.

    Gleichzeitig gab es in Deutschland einen beträchtlichen Rückschritt, der mit dem Namen Georg Wilhelm Friedrich Hegel verbunden ist. Hegel (1770–1831) nahm an, dass es in der Geschichte vier Reiche gegeben habe, die orientalische, die griechische, die römische und die germanische Welt – ein Konzept, das so kurz greift, dass man darüber heute kaum mehr diskutieren muss. Er verkündete mit einer Selbstsicherheit, die uns lächeln lässt, das der Endzweck der Weltgeschichte die Versöhnung von Natur und Geist sei und ein ewiger Frieden. Den Beweis hierfür blieb er schuldig.
    Hegel lehrte mit der Naivität des geborenen Dogmatikers, dass die Geschichte eines Volkes normalerweise in drei Perioden ablaufe: Zunächst lebe ein Volk ohne Zwiespalt nach seinem inneren Prinzip, in der zweiten Stufe lebe es im Genuss des Erreichten und in der letzten Periode würden Tugend- und Moralvorstellungen angeblich in Frage gestellt; Wissenschaft und Philosophie blühten hier, aber der Untergang lauere bereits am Horizont. Nach Hegel kann ein Volk nur ein einziges Mal diese dritte Periode durchlaufen und eine weltgeschichtliche Rolle spielen. Danach gehe es unter, es erscheine wieder ein neues Volk, falls es eine weitere Stufe gebe. Nun,
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