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Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Titel: Die groeßten Faelschungen der Geschichte
Autoren: Frank Fabian
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„objektiven“ Jahreszahlen eingeteilt, wie wir das heute kennen, sondern nach den Regierungsdaten eines Pharaos. Man sprach also beispielsweise vom Jahr 1 des Pharaos Thutmosis I., danach vom Jahr 2 des Pharaos Thutmosis I. und so weiter. Gelangte der nächste Pharao an die Macht, ging die Zählung von vorn los und man sprach vom Jahr 1, 2 und 3 und so fort des Pharaos Thutmosis II. Geschichte hatte außerdem etwas mit der Stellung der Sterne und der Astronomie zu tun sowie mit den Göttern, die angeblich
von den Sternen gekommen waren. Eine lupenreine Geschichtsphilosophie!
    Die Chinesen wiederum gingen ganz anders vor. Sie besaßen eine verhältnismäßig sorgfältige Geschichtsschreibung, die bereits Jahrtausende alt war, bevor wir in Europa gewissermaßen unsere Höhlen verließen! China wurde einst das Paradies der Historiker genannt, da es hier lange vor unserer europäischen Kultur eine hochoffizielle Historiografie gab, die erstaunliche Höhen erreichte. Alles, einfach alles wurde aufgezeichnet – spätestens ab dem Jahre 776 v. Chr. Aber viele chinesische Geschichtsschreiber berichteten ohne mit der Wimper zu zucken auch von Ereignissen, die 3000 v. Chr. stattfanden. Selbst die Erschaffung der Welt (sie fand der chinesischen Geschichtsschreibung zufolge vor rund 2.229.000 Jahren statt) wurde von ihnen beschrieben. Und die ersten Menschen? Die ersten kultivierten Menschen entwickelten sich nach chinesischen Historikern aus Läusen. Demnach stammen wir nicht vom Affen ab, sondern von der Laus! Es ist schwierig zu bestimmen, wer hier recht hat …
    Die frühe chinesische Geschichtsschreibung ist voller Mutmaßungen, Mythen und Legenden, sie versuchte aber immerhin, auf vielen Gebieten auch die kulturellen Fortschritte festzuhalten. Am wichtigsten waren lange Zeit die verschiedenen Kaiser und mit ihnen die Geschichte rund um den Drachenthron. Die religiöse Geschichte besaß ein weitaus geringeres Gewicht als etwa im alten Indien oder im alten Ägypten. Auch hier begegnen wir einer eigenständigen Geschichtsphilosophie.
    Abgesehen von den verschiedenen Geschichtsphilosophien in den einzelnen Kulturen, die durchaus unterschiedliche Akzente setzten, muss man auch die individuellen Geschichtsschreiber berücksichtigen. Es existieren ein paar Tausend Ansichten und Weltsichten, wie „richtige“ Geschichtsschreibung zu sein hat – sagen wir spaßeshalber 2.000. 2.000 plus 300 = 2.300. Es existieren also 2.300 Geschichtsphilosophien, nicht nur 30! Das ist die erste Lüge.

    Wir müssten theoretisch jeden einzelnen Chronisten und Geschichtsschreiber untersuchen, um unserem Anspruch, Geschichtsphilosophien zu untersuchen, halbwegs gerecht zu werden. Da das nicht zu leisten ist, sind wir darauf angewiesen, nur die interessantesten herauszupicken.
    DIE ZWEITE LÜGE
    Während die frühesten Geschichtsschreiber auf Teufel komm raus logen, wenn es etwa um die Entstehung der Welt ging – die Berichte widersprechen sich allesamt vehement –, so setzten griechische und römische Geschichtsschreiber ihren Ehrgeiz darein, etwas objektiver zu berichten. Etwas!
    Als Vater der Geschichtsschreibung gilt in unseren Breiten noch immer Herodot (ca. 485–424 v. Chr.). Er beschrieb unter anderem die Kriege der Griechen gegen die Perser. Herodot reiste viel, befragte Gewährsmänner vor Ort und bezog sich je und je auch auf schriftliche Quellen, wenn auch in bescheidenem Ausmaß. Spätere Historiker stellten fest, dass er oft ungenau war und sich gern in Sagen, Anekdoten und unterhaltsamen Begebenheiten verlor, über die man viel behaupten kann, aber sicherlich nicht, dass sie der Wahrheit entsprechen. Wer Herodot je im Urtext gelesen hat, wird vielfach schmunzeln und sich gut unterhalten fühlen, aber er wird ihm nicht alles abkaufen. Die einzige Ausnahme: Herodot berichtete über eine Ameise, so groß wie ein Hund, die in Indien nach Gold schürfte. In dieser Beziehung hielt er sich natürlich strikt an die Wahrheit! Kurz und gut, Herodot wollte nicht nur ruhmreiche Taten festhalten, sondern auch unterhalten, er wollte nicht nur Geschichte erzählen, sondern auch Geschichten. 1
    In strengem Gegensatz zu Herodot steht der griechische Geschichtsschreiber Thukydides (ca. 460–397 v. Chr.) Er berichtete vor allem über den mörderischen Bruderkrieg zwischen Athen und Sparta. Thukydides
versuchte, weitaus objektiver und neutraler als Herodot zu berichten; er suchte Angaben zu verifizieren, reiste viel, recherchierte vor Ort und
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