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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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gab, benutzte keines.«
    »O Mondblume, Stolz der S’danzo und ganz Freistatts! Bei Ils, wenn der Prinz-Statthalter von deinem Genie wüßte, hielte er sich ganz gewiß nicht diesen häßlichen alten Scharlatan am Hof, sondern dich, nur dich! Also, aus dem Parfüm schließt du, daß da eine dritte Frau ist, die diese Nuß und eine Münze einer anderen gab, um sich an dich und durch dich an mich zu wenden.« Er schüttelte den Kopf. »Wie umständlich. Aber wieso glaubst du, daß dieses Ding wiederum von einer anderen ist?«
    »Ich habe die Münze gesehen«, erklärte Mondblume, ganz mädchenhaft in einem Körper, der eine Tür verbarrikadieren könnte.
    »Es haftete ihm noch ein anderer Duft an?«
    Mondblume lachte. »O, Hanse, Hanse. Ich weiß es, und bald wirst auch du es wissen, sobald du die Nuß geknackt hast. Bestimmt enthält sie eine Botschaft von jemandem, der nicht wollte, daß irgend jemand weiß, daß er sie dir schickt.«
    »Er?«
    »Möchtest du wetten?«
    Er, der Nachtschatten genannt wurde, drückte die Walnuß in gespieltem Schrecken an sich, mit der anderen Hand umklammerte er theatralisch seinen Beutel. »Mit dir, bei deiner Weisheit, wetten? Nie! Noch niemand hat mich dumm genannt.« Nun, fast niemand, fügte er in Gedanken hinzu und dachte an den stämmigen Fremden, den Höllenhund Tempus - Tempus, der - was?
    »Na, verschwinde schon und öffne sie ungestört. Du raubst mir die Zeit, für die Kunden mich bezahlen.«
    Es waren gegenwärtig keine zu sehen, wie Hanse sich vergewisserte, ehe er sagte: »Einen Moment.« Mit dem Daumennagel zerteilte er das bräunliche Wachs entlang der Verbindung der zwei Walnußhälften. Er wußte, daß Mondblume die Stirn runzelte, weil sie meinte, er solle das unbeobachtet tun, aber er wußte auch, was er tun wollte. Eine Geste, lediglich eine Geste! Er holte das Stückchen extra feinen Papiers heraus und steckte es, zusammengefaltet wie es war, in seine Schärpe. Die Nußhälften drückte er wieder zusammen, preßte das Wachs mit dem Daumen zurück in die Verbindungsstelle und reichte die Nuß der S’danzo, die immer wieder bewies, daß sie eine echte Seherin war.
    »Für Mignureal«, sagte er und täuschte Verlegenheit vor. »Damit ihr Mieder duftet oder sonst was.«
    Einen flüchtigen Moment bewölkte sich Mondblumes teigiges Gesicht, denn ihre großäugige Tochter war verliebt in diesen gefährlichen Jungen von Abwind, von dem jeder wußte, wie er sich seinen Unterhalt verdiente. Doch dann lächelte sie und nahm die duftende Nußschale entgegen. Schnell verschwand sie unter dem Schultertuch in dem Spalt zwischen den üppigen Brüsten, den sie ihre Schatztruhe nannte.
    »Du bist so ein lieber Junge, Hanse. Ich werde es ihr geben. Und jetzt sieh zu, daß du weiterkommst und die Botschaft liest. Wer weiß, vielleicht möchte sich eine hochgeborene Dame mit einem so hübschen Jungen vergnügen.«
    Der drahtige junge Mann, genannt Nachtschatten, hatte sie daraufhin verlassen. Sein Lächeln, ja selbst die freundliche Miene schwand, und er stolzierte dahin wie ein Mrsevadanischer Kampfhahn. Seine jetzt grimmige Miene und sein Gang gehörten zu seiner Schau, von der niemand gewagt hätte zu behaupten, sie rühre von einem Minderwertigkeitsgefühl her. Er wußte, daß er, trotz Mondblumes gegenteiliger Meinung, nicht hübsch war. Er war auch nur durchschnittlich groß, und das größte an ihm war seine Ich-Bezogenheit. Seine Lippen, die manche sinnlich fanden, hielt er für zu voll. Auch an seinen Spitznamen hatte er sich erst gewöhnen müssen. Sein seliger Meister Klauer Eidschwörer hatte ihm versichert, daß es gut war, einen Spitznamen zu haben, selbst einen wie »Klauer Eidschwörer«. Hanse war ein gewöhnlicher Name, »Nachtschatten« dagegen hatte einen romantischen, finsteren Klang, der dem Jungen zusagte.
    Nachdem er Mondblume verlassen hatte, dachte er daran, daß er tatsächlich eine Liebschaft mit einer schönen Dame gehabt hatte. Hochgestellt war sie nicht gewesen, wohl aber prächtig gekleidet, und sie hatte im Palast gewohnt. Ihre Aufmerksamkeit hatte ihm geschmeichelt, und auch seine Habgier war auf ihre Kosten gekommen. Erst später hatte er herausgefunden, daß sie nicht wirklich an ihm interessiert gewesen war. Sie und ein Mitverschwörer handelten im Auftrag einer hochgestellten Persönlichkeit in Ranke - vielleicht des Kaisers höchstpersönlich, der Kadakithis nicht ganz traute oder ihm sein gutes Aussehen neidete? -, der den neuen
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