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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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die Rani veranlasste, sich in der Kathedrale umzusehen.
    Arn sprach zu ihr. Es blieb nur wenig Zeit. Der Gott des Mutes würde nur zu bald schwer arbeiten müssen.
    Mair wiederholte neben Rani mechanisch den Schwur der Soldaten: »Arn, verleihe uns Kraft gegen alle unsere Feinde.«
    Gegen die Gefolgschaft, musste Mair denken, wie Rani wusste. Die Gefolgschaft hatte ihren Sohn getötet. Rani sah sich in der Kathedrale um und fragte sich, wer sie gerade jetzt bespitzelte. Hatte die verhasste Gefolgschaft die Liantiner gezwungen, den Hafen zu belagern? Hatten sie die Briantaner gekauft, diese religiösen Fanatiker aus dem Westen dafür bezahlt, alle landwärtigen Zugänge zu Moren zu versperren?
    Auf dem Podest vollführte Pater Siritalanu ein heiliges Symbol, und Ranis Finger folgten ihm unwillkürlich. Vielleicht würden die Götter ihr helfen. Vielleicht würden sie ein Entkommen vor Morens fast unausweichlicher Zerstörung ersinnen. Vielleicht würden sie einen Weg finden, wie die Stadt der sich schließenden Zange der angreifenden Heere entschlüpfen könnte.
    Immerhin hatte sich König Halaravilli mit den besten Beratern umgeben. Als die Kundschafter zum ersten Mal berichteten, dass die Briantaner heranmarschierten, hatte Hal eilig Herzog Puladarati aus dem fernen Amanthia zurückgerufen. Als die liantinischen Schiffe am Horizont erschienen, hatte Hal den Erfinder Davin aus seinem Turmraum herbeigerufen und den alten Mann gebeten, ein Mittel zu finden, um die Blockade zu brechen. Jene Berater standen nun auf dem Podest, der löwenmähnige Puladarati strich sich mit seiner dreifingrigen Hand das Haar zurück, und Davin schaute durch seine tiefen Runzeln blinzelnd über die Soldaten hinweg.
    Das Hämmern des Sturmbocks hallte in Ranis Gedanken wider und bedrängte ihr Herz mit seinem vorhersagbaren Rhythmus.
    Pater Siritalanu schluckte schwer, als versuche er, seine eigene hoffnungslose Verzweiflung zu ertränken, und fuhr dann fort. »Und lasst uns im Namen Bons beten, des Gottes der Bogenschützen.« Rani hörte im Geiste sofort das mächtige Wiehern eines Hengstes, den Klang Bons. Während des vergangenen Jahres hatte sie sich daran gewöhnt, den Göttern auf diese Weise zu begegnen, ihre Vorstellung durch ihre Augen oder ihre Ohren, ihren Mund oder ihre Nase oder unmittelbar durch die Haut wahrzunehmen. Die Götter kamen unangekündigt, brachen über sie herein, als wäre sie eine Maus, die es wagte, in eine Katzendomäne einzudringen.
    Sie würde sich Bon opfern, wenn das helfen würde. Sie würde sich dem Gott der Bogenschützen weihen, wenn Morenias Soldaten nur ermutigt würden. Die Kriegszeremonien waren dazu gedacht, Kämpfer zu beschützen, ihnen Trost und Zuversicht zu verleihen, während sie sich darauf vorbereiteten, auf einem Schlachtfeld ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Vielleicht war das Wiehern eines Hengstes genau das, was sie brauchten. Vielleicht brauchten sie nur das, um die Angreifer abzuwehren.
    »So ist es gut, Lar«, summte Mair neben Rani; ihre Worte waren an die schmutzige Seide gerichtet. Ihre Stimme klang so laut, dass viele Leute in der Kathedrale den Blick verlegen abwandten. Rani runzelte die Stirn und trat näher, wobei sie ohne hinzusehen wusste, dass Farsos Gesicht vor Kummer wie versteinert wäre. Hal würde sie finster ansehen und ihr befehlen, Mair unter Kontrolle zu halten. Er hatte die Unberührbaren-Frau vollkommen vom Gottesdienst ausschließen wollen.
    Rani hatte jedoch argumentiert, es wäre eine ganze Herde Hengste erforderlich, um Mair von der Kathedrale fernzuhalten. Sie würde die Gelegenheit nicht einfach so verstreichen lassen, ihren Ehemann zu sehen, die neuen grauen Strähnen in Farsos Haar zu betrachten, sich die kürzlich erst entstandenen, in sein Gesicht eingegrabenen Linien einzuprägen, in das Gesicht des Mannes zu blicken, der ihren armen, verlorenen Sohn gezeugt hatte.
    Nun blickte dieser Mann starr zu Pater Siritalanu, der seine Stimme erhob und verkündete: »Bon, verleihe uns Kraft gegen alle unsere Feinde!« Der Schwur wurde von Hunderten von Kriegerstimmen wiederholt, so dass die Worte von der Decke widerhallten.
    Sie erstickten fast die Veränderung in der Klangfarbe des Sturmbocks. Sie verbargen fast die Tatsache, dass das letzte Dröhnen tiefer klang. Sie verbargen fast den Klang splitternder Eiche, das Brüllen von Kriegern auf der fernen Ebene. Rani konnte sich vorstellen, wie den briantanischen Männern ihr Erfolg zu Kopf stieg. Sie konnte sich
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