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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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Truud telefoniert, verlässt er grundsätzlich das Büro und erledigt die Telefonate von seinem Auto auf dem Parkplatz des Bürogebäudes aus.
    Der beste Handyladen der Stadt erteilte über einen Mittelsmann die Auskunft, dass Truud pro Monat etwa acht bis fünfzehn neue Handys bekommt, je nach Anforderung. Wir können also davon ausgehen, dass er die Handys nach jeweils wenigen Telefonaten zerstört, um jede Identifikation und Nachprüfbarkeit von Verbindungen zu vermeiden.
    Abgesehen von der C4-Produktion kümmert sich Truud um ein sogenanntes Hygiene-Institut, das offensichtlich mit Suchtstoffen experimentiert (siehe Stadtplan und Fotos). Es gilt bei unseren Informanten als sicher, dass bestimmte Stoffe aus dem Institut an Strafgefangenen getestet werden. Insider vermuten, dass Truud mit neuen chemischen Stoffen auf den Drogenmarkt gehen will. Typisch für seine Vorgehensweise ist, dass seine Aktionen von staatlicher Seite abgesegnet sind.
    Die Herstellung des C4 findet in einem alten, unauffälligen Firmengelände nordwestlich von Tirana in etwa fünfzehn Kilometern Entfernung von der Hauptstadt in bergigem Gebiet statt. Es handelt sich um drei Hallen. Das Gelände liegt offen neben einer kleinen Straße und ist von einem hochwertigen Starkstrom-Elektrozaun umgeben. Es wird zusätzlich mit automatischen Kameras (aus Deutschland) abgesichert. An einer Einfahrt steht ein Pförtner, der bewaffnet ist und niemals allein seinen Dienst versieht. Gewöhnlich habe ich drei Männer registriert. Der Betrieb läuft rund um die Uhr in zwei Schichten (siehe beigefügte Fotos und den aufgenommenen Bericht eines Informanten).
    Wenn der Sprengstoff aus der Herstellung abgefahren wird, so werden dafür grundsätzlich Lastwagen einer Firma namens AUTOSILO benutzt. Besitzer der Firma und der Trucks ist Truud. Sie fahren den Stoff in einen südlichen Stadtteil von Tirana, entladen dort in eine Lagerhalle (genaue Adresse und Lageplan siehe aktuelles Archiv).
    Aus diesem Lager werden die Käufer bedient. Die kommen jedoch mit diesem Zwischenlager des Stoffes niemals in Berührung. Der Stoff wird für sie in der Regel in einem weiteren Lager bereitgehalten (genaue Lage siehe Fotografien und Stadtplan). Die Trucks fahren dort vor, werden von Truuds Leuten beladen und verschwinden wieder.
    Aufgrund der Nähe zum Meer werden sehr viele Frachten von Truud auf Schiffe verladen. Das sind in der Regel Kümos, Küstenmotorschiffe. Diese Art der Verfrachtung ist besonders gut geeignet, die Wege des Stoffes beständig in einer Grauzone zu halten. Die Regel ist, dass Trucks von AUTOSILO zu den Schiffen fahren und die Frachten, gewöhnlich auf Paletten, umgeladen werden.
    Diese Schiffe fahren ständig in Küstennähe zwischen Staaten hin und her, sodass es möglich ist, mit drei bis vier oder mehr Umladungen die Ware von den offiziellen Listen langsam verschwinden zu lassen. Man hat also die Möglichkeit, in einem ganz unbedeutenden Hafen große Mengen des Stoffes anzulanden, die dann, wiederum in kleine Portionen aufgeteilt, erneut auf die Reise gehen oder aber von großen Transportschiffen zu anderen Kontinenten verfrachtet werden.
    Im Wesentlichen wird der Sprengstoff unter der Bezeichnung EARTHCARE als hochwertiger Pflanzen- und Blumendünger in undurchsichtigen weißen Plastiktüten von jeweils acht Kilogramm gehandelt. Die Qualität des Sprengstoffs soll hervorragend sein.
    Ich habe in der Verladestation für die Kunden, die die Ware in Trucks abfahren lassen, eine solche Plastiktüte an mich genommen, habe den Sprengstoff ausgeschüttet und nur einen Rest zur chemischen Untersuchung mitsamt der weißen Plastiktüte mit dem Logo EARTHCARE mit nach Berlin gebracht, damit die Möglichkeit besteht, den Stoff und die Verpackung genau zu untersuchen. Diese kurze nächtliche Aktion ist nicht bemerkt worden.
    Meine persönliche Einschätzung von Truud läuft darauf hinaus, dass wir den Mann unter allen Umständen wie bisher mindestens einmal im Jahr einer Großen Anfrage unterwerfen sollten. Er sollte auch in die Listen der befreundeten Dienste Eingang finden. Der Mann ist eindeutig hochgradig gefährlich.
    Ich komme jetzt zu der Frau, auf die ich anfangs einging: Britt Sauwer, schwedischer Herkunft, wohnhaft in Stockholm, Alter ungefähr dreißig. Der Dienst hat meiner Kenntnis nach über diese Frau keinerlei Angaben, sie ist also ein unbeschriebenes Blatt.
    Nach den Quellen vor Ort ist eine Frau, die C4 kauft, ganz ungewöhnlich. Noch
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