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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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Erlaubnis, sofort schlafen zu gehen, wenn Sie keine Einwände haben.«
    »Ich habe nicht das Geringste dagegen. Gute Ergebnisse?«
    »Ich weiß einiges, aber nicht alles. C4 ist für mich mittlerweile ein Albtraum. Das Zeug ist die Hölle, und Truud hat inzwischen eine Jahresproduktion von wahrscheinlich sechstausend Tonnen. Der Kerl ist ein richtig schmieriges Schätzchen. Immerhin kann ich Ihnen eine Frau anbieten, die rund zwanzig Zentner, also eintausend Kilogramm von dem Zeug gekauft hat. Gegen Bares. Und einer von Truuds Leuten sagte, sie wolle damit nach Deutschland.«
    »Habe ich da Deutschland gehört?«
    »Haben Sie.«
    »Und was könnte man mit zwanzig Zentnern von dem Zeug in die Luft blasen?«
    »Das Hotel Adlon nehme ich an, oder das Kanzleramt, den Stachus in München samt U-Bahn zum Beispiel, oder das Café Einstein mitsamt den Häusern rechts und links davon, oder irgendein Ministerium, das man nicht mag.«
    »Eine Frau, bist du sicher?«
    »Eine Frau«, bestätigte Dehner. »Komische Type, angeblich aus Schweden. Ich schreibe es auf. Ach ja, erschießen wollte sie mich auch.«
    »Sieh mal einer an. Nichts Wichtiges getroffen, hoffe ich. Schlaf erst einmal aus!«, sagte Sowinski. »Bis morgen.«
    Dehner kappte die Verbindung.
    Er zog seine große Tasche in Richtung der Taxis, gab knapp seine Adresse an und kämpfte dann energisch gegen seine Müdigkeit, während der gut gelaunte Fahrer unermüdlich darüber schwafelte, dass es in Berlin mindestens zweitausend Taxis zu viel gebe und dass er von der Personenbeförderung nicht mehr leben könne und wahrscheinlich demnächst am Prenzlauer Berg auf irgendeinem dreckigen Gehsteig den Hut hinhalten müsse. Aber das sei vielleicht keine Katastrophe, denn seine Frau spiele hervorragend Akkordeon und er selbst sei nicht schlecht mit der Klarinette.
    Als Dehner schließlich die Wohnungstür hinter sich zuzog und endlich allein war, ließ er sich einfach auf sein Bett fallen, zog eine Stunde später die Schuhe aus, zweieinhalb Stunden später seine Kleidung. Dann war er wach und fluchte vor sich hin. Das Fluchen steigerte sich, als er entdeckte, dass sich in seinem Kühlschrank nichts Essbares mehr befand.
    Er rief Samy an und sagte: »Hilfe! Du musst herkommen und mir was zu essen bringen.«
    »Bist du etwa zu Hause?«
    »Bin ich. Und ich möchte Lachs und Krabben. Und vielleicht zwei Flaschen Prosecco, einen Kasten Wasser, einen Kasten Bier, Orangensaft. Dazu Brot und Butter und vielleicht etwas Leberpastete, einen Karton Eier, und, ja, wenn du das auftreiben kannst … Verdammt, dieses Scheißding!«
    »Wie bitte?«, fragte Samy verstört.
    »Schon gut, kauf das Zeug und komm her!«
    Dehner hatte die ganzen Stunden über im Bett auf seiner Waffe gelegen und fragte sich jetzt, wie ihm das hatte passieren können. Er hatte die Tasche noch nicht ausgepackt, aber die Waffe sicherheitshalber herausgenommen und aufs Bett geworfen. Wie hieß es doch so schön über den Umgang mit der Waffe? »Achten Sie immer darauf, in jedem neuen Raum, den Sie während einer Reise mieten und dann betreten, zunächst die Waffe abzulegen und sie unbedingt so aufzubewahren, dass kein Fremder sie sehen oder ertasten kann.« Wer, um Gottes willen, ließ sich bloß solche Texte einfallen?
    »Du bist blöde, Dehner!«, sagte er laut. An der rechten Hüfte hatte er eine große rote Druckstelle.
    Anderthalb Stunden später kam Samy und schleppte die Einkäufe in mehreren Etappen keuchend in die Wohnung hinauf. Er freute sich, dass Thomas wieder zurück war, und wie üblich geriet er vor Aufregung ins Stottern, vergaß den Kühlschrank zu schließen und wollte etwas ganz Wichtiges erzählen, was ihm aber nicht auf Anhieb gelang.
    Dehner legte ihm den Arm um die Schultern und sagte mit ruhiger Stimme: »Langsam, Samy, langsam. Das Tollste wäre, wenn du uns erst mal Brote machst. Und du darfst auch einen halben Prosecco mit Orangensaft trinken.«
    Samy war vierzehn und so etwas wie ein Segen für die Straße. Er wurde von seiner alleinerziehenden Mama liebevoll betreut, und alle kannten und mochten ihn. Er kaufte für alte Damen ein, er hütete Kinder, und er durfte unter Aufsicht schon mal im Kiosk gegenüber bedienen. Man sagte, er sei in seiner Entwicklung im Alter von acht Jahren stecken geblieben. Dazu hatte er seit seiner Geburt einen leichten Hüftschaden.
    Er himmelte Dehner an, weil der offensichtlich dauernd in fremden Ländern unterwegs war und immer mit den Fliegern durch die
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