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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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Lüfte ritt. Irgendwann hatte er einmal zu Dehner gesagt: »Also, so was wie du will ich auch mal werden.« Sie saßen sich in der Küche am Esstisch gegenüber und aßen zusammen.
    »Wo warst du?«
    »In Albanien.«
    »Wo ist das denn?«
    »Es liegt am Adriatischen Meer, gegenüber von Italien.«
    »Was hast du da gemacht?«
    »Ich habe Leute getroffen, die mit Sprengstoff umgehen und ihn herstellen. Das Zeug heißt C4 und ist so ähnlich wie Dynamit. Du erinnerst dich doch an die Knete, mit der du als Kind immer gespielt hast. C4 sieht ähnlich aus, mal bräunlich, mal dunkelgrün, man kann es formen, wie man will. Man kann damit Steine sprengen, also in Steinbrüchen. Mit den Steinen kannst du dann ein Haus bauen.«
    »Willst du so was haben?«
    »Ja, mal sehen. Mein Chef will wissen, was man damit alles machen kann. Vielleicht kaufen wir was von dem Zeug.«
    Wieder entstand das Bild der Frau vor seinen Augen, diese Eiseskälte, mit der sie ihre Blicke abschätzend über den Frühstücksraum des Hotels hatte gleiten lassen. Nicht der Hauch eines Lächelns auf ihrem Gesicht. Sie widmete sich für einige Minuten der Morgenzeitung, nippte in einem festen Rhythmus an ihrem Kaffee, nahm eine Winzigkeit Müsli zu sich und schien ganz offensichtlich kein Interesse daran zu haben, mit irgendjemandem auch nur ein Wort zu wechseln.
    »Ich muss jetzt arbeiten, Samy«, erklärte Dehner schließlich.
    Als Samy gegangen war, setzte er sich an seinen Laptop und begann zu schreiben. Für ihn war es wichtig, das Memorandum über einen Einsatz dann zu schreiben, wenn es ihm auf den Nägeln brannte, nur so wurden die Schilderungen authentisch. Und die Frau brannte ihm auf den Nägeln, obwohl sie ihn in erotischer Hinsicht nicht interessierte. Thomas Dehner bezeichnete sich selbst als BS , was ihm zufolge »bekennender Schwuler« bedeutete.
    »Mein Aufenthalt in Albanien galt im Wesentlichen der Erkundung eines Sprengstoffs, der weltweit unter der Bezeichnung C4 bekannt ist und ursprünglich von der Firma Semtex in Tschechien industriell hergestellt wurde (und immer noch wird). Mittlerweile sind Lizenzen zur Herstellung in alle Welt verkauft, aber der Stoff wird zunehmend und in hohem Maß auf der Welt kopiert und somit illegal hergestellt.
    Selbstmordattentäter verwenden vorwiegend C4. Unsere diensteigenen Chemiker werden ihre wissenschaftlichen Bemerkungen hinzufügen, ich beschränke mich hier auf das Notwendigste und gebe eine Schilderung meiner Tage in Tirana wieder.
    Ich hatte das Ziel, einen Mann zu untersuchen, der in der Szene der Sprengstoffhersteller eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Es handelt sich um Jongen Truud, einen gebürtigen Holländer, der bisher durch fahrbare Heroinküchen aufgefallen ist, nun aber auch auf dem Sektor Sprengstoff in das internationale Geschäft einsteigen will.
    Dabei traf ich auf eine Frau, die im Hotel den Namen Britt Sauwer angegeben hatte, Geburtsland Schweden, wohnhaft in Stockholm. Alter ungefähr dreißig, etwa 163 Zentimeter groß, schlank, durchtrainiert. Die Frau kaufte zwanzig Zentner C4. Sie bezahlte bar in US -Dollar.
    Ein Angestellter von Jongen Truud erwähnte mir gegenüber, dass die Frau geäußert habe, sie wolle den Sprengstoff nach Deutschland bringen. Wohin, wurde nicht erwähnt.
    Einige Grunddaten über den Sprengstoff C4 (das heißt: Composite Compound 4): C4 ist in der Herstellung ziemlich einfach. Man braucht Hexogen, Bis-Ethylhexyl, Polyisobutylen und Mineralöl. Die genauen Anteile kann sich jeder aus dem Internet herunterladen. Die Stoffe sind jedem Chemiker zugänglich.
    Die Besonderheit dieses Stoffes liegt darin, dass er vollkommen gefahrlos transportiert, gelagert und bearbeitet werden kann. Man kann damit also eine Zahnpastatube füllen oder eine Schuhcremedose, man kann Kinder damit kleine Figuren basteln lassen. Das alles ist vollkommen ungefährlich. (Bei Briefbomben wurde in den letzten Jahren häufig C4 nachgewiesen.)
    Ein weitere Besonderheit des Stoffes: Bei keiner Fahrzeugkontrolle oder Zollstelle fällt das Zeug auf, es ist faktisch geruchlos und kann auch beim Röntgen durch entsprechende Anlagen zum Beispiel von Zollbehörden oder Polizei nicht festgestellt werden. Man könnte also buchstäblich einen ganzen Schuh damit modellieren und wird nicht auffallen, man könnte ebenso eine schusssichere Weste damit auskleiden, und niemand würde es merken.
    Um eine annähernde Vorstellung der Masse C4 zu vermitteln, sei darauf hingewiesen, dass ein
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