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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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wahrscheinlich eine Stadtführerin. »Das ist ein Alarm! Verschwinden Sie!«, rief Svenja.
    »Komm, Junge, komm schon. Gleich bist du durchs Tor, komm schon. Das machst du wirklich gut.« Müller dirigierte Thomas Dehner mit leiser, ruhiger Stimme. »Du hast jetzt noch acht Meter, um neben das Wachhäuschen zu kommen.«
    »Ich sehe dich«, sagte Dehner. »Das klappt schon, das ist wie Baggerfahren.«
    »Ich habe noch nie einen Bagger gefahren«, sagte Müller.
    »Stopp! Stopp, verdammt noch mal.« Es war Krauses Stimme.
    »Was ist?«, fragte Müller.
    »Bleiben wir sachlich«, sagte Krause. »Svenja! Bewegen Sie sich zurück zu Müller und Dehner.« Er wartete geduldig, bis Svenja schnell an dem Wachhäuschen vorbei auf das Gelände des Kanzleramtes gelaufen war. »Ich wundere mich, dass ihr immer noch am Leben seid. Kann Dehner mal den Motor abstellen?«
    »Kann ich«, sagte Dehner.
    Es wurde sehr still.
    »Also«, sagte Krause. »Wenn es stimmt, dass der Fahrer eine halbe Stunde vor Beginn der Aktion den Lkw verließ, dann ist bis jetzt etwa eine Stunde vergangen. Warum ist die Ladung dann noch nicht hochgegangen? Entweder ist kein Zünder eingebaut, oder er ist nicht gezündet worden, weil er durch einen technischen Defekt nicht mehr mit irgendeinem Auslöser in Verbindung steht.«
    »Verstanden«, sagte Müller.
    »Passt das zu Madeleine Wagner? Ist das unsere Kiri?«
    »Auf keinen Fall«, sagte Svenja. »Sie will sehen, was sie anrichtet.«
    »Sehr richtig«, stimmte Krause zu. »Meiner Überzeugung nach steht sie irgendwo nahe bei Ihnen. Sie will das erleben, sie hat sich richtig Mühe gegeben, sie hat etwas Sensationelles auf die Beine gestellt. Und sie braucht auf jeden Fall einen Beweis, nicht wahr? Sie wird filmen, denke ich. Suchen Sie. Aber bitte so, dass sie erst im letzten Moment bemerkt, dass wir sie geortet haben.«
    »Okay«, sagte Müller. »Wird gemacht. Thomas, steig aus.«
    Es war gespenstisch ruhig, keine Sirene heulte, niemand ging auch nur einen Schritt schneller. Es gab keine Bewegung, die auf Eile hindeutete.
    Sie gingen gemächlich nebeneinander zum kleinen Bau der Wachhabenden zurück.
    Der Uniformierte, der sie empfangen hatte, machte zwei, drei Schritte und bemerkte beunruhigt: »Wir haben den Befehl zu gehen. Was ist denn?«
    »Sprengstoff!«, sagte Svenja.
    »Ach, du lieber Gott!«, sagte der Mann erschrocken.« Dann lächelte er etwas verkrampft. »Sie machen einen Scherz, nicht wahr?« Er war blass.
    »Kein Scherz«, sagte Dehner.
    »Ja«, bestätigte Müller. »Bringen Sie Ihre Ärsche in Sicherheit. Das ist nichts für einen Heldentod.«
    Sie gingen an dem kleinen Wachhaus vorbei und blieben stehen. Sie sahen sich aufmerksam um, hoben aber nicht einmal die Köpfe.
    »Sie wird also fotografieren oder filmen«, sagte Svenja. »Sie kann da vor der Schweizer Botschaft stehen, da sind immer noch drei Leute. Oder irgendwo bei den Leuten auf dem Rasen vor dem Parlament. Sollen wir die Autos aktivieren?«
    »Noch nicht«, sagte Müller. »Ich nehme an, dass sie immer noch rote Haare hat, oder?«
    »Stimmt, sie hatte keine Zeit, die Farbe zu ändern«, sagte Svenja.
    »Sie steht da in der Gruppe dieser drei Leute vor der Schweizer Botschaft.« Dehner sprach ohne jede Betonung und fast, ohne die Lippen zu bewegen. »Die Frau ist meine Obsession, die würde ich überall erkennen. Seht ihr sie? Sie trägt einen leichten, dunklen Mantel. Sie steht neben einem großen Mann in einem Trenchcoat. Sie trägt ein Kopftuch, ein rotes. Und sie filmt.«
    »Wie machen wir das?«, fragte Svenja und sah auf den Asphalt zwischen ihren Füßen.
    »Schnell«, sagte Müller. »Nicht hinsehen. Ich sage los, und dann geht es ab.«
    Sie standen jetzt zusammen wie drei Leute, die sich einfach nur miteinander unterhielten.
    »Chef, wir sehen sie. Wir holen sie«, sagte Müller.
    »Das ist gut«, sagte Krause. »Denkt daran, sie wird schießen.«
    »Wir denken immer an alles!«, sagte Svenja.
    »Los!«, sagte Müller. Er startete am schnellsten, weil er den Befehl gegeben hatte, aber nach den ersten Schritten lagen Svenja und Dehner mit ihm auf gleicher Höhe.
    Die Frau reagierte viel zu spät. Sie hörte auf zu filmen und ließ die Kamera einfach fallen. Sie klappte den Mantel auf und hielt plötzlich irgendetwas in der Hand, etwas Großes, Klobiges.
    »Waffe!«, schrie Müller.
    Sie lief an der Fassade der Botschaft entlang, hielt inne und drehte sich um.
    Svenja schrie: »Waffe!«
    Dann feuerte die Frau. Es war
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