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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Bedauerlicherweise befand sich das jedoch in zwei Sattelbeuteln, die immer noch nicht geborgen auf dem Grund eines Brunnens seiner harrten. Er konnte nur hoffen, daß das Leder dieser Beutel etwas aushielt.
    Nun war er zum zweitenmal heimlich hier eingedrungen. Diesmal hatte er bewiesen, daß er ohne Hilfe von außen in das Gemach gelangen konnte. Was war, wenn Kadakithis sich darüber Gedanken machte?
    Hanse empfand Hochachtung vor dem scharfen Verstand des jugendlichen Prinzen, und er wußte auch, wie gerissen er sein konnte. Er war dabei -und, wenn auch nicht aus freiem Willen, daran beteiligt gewesen -, als der Prinz auf schlaue Weise die beiden Verschwörer, Bourne und Lirain, vernichtet hatte.
    Angenommen, grübelte Hanse, Kadakithis machte sich Gedanken über sein Eindringen? Dachte darüber nach, daß es außer Seiner kaiserlichen Hoheit noch jemanden in Freistatt gab, der nach Belieben in seine Gemächer gelangen konnte. Und zwar ohne daß die Wächter oder sonst jemand darauf aufmerksam wurden! Angenommen, dieser Jemand kam einmal als Dieb? Oder in jemandes Auftrag als Meuchelmörder? Könnten solche Überlegungen nicht alles Wohlwollen, das Kadakithis für ihn empfand, in Argwohn verwandeln? War es nicht möglich, daß er es für unklug hielt, Nachtschatten, dem Dieb, der vielleicht auch noch skrupellos war, zu trauen? Würde er in seinen Überlegungen etwa gar noch weiter gehen und zu der Einsicht kommen - einer weisen, wie er es sehen würde -, daß alles in allem Hanse weit eher gefährlich als nützlich war?
    In diesem Fall mochte der Prinz-Statthalter zu dem Schluß gelangen, daß er und somit Freistatt und dadurch Ranke ohne solche Sorgen besser dran wären. Und wenn, kam ihm vielleicht die Idee, daß die Welt sicherer wäre, ohne Hanses Anwesenheit.
    Und die Welt würde sich bestimmt nicht um das Ableben eines eingebildeten jungen Diebes scheren.
    Hanse schluckte, blinzelte. Steif saß er auf einem prächtigen Diwan in dem prunkvollen Gemach und ließ sich alles wieder und wieder durch den Kopf gehen. Er kam zu seinem eigenen Schluß.
    Ich war ein Narr. Ich tat das alles aus Stolz, um zu beweisen, wie geschickt, wie klug ich bin. Ein geschickter Einbrecher mag ich ja sein, aber ansonsten bin ich dumm. Daß ich hier bin, wenn er sein Gemach betritt, könnte zu seiner Unterschrift auf einem anderen Schreiben führen - auf meinem Todesurteil. Oh, bei der Pest und allen sonstigen Seuchen, was habe ich bloß getan?
    Nichts, dachte er tief seufzend, das nicht ungeschehen gemacht werden könnte - hoffte er zumindest. Er mußte jetzt bloß so wieder von hier verschwinden, daß niemand ihn bemerkte und niemand je erfuhr, daß er hier eingebrochen war. Er schaute sich um und schluckte schwer. Es fiel ihm wahrhaftig schwer und ging ihm gegen den Strich, nichts zu stehlen!
    So kehrte Nachtschatten zum Fenster zurück und machte sich müde und mühsam daran, aus dem Statthalterpalast auszubrechen.
2
    »Es hat sich ergeben, daß ich Hilfe brauche«, erklärte Prinz Kadakithis. »Und ich wüßte nicht, wie ich sie mir durch Drohungen erzwingen könnte.«
    »Auch nicht von mir?«
    »Auch nicht von dir, Hanse. Und wenn du mir nicht helfen willst, könnte ich dich deshalb nicht einmal bestrafen.«
    »Freut mich zu hören. Aber ich wußte nicht, daß es etwas gibt, was ein Statthalter, geschweige denn ein Prinz, nicht tun kann.«
    »Nun, Nachtschatten, jetzt weißt du es. Selbst Kittycat ist nicht allmächtig.«
    »Ihr braucht Hilfe, die Ihr von Euren Höllenhunden nicht bekommen könnt?«
    »So in etwa, Hanse. Meine kaiserliche Leibgarde kann mir hier nicht helfen. So zumindest sehe ich es.«
    »Ich wünschte wirklich, Eure Hoheit, Ihr würdet Euch setzen, damit ich nicht länger stehen muß.«
    Kadakithis schritt über den dicken Prunkteppich seines Schlafgemachs und setzte sich auf den Rand der Pfauenbettdecke. »Setz dich auf den Diwan, Hanse, oder auf die Kissen, was dir lieber ist.«
    Hanse dankte mit einem Nicken. Er ließ sich auf die Kissen fallen und unterdrückte ein Grinsen. Vergangene Nacht hatte er auf dem Diwan gesessen, und nur er wußte es. Heute wählte er den Luxus der weichgefüllten aurveshanischen Seidenkissen.
    (Quag, der Höllenhund, hatte Wachdienst am Tor gehabt. Er hatte den vermummten, blinden Bettler erkannt, der ihm zugeblinzelt hatte. Und nachdem er sich dachte, daß Hanse eingeladen worden war, hatte er den scheinbar blinden Bettler zu Seiner Hoheit geführt. Der Kapuzenumhang lag nun
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