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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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einfach, ihr kennt ihn nicht und habt auch keine Lust, ihn kennenzulernen. Und ich werde Müller sagen, er soll mit Atze in Tripolis reden, nur auf den Busch klopfen. Atze muss gewarnt werden. Sonst noch was?«
    »Dann muss ich dich in deinem trauten Heim technisch aufrüsten«, sagte Sowinski. »Drei, vier Handys, direkte Funkstrecke, offene Leitung, automatische Überwachung aller Geräte, Laserabschirmung aller Außenwände deiner Luxusvilla und so weiter und so fort. Da kannst du endlich einmal erleben, was alles nötig ist, damit du so arbeiten kannst, wie du es gewohnt bist. Es steckt nämlich eine Menge Technik dahinter, wenn der Krause meint, er drückt nur mal eben auf den Knopf und wartet, was passiert. Dann wirst du endlich mal begreifen, dass die Zeit von Telex und Telegramm vorbei ist, mein Alter. Und du musst deine Frau unbedingt vor dem anstehenden Chaos warnen.«
    Krause verzog keine Miene. Er fragte: »Wo ist Svenja?«
    »Wieder hier«, antwortete Esser. »Aus Syrien zurück. Ich mache mir Sorgen um sie. Wir haben täglich ein Zeitfenster von nur vier Minuten gehabt, und ich habe gemerkt, dass das viel zu wenig war. Sie wirkt abgehetzt, ist total geschafft. Aber sie ist hier in Berlin mit guten Ergebnissen von den Quellen Drei und Neun in Damaskus. Sie schreibt jetzt gerade zu Hause an den Memos. Sie kann sowieso noch nicht schlafen.«
    »Und was sagen die Memos?«, fragte Krause.
    Esser antwortete: »Assad hat keine Chance, er bekommt keine Ruhe mehr, und irgendwann wird er zu verschwinden versuchen, weil das Feuer unter seinem syrischen Arsch zu heiß wird. Und er hat nicht erkannte Widersacher im eigenen Haus. Zwei aus dem Sippenzirkus kennen wir jetzt, samt Psychogramm und Soziogramm.«
    »Assad hat es schwer«, murmelte Esser. »Und er hat brutal reagiert. Er lässt auf Frauen und Kinder schießen, Soldaten laufen ihm weg, und er lässt auch sie unter Feuer nehmen. Die arabischen Brüder sind gegen ihn, er hat keinen Rückhalt mehr. Das ist seit Cäsar so: Wenn sie verlieren, verlieren sie auch jedes Maß.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Hat Svenja einen Psychologen?«, fragte Krause.
    »Hat sie. Er sagt, sie kommt gut voran, aber es wird dauern.« Sowinskis Stimme klang ungehalten. Es ärgerte ihn immer, wenn Agenten nach einem Einsatz therapeutische Hilfe brauchten. »Es wäre bestimmt ganz gut, wenn du dich um sie kümmern könntest. Vielleicht eine kurze Anhörung bei dir? Damit sie wieder besser klarkommt in dieser verdammten Welt.«
    »War das ein XXL ?«
    »Du hast das so eingeschätzt. Sie hatte eine Waffe, aber sie brauchte sie nicht«, erklärte Esser. »Einmal war es heikel, weil jemand mit ihr schlafen wollte, aber sie hat den Mann bewusstlos geschlagen und konnte verschwinden.«
    »Ist ihr Zustand als Burn-out eingestuft?«
    »Nein«, sagte Sowinski. »Aber als ziemlich schwerer Erschöpfungszustand. Sie sagt, sie will sich nur noch die Decke über den Kopf ziehen.«
    »Gut. Schick sie zu mir nach Hause, wenn Zeit dazu ist.«
    »Dann sind wir ja beruhigt«, sagte Esser lächelnd. »Papa kümmert sich.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, bemerkte Krause mit starrer Miene.
    »Das weißt du sehr wohl, also bitte keine Lügen«, sagte Sowinski bedächtig. »Auch nicht unter dem Aspekt, dass wir alle berufsmäßige Lügner sind.«
    »Ich hab da nur so ein Gefühl«, meinte Krause vage.
    Sie schwiegen wieder.
    Müller und Svenja waren seit Jahren ein Liebespaar. Und sie waren an einem Punkt angelangt, an dem sie nicht mehr weiterwussten. Beide litten darunter und fühlten sich völlig hilflos.
    Derartige Verbindungen im Dienst waren streng verboten. Aber es war passiert, und im Grunde waren sie drei besorgte Väter mit zwei Kindern, von denen sie nicht genau wussten, wie sie reagieren würden.
    Esser sagte seufzend: »Sie müssen das allein schaffen, wir können da nichts tun.«
    »Das ist wohl so«, antwortete Krause. »Dann schreibe ich jetzt dem Präsidenten, und ihr nehmt die gottverdammten Puddingteilchen mit. Ich werde zu fett.«

ZWEITES KAPITEL
    Die Maschine aus München landete gegen Mittag in Berlin. Es goss in Strömen, und Thomas Dehner fühlte sich wie gerädert. Er kam aus der albanischen Hauptstadt Tirana, war total übermüdet und wollte unbedingt so schnell wie möglich in seine Wohnung und in sein Bett. Er wollte schlafen, tagelang nur schlafen.
    Also rief er noch vom Flughafen aus Sowinski an. »Ich bin wieder hier und erbitte von meinen Vorgesetzten die
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