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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
Autoren: Douglass Sara
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fragte der Geschwaderführer zum wiederholten Mal und erntete dafür vom
Leutnant einen ärgerlichen Blick.
    »Aber was ist mit diesen merkwürdigen Besuchern«,
murrte jetzt auch Arne, »die Euch auftrugen, den Krieger
und die Herrin unter gar keinen Umständen zu stören?
Kann man diesen Fremden überhaupt trauen? Wenn die
beiden nun drinnen im Zelt mit irgendeinem für uns unsichtbaren Feind zu ringen haben und verzweifelt auf
unsere Hilfe warten?«
    »Freund, Eure Einbildungskraft geht mit Euch durch«,
beschied ihn Belial, obwohl er diese Möglichkeit auch
schon mehrere Male in Gedanken durchgespielt hatte.
Nur der seltsame Herzrhythmus, den er immer noch in
sich spürte, bewahrte ihn davor, aufzustehen und nachsehen zu wollen.
»Na ja«, meinte Magariz, »wenigstens scheint sich das
    Wetter zu bessern.«
Über Nacht hatten sich die Wolken etwas verzogen.
Die Luft war zwar immer noch kühl, aber die Sonne
zeigte sich am Himmel, und zu den Füßen der Männer
schmolz der Schnee zu Pfützen. Der Häuptling betrachtete mißmutig seine Stiefel. Sie waren bis zu den Knöcheln
durchnäßt, und er sehnte sich nach den trockenen Eisflä
chen seiner Heimat.
»Ich muß meine ikarischen Kämpfer in spätestens einer Stunde in die Luft schicken«, murrte Dornfeder.
»Wenn wir nämlich noch lange in dieser Erdenfeuchte
herumhocken, holen wir uns noch die Gefiederfäule.«
»Nein, Geschwaderführer, wartet damit noch etwas.
Wenn bis heute abend niemand aus dem Zelt getreten ist,
gebe ich den Befehl, morgen das Lager abzubrechen.
Dann reiten wir weiter nach Sigholt. Mir wäre Schneefall
auch lieber als dieses klamme Tauwetter.«
»Und was wollt Ihr beim Aufbruch mit mir anfangen,
Freund?« fragte der Krieger fröhlich und steckte den
Kopf zum Zelt heraus. »Mich in diese Planen hier einwickeln und Belaguez über den Rücken legen?«
»Axis!« schrie der Leutnant, und mit ihm erhoben sich
alle, als der Sternenmann nun herauskam.
Der Krieger stellte sich vor sie, damit sie ihn ansehen
konnten, und grinste dann Belial an: »Ich habe eine Weile auf meinem Feldbett gelegen und bin nun aufgestanden. Jetzt würde ich es begrüßen, wenn Ihr mir verraten
würdet, wo Ihr meine Kleider versteckt habt.«
Belial brauchte noch einen Moment, ehe er daran denken konnte, den offenen Mund wieder zu schließen. Aber
dann brach er in erleichtertes lautes Gelächter aus, trat zu
dem nackten Mann und umarmte ihn.
Wieder flog die Zeltklappe auf, und jetzt erschien
Aschure und strich ihren nachtblauen Anzug glatt. »Ich
dachte mir, so gefiele er Euch besser als tot«, lächelte die
junge Frau, und jetzt schloß der Leutnant auch sie in die
Arme.
Die anderen drängten nun ebenfalls heran. Alle lachten und schrien durcheinander – dazu bellten die Hunde,
und die Sonne strahlte mit neuer Kraft vom Himmel –,
und binnen Augenblicken wußte im gesamten Lager jeder Bescheid.
Endlich ließ Belial seine Freunde los, schämte sich
nicht der Tränen auf seinen Wangen und sprach: »Mein
Freund, Ihr sollt Euren Oberbefehl zurückhaben – ebenso
wie Eure Kleidung. Ich glaube, alle werden sich freuen,
Euch wieder an der Spitze zu sehen.« Und das war nicht
übertrieben, denn überall riefen bereits die Soldaten den
Namen ihres Anführers im Chor.
Der Krieger stieß einen Pfiff aus. Belaguez, der bei den
anderen Pferden stand, stellte sich auf die Hinterbeine,
zerriß seine Halteleine und galoppierte zu seinem Herrn.
Axis, nun wieder bekleidet, bekam die Leine zu fassen, die der Hengst hinter sich her zog, schwang sich auf
den Rücken seines getreuen Rosses und zeigte sich seiner
Armee.
»Wohin soll es gehen?« rief er seinen Männern zu.
Und wie aus einer Kehle antworteten sie ihm: »Wohin
Ihr uns führt, Sternenmann!«
Belaguez stieg aus Begeisterung darüber, seinen Herrn
wieder als Reiter zu spüren, und Axis lachte aus schierer
Freude. »Wohin soll es gehen, Aschure?«
»Ich glaube, es ist allmählich an der Zeit, nach Hause
zu gehen«, lächelte sie.
»Dann auf nach Sigholt!« rief der Krieger und gab
seinem Hengst die Sporen. Das Pferd setzte über die ersten Reihen der Soldaten hinweg. »Es geht nach Sigholt!
Und wie weiter? Dann halten wir auf Gorgraels Eisfestung zu! Denn wer vermag uns jetzt noch aufzuhalten?«
2 D ER
F
ARNBRUCHSEE
    Sie kamen nur sehr langsam voran. Ogden und Veremund hatten sich nie in der guten körperlichen Verfassung der jungen Yr befunden, und seit die uralte Macht
sich in ihrem Innern ausbreitete, fühlten sie sich
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