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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
Autoren: Clark Ashton Smith
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mit ebenfalls quadratischen Türmen. Die Fremdartigkeit ließ sich nicht allein an diesen Attributen festmachen – sie verbarg sich in dem Gefühl eines fernen und bestürzenden Alters, das gleich einem Geruch von ihnen ausströmte. Augenblicklich wusste ich, dass die Gebäude genauso alt waren wie die wunderlichen urzeitlichen Baumgebilde und Gräser und, diesen gleich, Teil einer längst vergangenen Welt.
    Sodann erblickte ich die Menschen – jene Menschen, an denen nicht nur mein völkerkundliches Wissen, sondern sogar mein Verstand zweifelte. Etliche von ihnen waren zwischen den Gebäuden zu erspähen, jeder schien sehr konzentriert irgendeiner Beschäftigung nachzugehen. Zuerst war es mir nicht möglich festzustellen, was sie taten oder zu tun versuchten, doch es war ihnen offenkundig sehr ernst damit. Manche schauten zum Meer oder hinauf zur Sonne und dann auf lange Schriftrollen aus papierähnlichem Material, welche sie in den Händen hielten.
    Viele standen um eine Steinplattform geschart, um ein großes, kompliziertes mechanisches Metallgerät, das einem Sternenhimmel ähnlich sah: ein Gestänge mit Kugeln, die offenbar Planeten darstellten und auf maßstabgetreuen Bahnen um den Mittelpunkt bewegt werden konnten. Diese Leute waren allesamt gekleidet in Tuniken aus ungewöhnlichem Bernsteingelb und Azur sowie tyrischem Purpur mit einem Zuschnitt, der kein historisches Vorbild hatte. Als ich näher schritt, gewahrte ich, dass ihre Gesichter breit und flach waren, eine leichte Andeutung des Mongolischen schlug sich in den schrägen Augen nieder. Auf eine unbestimmte Weise war das Wesen ihrer Züge jedoch nicht das irgendeiner Rasse, die seit einer Million Jahren unter der Sonne lebte. Die leisen, sanft fließenden, vokalreichen Worte, die sie untereinander austauschten, deuteten auf keine bekannte Sprache hin.
    Niemand von ihnen schien mich zu bemerken, und so näherte ich mich einer Dreiergruppe, die eine der langen, von mir erwähnten Schriftrollen studierte, und sprach sie an.
    Statt mir zu antworten, beugten sie sich noch tiefer über das geheimnisvolle Pergament. Selbst als ich einen der Ihren am Ärmel zupfte, war es offensichtlich, dass er mich nicht wahrnahm.
    In höchstem Maße erstaunt blickte ich in ihre Gesichter und erschrak über die Mischung aus äußerster Verblüffung und monomanischem Eifer, den ihre Mienen verrieten. Irgendwie wirkten sie wie Geisteskranke, aber noch eher wie Wissenschaftler, die in ein unlösbares Problem vertieft waren. Ihre Augen blickten starr und in unirdischem Glühen. Ihre Lippen bewegten sich und murmelten wie in einem Fieber beständiger Ruhelosigkeit.
    Als ich ihren Blicken folgte, gewahrte ich, dass sie eine Art See- oder Landkarte studierten, deren vergilbtes Pergament und ausgeblichene Tinte eindeutig aus längst vergangenen Zeiten stammten. Die Kontinente und Meere und Inseln darauf waren nicht diejenigen der Welt, welche mir bekannt war, und ihre Namen waren in den ungleichmäßigen Runen eines vergessenen Alphabets notiert.
    Insbesondere gab es darauf einen ungeheuerlichen Kontinent zu bestaunen, mit einer winzigen Insel nahe seiner südlichen Küste. Dann und wann pflegte eines der Wesen, welche über der Karte brüteten, diese Insel mit der Fingerspitze zu berühren und sodann auf den leeren Horizont zu starren, als versuche es, eine verschwundene Uferlinie wieder heraufzubeschwören. Mir ist der deutliche Eindruck gegenwärtig, dass diese Leute so unwiederbringlich verloren schienen wie ich selbst. Auch sie wirkten verwirrt und sprachlos aufgrund einer Situation, die nicht zu begreifen oder rückgängig zu machen war.
    Ich näherte mich der steinernen Plattform, die auf einem weiten, freien Platz zwischen den vorderen Häusern errichtet war. Sie mochte etwa zwei Meter aufragen und ließ sich über eine Reihe gewundener Stufen betreten. Dieselben erklomm ich nun und versuchte die Leute anzusprechen, die sich um das himmelsglobusähnliche Instrument versammelt hatten. Aber auch sie waren völlig blind mir gegenüber und allein erpicht auf die Beobachtungen, die sie anstellten. Manche von ihnen drehten die große Kugel, wiederum andere konsultierten verschiedene geografische und himmelsgeografische Karten. Aufgrund meiner nautischen Kenntnisse begriff ich, dass manche ihrer Gefährten den Höhenstand der Sonne mit einer Art von Astrolabium maßen. Sie alle trugen die gleiche Mischung aus Verblüfftheit und gelehrter Konzentration zur Schau, die ich auch
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