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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
Autoren: Clark Ashton Smith
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anstarrte, überwältigten mich die Hinweise auf eine dunkle und prähistorische Herkunft. Und die Stille rings um mich schien zur Stille längst vergangener Zeitalter zu mutieren und zeugte von Dingen, die unter der Flut der Vergessenheit verborgen lagen. Von diesem Moment an spürte ich, dass etwas mit dieser Insel nicht stimmte. Doch ich vermochte nicht zu sagen, was es denn war, oder mit Bestimmtheit festzustellen, was zu diesem Eindruck beitrug.
    Von der bizarr aussehenden Vegetation einmal abgesehen, entging mir nicht, dass selbst die Sonne eigenartig wirkte: Sie stand zu hoch am Himmel, egal auf welchen Breitengrad es mich verschlagen haben mochte, und sie war überhaupt viel zu groß. Zudem war der Himmel unnatürlich überhellt von einer blendenden Weißglut. Ein Bann beständigen Schweigens lastete auf allem. Ich hörte nie auch nur das geringste Rascheln des Laubes oder das Gluckern des Wassers. Die gesamte Landschaft lag wie ein gewaltiges Trugbild unglaublicher Reiche abseits von Zeit und von Raum vor meinen Augen. Alten Karten zufolge konnte diese Insel ohnehin nicht existieren.
    Immer deutlicher reifte in mir die Erkenntnis, dass etwas nicht stimmte: Ich spürte eine unheimliche Verwirrung, eine sonderbare Bestürzung, wie jemand, der an den Ufern eines fremden Planeten gestrandet ist. Mir schien es, als wäre ich getrennt von meinem früheren Leben und allem, was ich je kannte – durch eine Distanz, unüberbrückbarer als all die blauen Kilometer von Meer und Himmel. Ich spürte, dass ich, wie die Insel selbst, für eine mögliche Rückorientierung verloren war. Einige Augenblicke lang schwoll dieses Gefühl zu einer nervösen Panik an, zu einem lähmenden Entsetzen.
    In meinem Bemühen, meiner Erregung Herr zu werden, lief ich weiter am Ufer der Lagune entlang, wobei ich in fieberhafter Eile einen Schritt vor den nächsten setzte. Mir kam in den Sinn, dass ich die Insel erkunden könnte und dass es mir vielleicht gelänge, einen Hinweis auf das Mysterium zu finden. Vielleicht stolperte ich über etwas, das mir eine Erklärung bot – oder wenigstens Beruhigung.
    Nach mehreren schlangengleichen Biegungen des Gewässers erreichte ich das Ende der Lagune. Hier begann das Land zu einem hohen Grat anzusteigen, dicht bewaldet mit derselben Vegetation, der ich bereits begegnet war, und zu der sich jetzt langblättrige Arankarien hinzugesellten. Dieser Grat bildete offensichtlich die Scheitellinie der Insel und nach einer halben Stunde des Umhertastens zwischen den Farnen, inmitten der starren, urzeitlichen Sträucher und Arankarien schaffte ich es, ihn zu erklimmen.
    Von hier aus spähte ich durch eine Lücke im Laub hinab auf eine Szenerie, die gleichermaßen unglaublich wie unerwartet war. Die gegenüberliegende Küste der Insel breitete sich unter meinen Augen aus und am gebogenen Strand eines vom Land umgürteten Hafens reckten sich über die gesamte Distanz die Steindächer und Türme einer Stadt empor!
    Selbst auf diese Entfernung vermochte ich zu erkennen, dass die Architektur einer mir unbekannten Art entsprach, und ich war zunächst nicht sicher, ob es sich bei den Gebäuden allesamt um Ruinen oder doch die Wohnstätten eines lebenden Volkes handelte. Dann gewahrte ich, dass jenseits der Dächer mehrere fremdartig erscheinende Schiffe an einer Art Mole festgemacht waren und ihre orangefarbenen Segel im Sonnenschein darboten.
    Meine Aufregung war unbeschreiblich: Ich hatte – unter der Voraussetzung, dass die Insel überhaupt bewohnt war – allenfalls ein paar Hütten von Wilden vorzufinden erwartet. Doch hier zu meinen Füßen erhoben sich Bauten, die Zeugnis ablegten von einer beachtlich hohen Kultur! Wozu sie dienten oder wer sie errichtet hatte, das waren unbeantwortete Fragen. Aber zumindest gab es Lebewesen auf diesem Eiland. Als mir dies zu Bewusstsein kam, war der Schrecken als Teil meiner Bestürzung einstweilen verflogen.
    Sowie ich in die Nähe der Häuser gelangte, gewahrte ich, dass sie in der Tat befremdlich wirkten. Das lag jedoch nicht allein an ihrer Architektur, denn ich war auch nicht imstande, ihren Ursprung zu bestimmen. Die Häuser waren aus einem Gestein erbaut, dessen genauer Farbe ich mich nicht mehr entsinnen kann, da es sich weder um Braun noch Rot noch Grau handelte – vielmehr war es eine Tönung, welche alle diese Farben zu kombinieren und doch von ihnen abzuweichen schien. Und so weiß ich nur noch, dass die Bauwerke allgemein niedrig und rechteckig gehalten waren,
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