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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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auf dem Bett neben dem Prinzen, der Hanses Klugheit in der Wahl seiner Tarnung gelobt hatte. Hanse unterließ es zu erwähnen, wieviel geschickter sein gestriges Eindringen gewesen war.)
    Nun dachte er, daß er einen kleinen Vorstoß wagen dürfe. »Entweder habe ich falsch verstanden, oder Ihr habt tatsächlich gesagt, daß Ihr mich für etwas braucht, was die Höllenhunde - verzeiht, Eure Leibgardisten - nicht tun können. Oder etwas, wobei Eure Hoheit ihnen nicht trauen können? Oder etwas, das sie nicht wissen sollen.« Da kam es ihm. »Oder -etwas Ungesetzliches?«
    »Nichts, was du gesagt hast, werde ich bestätigen oder leugnen.« Der Prinz blickte ihn an. Der Junge bringt es hervorragend fertig, geheimnisvoll auszusehen, dachte Hanse, ohne die Tatsache zu bedenken, daß sie in etwa gleichaltrig waren.
    »Wenn der Prinz meine Worte verzeihen - sein Sicherheitsoffizier wird bestimmt vor einer solchen -ah - Mission nicht zurückschrecken.«
    Der jugendliche Statthalter blickte ihn weiterhin wortlos an. Lediglich eine bleiche Braue hob sich ganz leicht unter der beneidenswert hübschen Mähne safrangelben Haares.
    Jetzt war Hanse es, der ihn anstarrte. »Tempus! Es hat mit ihm zu tun, nicht wahr? Ich habe ihn seit Wochen nicht mehr gesehen!«
    Kadakithis richtete die Augen blicklos auf einen kostbaren yenizedischen Wandteppich. »Genauso wenig wie ich, Hanse.«
    »Er ist nicht in einer Mission für Eure Hoheit unterwegs?«
    »Nein, ist er nicht. Er ist verschwunden. Aber wer könnte an seinem Verschwinden interessiert sein?«
    Hanse war vorsichtig, wenn Auskunft von ihm erbeten wurde, doch sah er keinen Grund, diese Frage nicht zu beantworten. »Oh, die halbe Stadt, würde ich sagen, mindestens. Ich würde sagen, all diejenigen, die auch nichts gegen das Verschwinden des Statthalters hätten. Verzeiht, Prinz. Oder des Kaisers. Oder Rankes.«
    »Hmm. Nun, ein Reich wird durch Eroberung aufgebaut, nicht durch Liebe, allerdings ist beides oftmals dasselbe. Aber ich habe mich bemüht, gerecht zu sein und nett zu den Leuten.«
    Hanse überlegte.
    »Es ist möglich, daß Ihr netter seid, als wir erwartet hatten.«
    »Hübsch ausgedrückt. Sorgfältig gewählte Worte. Du könntest vielleicht noch einmal Diplomat werden, Nachtschatten. Und die Höllenhunde? Was ist mit ihnen?«
    Hanse lächelte flüchtig, weil jetzt auch der Prinz seine Leibgarde bei dem Namen nannte, den das Volk ihr gegeben hatte, und mit dem die Burschen sich nun selbst ebenfalls gern betitelten. Es war ein Name mit romantischem, ein wenig finsterem Klang, wie er ihresgleichen gefiel.
    »Soll ich das einem von Ranke, der soviel Macht besitzt, beantworten. Welche Macht habe ich denn?«
    »Du hast Einfluß beim Prinz-Statthalter, Hanse. Und bei seinem Sicherheitsoffizier. Du hast das Komplott gegen mich aufgedeckt und mir geholfen, etwas dagegen zu unternehmen. (1) Dann hast du diesen schrecklichen Zauberstock beschafft, nicht ohne Schmerzen. (2) Außerdem hast du auch Tempus in einer Angelegenheit geholfen. (3) Nun gleichen wir uns zumindest in einer Sache, nicht wahr?«
    »Gleichen? Ich? Hanse von Freistatt dem Bruder des Kaisers?«
    »Stiefbruder«, berichtigte der Prinz und bedachte sein Gegenüber mit einem Blick aus großen blauen Augen. Er erinnerte Hanse an seine eigene, hin und wieder vorgetäuschte Unschuldsmiene. »Ja. Jetzt haben wir beide getötet. Ich Bourne. Du - in jener Nacht, als Tempus sein Pferd verlor.«
    »Der Prinz-Statthalter hat so seine Kenntnisse«, bemerkte Hanse.
    »Wieder eine vorsichtige, diplomatische Formulierung. Hör zu: Tempus hat es sich in den Kopf gesetzt, Jubals Falkenmasken fertigzumachen. Hast du eine Ahnung, weshalb?«
    »Vielleicht ist Tempus ein Rassist?« Diesmal setzte Hanse seine Unschuldsmiene auf.
    Damit schien er jedoch nicht durchzukommen. Dieser goldhaarige Junge war klüger als Mondblume, trotz ihrer übernatürlichen Fähigkeit. Hanse seufzte. »Ihr wißt es. Jubal ist Sklavenhändler, und seine Leute mit ihren blauen Falkenmasken sind gefürchtet. Jubal wird respektiert und hat Macht. Tempus arbeitet für Euch, für die rankanische Macht.«
    »Darauf wollen wir nicht wetten. Würdest du sagen, man könnte sein Töten dieser Männer in den blauen Vogelmasken als Mord betrachten, Hanse?«
    »Aus der Sicht der Betroffenen, gewiß«, sagte Hanse zu der glänzenden Tischplatte. »Aus seiner, der uns >Winder< nennt, bestimmt nicht.«
    Der Prinz konnte nicht verhindern, daß er leicht zusammenzuckte.

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