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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
Autoren: Douglass Sara
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der Schöpfung gesungen
habt. Er fuhr fort, daß sein Samen Euch gezeugt und
Rivkahs Mutterleib Euch genährt habe, aber zu dem, was
Ihr geworden wärt, hättet Ihr Euch selbst gemacht.«
»Möchtet Ihr mich als weiteren Säugling haben, den
Ihr in Euren Armen halten und dem Ihr Wiegenlieder
vorsingen könnt?«
»Oh nein«, entgegnete sie, »ich will meinen Gemahl
zurückhaben. Und wenn ich ihn dann in meinen Armen
halte, werde ich ihm gewiß keine Wiegenlieder ins Ohr
flüstern.«
Er lachte, erinnerte sich an das Lied und sang es.
Und als dies geendet hatte, schwebten sie immer noch
zwischen den Sternen und vollzogen endlich ihre Ehe,
nach so langer Zeit der Widerstände.
    Ihre Herzen schlugen immer noch im Gleichklang, doch
diesmal nicht im Rhythmus des Sternentanzes, sondern
im Takt befriedigter Lust. Aschure seufzte, schmiegte
sich in seine Arme, genoß das Gefühl seiner Haut an der
ihren und freute sich daran, wie sein Atem unter ihren
Bewegungen schneller ging. »Haben wir uns wirklich
zwischen den Sternen geliebt – oder doch nur hier auf
diesem schmalen, lausigen Feldbett? Ich schwöre, ich
kann es nicht mehr sagen.«
    »Spielt das denn eine Rolle? Aber ich danke Euch von
ganzem Herzen, meine Liebste.«
»Oh, eigentlich müßte ich mich bei Euch bedanken«,
entgegnete Aschure, »denn nie habe ich mich so gefühlt …«
»Nein.« Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, um
ihren Redefluß aufzuhalten. »Ich danke Euch vielmehr
für nichts geringeres als mein Leben.«
Die junge Frau betrachtete ihn schweigend. Seine
Haut sah bleich aus, weil sie noch von keiner Sonne berührt worden war, aber sonst wirkte er wieder ganz so
wie damals, als sie ihn in Smyrdon hatte einreiten sehen.
»Ohne Euch hätte ich nicht weiterleben mögen.«
Axis strich ihr über das Haar und vergrub seine Finger
darin. »Wer seid Ihr?«
»Wie bitte?« lachte sie halb verwirrt und halb erschrocken. »Wie meint Ihr das?«
Er küßte sie sanft. »Was habt Ihr auf der Insel des Nebels und der Erinnerung gelernt, daß es Euch möglich
war, mich auf diese Reise zu den Sternen mitzunehmen?«
Die junge Frau schwieg. Erinnerte er sich noch an das,
was sie ihm mitteilte, als sie sich eingehüllt im Sternentanz aneinandergeschmiegt hatten?
»Ich entsinne mich an jedes einzelne Wort. Und nun
erzählt mir alles.«
Aschure holte tief Luft und berichtete ihm dann von
ihrer Begegnung mit den Sternengöttern in der Gruft des
Mondes.
Er nahm seine Bestimmung als Gott des Liedes rascher und umfassender an, als sie es getan hatte bei ihrer
Erhebung zur Göttin des Mondes. Aber er hatte ja auch
viel mehr als sie durchlitten, und die Erfahrungen der
letzten Stunden mochten ihn auf eine solche Entwicklung
vorbereitet haben.
»Lied und Mond«, sagte der Krieger, sah ihr in die
Augen und lächelte sie an. »Kein Wunder, daß wir in
jener Belitidennacht gar nicht anders konnten, als einander zu erkennen, mein Herz.«
Seine Hand wanderte an ihrem Leib entlang, und sie
erbebte wieder, aber im Moment wollte er nur ihren flachen Bauch streicheln. »Und was ist mit diesen Zwillingen?«
»Mit diesen Zwillingen«, ahmte sie seinen Tonfall
nach. »Sie warten in Karlon, Liebster, zusammen mit
Caelum …« Aschure schwieg einen Moment, ehe sie
hinzufügte: »Sternenströmer hat ihnen Namen gegeben:
Drachenstern und Flußstern.«
Seine Hand hielt sofort inne. »Was für machtvolle
Namen. Besonders für den Knaben. Haben sie Euch bei
der Geburt Ungemach bereitet?«
Sie zögerte und mied seinen Blick – und mehr Antwort benötigte der Krieger nicht. Seine Züge verhärteten
sich. »Jeder muß sich für seine Handlungen verantworten, Aschure, und eines Tages wird das auch bei ihnen
der Fall sein.«
»Doch jetzt sind sie nur zwei kleine Säuglinge und
brauchen gewiß Liebe und Zuwendung.«
Axis lachte trocken und rollte sich von ihr weg. »Das
glaubt Ihr doch noch weniger als ich. Leugnet es nicht,
ich spüre es. Wir können einander nichts mehr vorspielen.« Seine Züge wurden wieder weicher, und er nahm
sie in den Arm. »Und jetzt möchte ich wissen, was Ihr
sonst noch erfahren habt.«
Sie erzählte ihm von ihren Erlebnissen auf der Insel.
Von der Ersten Priesterin, von dem Brief, den ihre Mutter, Niah vor so langer Zeit geschrieben hatte, von den
Wundern des Tempelbergs und daß Sternenströmer das
Heiligtum wiedererleuchtet hatte. Und schließlich berichtete Aschure ihm auch von dunkleren Dingen.
»Artor wandelt über diese
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