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Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Titel: Die groeßten Faelschungen der Geschichte
Autoren: Frank Fabian
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diese Theorie wird durch die Geschichte Chinas und Ägyptens widerlegt, die viele Male eine weltgeschichtliche Rolle spielten, sowie durch die Geschichte Deutschlands, US-Amerikas, Russlands oder Englands. Oh Georg Wilhelm Friedrich, hättest du doch geschwiegen!
    Hegel inspirierte Karl Marx, dessen Historischen Materialismus wir bereits behandelt haben. Marx nahm an, dass Geschichte nach bestimmten Gesetzen regelmäßig fortschreite und es vier verschiedene Entwicklungsstadien gebe – Urgesellschaft, Sklavenhaltergesellschaft, Feudalgesellschaft und Kapitalismus. Die letzten drei Stadien sind nach Marx durch Klassenkämpfe bestimmt, nach dem Kapitalismus folge deshalb notwendig der Kommunismus. Marx ist heute in Bezug auf seine Geschichtsphilosophie mausetot, die Geschichte selbst hat ihn widerlegt.
    Erwähnenswert ist noch J. G. Droysen (1808–1884), der Geschichte vor allem als eine Geschichte des Geistes und der Ideen sehen wollte.
Große Personen bestimmen nach ihm maßgeblich den Gang der Geschichte. Seine Geschichtsphilosophie wird gern als Historismus bezeichnet. Auch der Historismus drängte darauf, die Quellen kritisch zu prüfen und erst danach vorsichtig die geschichtlichen Zusammenhänge aufzuzeigen.
    In direktem Gegensatz dazu entwickelte sich eine Geschichtsphilosophie, die darauf beharrte, dass nur Massen Geschichte machen. Vor allem Soziologen und Marxisten machten sich hierfür stark. Was ist dazu anzumerken?
    Inzwischen spricht man kaum mehr von Massen. Man hat längst erkannt, dass jede Masse aus verschiedenen Gruppen oder Zielgruppen zusammengesetzt ist. Die amorphe, undefinierbare Masse von gestern ist wissenschaftlich tot. Jede Masse besteht nach heutiger Erkenntnis aus einzelnen Zielgruppen, jede Zielgruppe verfügt über einen (oder mehrere) Opinion Leader (OL), über Meinungsmacher oder Leitfiguren, von der sich eine Zielgruppe lenken und beeinflussen lässt. Diese OLs sind für die Richtung verantwortlich, in die sich eine Zielgruppe bewegt.
    Mit anderen Worten: Zahlreiche Meinungsführer machen Geschichte, nicht Massen. Die Wissenschaft der Public Relations besiegte die Behauptungen der Soziologie.
    GESCHICHTSTHEORIEN IM 20. JAHRHUNDERT
    Im 20. Jahrhundert schossen weitere Geschichtsphilosophien aus dem Boden. Die Franzosen Lucien Febvre (1878–1956) und Marc Bloch (1886–1944) forderten etwa, mehr zu quantifizieren und zu messen, um so Geschichte objektiver an Zahlen festmachen zu können. Die Besiedlungsdichte einer Stadt dünkte ihnen zum Beispiel wichtig, aber auch anderes statistisches Zahlenmaterial.
    Andere forderten erneut, sich mehr auf die Gesellschaft (= Massen, die Masse) zu konzentrieren oder auf die Sozialgeschichte. Zu oft verkam
eine solche Art der Geschichtsschreibung jedoch zur Ideologie: Andere Arten der Historiografie wurden abqualifiziert und die Gesellschaft als das einzig wichtige Momentum der Geschichte begriffen – was offensichtlich zu kurz greift.
    Natürlich erblickten im 20. Jahrhundert noch weitere Geschichtsphilosophien das Licht der Welt. Verzichten wir darauf, noch einmal die Nazi-Geschichtstheorie (1933–1945) nachzuvollziehen – wir haben diese Arbeit bereits in einem früheren Kapitel erledigt. Als der Rassenwahn untergegangen war, suchte man ihm Rahmen der Geschichtswissenschaft nach neuen Orientierungspunkten. Geschichte wurde nun teilweise dazu benutzt, eine künftige Nazi-Herrschaft zu verhindern und dem alten Denken das Wasser abzugraben.
    Das Fach Geschichte begann sich nach 1945 stark auszudifferenzieren. Untersucht wurden jetzt auch Wirtschaftsgeschichte, Technikgeschichte, Militärgeschichte, Kulturgeschichte, die Geschichte der Frauen, Alltagsgeschichte, Landesgeschichte, die lokale Geschichte und noch einige Geschichtsarten mehr. 8 Sofern nur der Anspruch erhoben wird, einen Teilaspekt der Geschichte zu begreifen, ist daran nichts falsch, Spezialisierungen stellen eine Erweiterung des Horizonts dar. Kritisch wird es nur, wenn übergeordnete Zusammenhänge ignoriert werden oder die eigene Geschichtsphilosophie als die einzige, allein seligmachende Wahrheit hingestellt wird.
    Und wie ist über die Geschichtsschreibung im 21. Jahrhundert zu urteilen?
    MODERNE ANSÄTZE
    Noch immer liegt der Schwerpunkt deutscher Universitäten auf der Geschichte Deutschlands, und die wird überstrapaziert. Je und je wird zwar die europäische Geschichte gestreift, aber sie wird nicht intensiv genug behandelt. Die Internationalität bleibt so im Allgemeinen
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