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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe
Autoren: Isabella Falk
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sein Vater und auch sein Großvater bereits in den Diensten des Fürsten gestanden hatten. »Ihr habt einen richtigen Schoßhund aus Quintus gemacht. Wie soll ich aus dem noch einen guten Jagdhund machen?« Jakobus hatte diesen Satz schon hundertmal gesagt und wie immer blitzten seine Augen auch diesmal eher belustigt denn verärgert.
    »Wenn ich mit ihm auf die Jagd reite, ist er ein wunderbarer Jagdhund, das hast du selbst gesagt. Für jemand anderen habe ich ihm nicht auf die Welt geholfen«, erwiderte Amalia, schenkte Jakobus einen schelmischen Blick und machte sich auf den Weg zum Schloss.
     
    *
     
    Jakobus schüttelte den Kopf. Amalia war noch immer ein Wirbelwind, so, wie sie es war, seit sie laufen konnte. Sein Herz erwärmte sich, wie stets, wenn das Mädchen in seiner Nähe auftauchte. Er liebte die Tochter seines Herrn wie ein eigenes Kind. Ihre Geburt war das erste schöne Ereignis auf Schloss Torgelow gewesen, seit die Pest nicht nur unter den Bediensteten mit all ihrem Schrecken gewütet hatte.
    Er hatte Vater und Mutter verloren. Einzig der Gnade des Fürsten hatte er es zu verdanken, dass er auf dem Hof bleiben durfte. Wie selbstverständlich übernahm Jakobus das Amt seines Vaters, und wenngleich er nach dem Tode seiner Eltern nicht mehr froh geworden war, so hatte er doch ein gutes Auskommen gehabt. Dann war das Mädchen geboren und mit ihr hatte das Leben wieder Einzug gehalten auf Schloss Torgelow.
    Jakobus ließ den Blick noch einen Augenblick in der Richtung verharren, in der Amalia nun nicht mehr zu sehen war. Sie würde bald heiraten und von seiner Seite gerissen werden. Was würde dann mit ihr geschehen? Wer würde der Mann sein, der sein Mädchen davontrug? War er ein offener Geist oder musste sich Amalia unter der Knute ihres Standes beugen?
    Er blickte über die Schlossmauer, wo er, genau wie sein Schützling, das Herannahen des zukünftigen Bräutigams beobachtet hatte. Der war noch immer nicht fertig mit seinen wilden Reiterkunststückchen. Jakobus schmunzelte. Es schien, als hätte der Fürst bei der Wahl seines Schwiegersohns eine gute Hand gehabt. Etwas beruhigter machte er sich wieder an seine Arbeit.
     
    *
     
    Amalia betrat die kalte Halle des Schlosses und eilte in ihre Gemächer, wo ihre Kammerzofe Marijke ungeduldig auf sie wartete.
    »Was ziehen Sie nur für ein trübes Gesicht, Prinzessin?« Die Zofe lächelte aufmunternd.
    Amalia versuchte pflichtschuldig, zurückzulächeln, was ihr nicht gelang. Sie gab es auf. »Was soll ich anderes tun? Der Ehemann, den mein Vater für mich ausgesucht hat, ist schon fast auf dem Schloss, aber ich möchte nicht heiraten. Ich möchte hierbleiben, bei meinem Vater und den Hunden und allem.«
    »Aber Prinzessin, jedes junge Mädchen möchte doch heiraten. Warten Sie ab, bis Sie ihn erst einmal gesehen haben.« Die Kammerzofe seufzte komisch und schlug die Augen gen Himmel.
    Amalia musste jetzt doch lächeln. »Wenn ein Ehemann so eine famose Sache ist, warum hast du dann niemals geheiratet?«
    Marijke zuckte zusammen und Amalia schämte sich augenblicklich. Die Zofe war die fünfte Tochter einer verarmten Adelsfamilie. Für sie hatte sich die Frage nach einer Eheschließung niemals gestellt, denn es war nicht genügend Geld vorhanden, um für alle Töchter eine Mitgift zu stellen.
    Beschwichtigend nahm Amalia die Kammerzofe in den Arm. »Wenigstens wirst du mir nicht genommen werden, wir werden immer zusammenbleiben.« Voller Wärme blickte sie Marijke in die Augen, die treue Freundin würde ihr bleiben – ein Leben lang. »Also mach mich hübsch, damit wir einen guten Eindruck bei unserem neuen Herrn hinterlassen.« Mit gespieltem Fatalismus setzte sie sich auf den Stuhl und ergab sich Marijkes kundigen Händen.
    Die ließ sich nicht lange bitten. In den nächsten Stunden war sie vollauf damit beschäftigt, Amalia in die passende Robe zu kleiden. Dazu wurde sie zunächst bis auf das leinene Hemd entkleidet. Das Korsett, das sie darüber trug, tauschte Marijke gegen das neueste Fischbeinkorsett aus Wien, ein wunderbar biegsames Stück, das ihre Brüste nicht verdeckte, sondern vielmehr hervorhob. Darüber kamen ein Untergewand aus cremefarbener Seide und ein Obergewand aus hellem Damast, mit einer Bordüre aus dichten Rosenranken bestickt. Marijke drapierte mit ihren geschickten Händen ellenweise Bänder und Spitzen rund um den tief gezogenen Ausschnitt, die sie in der Mitte des Dekolletés mit einer goldenen Brosche feststeckte. Die
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