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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Prinz-Statthalter in Verruf bringen oder gar vernichten wollte. Als ihr Werkzeug hatten sie sich Hanse ausgewählt. Aber er war nur kurz auf sie hereingefallen. Aber das war längst vorbei, im Moment stolzierte er die Straßen entlang. Sein Blick wirkte nicht weniger gefährlich als die Waffen an ihm. Einige verließen sogar den schmalen Bürgersteig, um ihm Platz zu machen, und verfluchten sich (lautlos) dafür. Trotzdem würden sie es das nächste Mal wieder tun. Allein durch sein Aussehen, den finsteren Blick, die scharfen Klingen, wirkte er »etwa so angenehm wie Wassersucht oder das Zipperlein«, wie ein bestimmter Kaufmann ihn einmal beschrieben hatte.
    Nun, er lebte jedenfalls noch, was man weder von der schönen Verschwörerin, noch von ihrem Komplizen, dem verräterischen Höllenhund, behaupten konnte. Außerdem war Kadakithis ihm dankbar. Und jetzt, stellte Hanse erstaunt in seiner Unterkunft fest, hatte der Prinz-Statthalter ihm sogar eine Botschaft geschickt!
    Er kannte das Siegel und die gekritzelte Unterschrift von anderen öffentlichen Verkündungen. Da Prinz Kadakithis wußte, daß Hanse nicht lesen konnte, hatte er sich auf dem feinen Papier nicht schriftlich ausgedrückt, sondern mit Hilfe geschickter Zeichnungen. Vom Statthaltersiegel streckte sich eine Hand aus, die auf einen dunklen Klecks deutete. Es war die Form eines Menschen: ein Schatten. Darunter befand sich ein unordentlicher Haufen (Rübenschnitzel?), von dem gerade Linien ausstrahlten. Nachtschatten runzelte nur flüchtig die Stirn. Dann glaubte er zu verstehen.
    Der P-S möchte, daß ich zu ihm komme und verspricht eine Belohnung: glänzende Münzen. Er hat die Botschaft in der Walnußschale versiegelt und einer seiner Haremsfrauen mit genauen Anweisungen übergeben. Niemand sollte wissen, daß Hanse, der Dieb, eine Nachricht vom Prinz-Statthalter erhielt, denn sonst würde man ihn wie die Pest meiden. Also suchte die Haremsfrau ein Mädchen, dem sie die Walnuß und eine Münze mit den Anweisungen ihres Gebieters weitergab: »Bring dies zu Mondblume, für Hanse.«
    Und sie hatte diese Anweisung genau befolgt, ohne zu versuchen, die Walnuß aufzubrechen, um vielleicht zu größeren Werten als der Münze zu kommen. Es geschehen also immer noch Wunder, dachte Hanse und blickte nachdenklich auf die ungewöhnliche Botschaft. Hätte die Überbringerin die Nußschale geöffnet, würde sie gewiß die Nachricht weggeworfen haben.
    Oder sie hatte sie hastig wieder zurückgelegt, um damit zu Mondblume zu eilen. Vielleicht weiß doch jemand, daß Hanse eine Botschaft erhielt, mit einer winkenden Hand unter dem rankanischen Siegel und einem Haufen Goldstücke. Ich hoffe, sie gehört zu den verschwiegenen Frauen! Wenn ich wüßte, wer sie ist, würde ich ihr Angst einjagen, damit sie auch bestimmt den Mund hält. Aber vielleicht hat sie die Schale wirklich nicht geöffnet.
    Die Sache ist, ich möchte nicht in den Palast spazieren, weder bei Tag noch bei Nacht. Wie würde das aussehen! Ich!
    Außerdem spioniert bestimmt irgend jemand im Palast für irgend jemanden in der Stadt. Und dann würde die Nachricht die Runde machen. Hanse ist gerade in den Palast spaziert. Man ließ ihn ohne weiteres ein. Hütet euch vor ihm! Er ist vielleicht ein Spitzel des goldhaarigen Prinzen!
    All diese Gedanken waren Hanse durch den Kopf gegangen, und noch mehr, bis er anfing zu grinsen und zu planen. Und dann hatte er die Lage ausgekundschaftet. Jetzt war er eingebrochen und niemand hatte ihn gesehen oder wußte etwas davon. Jetzt wartete er im höchst privaten Schlafgemach auf denjenigen, der ihn gerufen hatte.
    Während er so dasaß und seinen Gedanken nachhing, bewölkte sich seine Stirn. Ein Prickeln durchzog seinen Arm, wurde immer stärker.
    Als ahnungsloses Werkzeug der schönen Lirain, die ihn so geschickt (und ohne jegliche Mühe) verführt (oder vielmehr hereingelegt) hatte, war er schon einmal in dieses Gemach gelangt, ebenfalls bei Nacht, ebenfalls heimlich. Damals hatte er das Savankh gestohlen, den Statthalterstab, das Zeichen rankanischer Herrschaft. Aber es war alles gut ausgegangen, Statthalter und Dieb hatten sich geeinigt, und als Belohnung hatte der Prinz ihm Pardon für alle begangenen Gesetzesübertretungen gewährt -nachdem Hanse ihm versicherte, daß er noch nie einen Menschen getötet hatte. (Inzwischen hatte er es allerdings getan, aber es hatte ihm weder Freude gemacht, noch war er stolz darauf.) Auch Geld hatte das Abenteuer ihm eingebracht.
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