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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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die Tausend Götter zu Märtyrern zu werden.
    Dartulamino schritt den Mittelgang hinab und schaute weder nach links noch nach rechts, während er sich dem großen Podest vorn in der Kathedrale näherte. Seine Krieger marschierten in präziser Formation hinter ihm, ihre mit Metall beschlagenen Stiefel hallten auf dem Marmorboden. Die Briantaner waren gut bewaffnet und vollkommen ausgeruht. Abgesehen vom Bemannen des Sturmbocks, hatten sie ihre Zeit auf der Ebene außerhalb der Stadt damit verbracht, sich von ihrem langen Marsch durch Morenia auszuruhen.
    Hals Soldaten wanden sich, während der Feind zwischen ihnen einhermarschierte, und aller Hände bewegten sich näher zu den Waffen. Dennoch spürte Rani die abergläubische Angst, welche die hiesigen Männer ergriff. Sie waren für die Zeremonien hier. Sie hatten sich versammelt, um ihre Kräfte für einen Kampf zu konzentrieren. Diese Konzentration war noch nicht vollständig. Der letzte Segen war nicht erteilt worden. Hal hatte zu lange damit gewartet, Pater Siritalanu aufzurufen, und die morenianischen Soldaten waren nicht vollkommen vorbereitet.
    Mair spannte sich neben Rani an, während sich Dartulamino näherte. Die Unberührbaren-Frau spreizte die Finger über ihrem seidenen Tuch, als könne sie den Stoff vor zerreißenden Klingen schützen. Sie atmete hastig, und ihre Augen zuckten wild umher. Sie streckte eine klauenähnliche Hand nach dem Mann aus, den sie geheiratet hatte, nach dem Vater ihres toten Sohnes, und es schien, als wolle sie Farsobalinti ein Zeichen geben, den Adligen auf das Übel in ihrer Mitte aufmerksam machen.
    Ein hohes, schrilles Wehklagen baute sich hinten in ihrer Kehle auf, ein Laut des von Zorn erfüllten Entsetzens. Rani erinnerte sich an Hengste, die sie gehört hatte, die ihrem Zorn in hoffnungslosem Kampf Ausdruck verliehen, und sie erkannte Mairs Gemütserregung.
    Bon, dachte Rani. Der Gott der Bogenschützen klang wie ein schreiender Hengst.
    Aber keiner der Bogenschützen in dieser Kirche hielt seine Waffe bereit. Und selbst wenn dem so gewesen wäre, hätte es kein einziger Mann gewagt, einen Pfeil hervorzuziehen. Keiner wäre tapfer oder skrupellos oder töricht genug gewesen, den Bogen gegen den Heiligen Vater der Kirche der Tausend Götter zu spannen.
    Dartulamino hielt auf der ersten Stufe des Podests inne, und seine Männer formierten sich hinter ihm. Er sah Pater Siritalanu finster an. Pater Siritalanu hielt stand, aber sein molliges Gesicht wurde so bleich wie der Marmoraltar hinter ihm. Der Wind fegte ungehindert durch die gezackten Bruchstücke der zerschmetterten Türen den Kathedralengang hinab, und die Gewänder des jüngeren Priesters wurden gepackt, so dass sein Körper wie ein trauriger Scherz hervortrat.
    Pater Siritalanu war kein Krieger. Seine Beine unter seinem Gewand waren dünn. Sein Bauch war weich. Seine Arme waren nie durch das Gewicht eines Schwertes, durch den Druck schwerer Arbeit geformt worden. Dennoch reckte er das Kinn und blickte den Eindringlingen entgegen, als ob er glaubte, aus dieser Begegnung als Sieger hervorgehen zu können.
    Rani kämpfte gegen den Drang an, vor Nervosität die Hände zu ringen. Warum hatten sie nicht früher am Morgen mit der Zeremonie begonnen? Warum hatten sie die rituelle Einschwörung der Soldaten nicht am Vortag vollendet? Warum waren sie angesichts dieser Bedrohung unvorbereitet, im Ansturm unmittelbarer Gefahr?
    Pater Siritalanu atmete hastiger, und Rani vermutete, dass er dieselbe Liste von Versäumnissen herbetete. Der arme Mann versuchte, sich höher, gerader aufzurichten.
    Mair zeigte neben Rani die Zähne. Dartulamino war vielleicht der Mann, den Mair für den Verlust ihres Sohnes verantwortlich machte. Der Priester war eines der einflussreichsten Mitglieder der Gefolgschaft des Jair. Er hatte lange Zeit dabei geholfen, den Geheimbund in Morenia zu koordinieren. Bis zu diesem Tag hatten weder Mair noch Rani – noch Hal selbst, was das betraf – erfahren, wer den tatsächlichen Befehl dazu gegeben hatte, Laranifarso zu entführen, wer befohlen hatte, dass das Kind getötet werden sollte. Rani konnte sich jedoch noch immer an den Moment erinnern, als sie vom Tod des Kindes erfuhren, an den Augenblick, als Mair von einer klugen, energischen Beraterin zu einer auf Rache versessenen Wahnsinnigen abgestiegen war.
    Rani streckte die Hand aus und ergriff Mairs Handgelenk, das bloße, dasjenige, das nicht in Seide gewickelt war.
    Pater Siritalanu rief: »Wer seid
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