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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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wenn ihr diese Kisten nicht in den Hof hinausbefördern könnt, werde ich ein paar Soldaten dafür finden!«
    Crestman wartete, bis die Raufbolde ihre Klingen wieder in die Scheiden gesteckt hatten, wandte sich dann aber bewusst um, bevor sie sich wieder an ihre zugewiesene Aufgabe machten. Rani begriff, dass er so sein Vertrauen zeigte. So ließ er seine Soldaten wissen, dass er an sie glaubte. Sie wartete, bis die meisten der Jungen gegangen waren.
    »Crestman«, sagte Rani in das unbehaglich lastende Schweigen hinein, »sie hören auf dich. Puladaratis Leute würden sie innerhalb eines Tages durcheinanderbringen. Diese Jungen müssen ans Kleine Heer erinnert werden – man kann ihnen nicht einfach befehlen zu vergessen, was geschehen ist. Du kannst ihnen helfen. Du kannst sie lehren, ihren Stolz zu bewahren, während du sie auf die Rückkehr in ihr Zuhause vorbereitest.«
    Der Löwe weigerte sich, ihren Blick zu erwidern, weigerte sich, die Wahrhaftigkeit hinter ihren Worten anzuerkennen. Rani seufzte und streckte einen Finger aus, um die Narbe auf seiner Wange nachzuziehen. »Es ist ein besseres Leben, als Sin Hazar es für dich geplant hatte.«
    »Ist es nicht!«, widersprach Crestman und ergriff ihre Hand. Seine Finger lagen wie eisige Klauen um ihr Handgelenk. »Es ist dasselbe Leben! Sin Hazar hätte mich als Sklave an die Liantiner verkauft, und dein kostbarer ›Hal‹ hat mich an seine Morenianer gebunden! Welchen Unterschied macht das?«
    Rani zitterte angesichts des Zorns in seiner Stimme, angesichts der Verletztheit hinter seinen Worten. »Du trägst keine Ketten, Crestman. Wärst du auf dem anderen Schiff gewesen, oder auf einem früheren Schiff, lägst du jetzt in Ketten. Das oder Schlimmeres.«
    Sie beobachtete, wie er ihre Worte abwog, beobachtete, wie er sich an das andere Schiff erinnerte, dasjenige, das nicht aus Liantine zurückgekehrt war. Fünfzehntausend Soldaten, alle zusammengerechnet, im Kleinen Heer verloren, und er beklagte sich darüber, frei in Sin Hazars Palast umherschreiten zu können. Sie sah, wie er ihr Argument widerwillig akzeptierte, widerwillig einräumte, dass es ihm in Amanthia besser ging. Hinter dieser Resignation konnte sie jedoch noch immer Zorn erkennen. Zorn und Verletztheit und zerstörtes Vertrauen.
    »Es wird leichter werden«, drängte sie. »Wenn du die Jungen nach Hause zu schicken beginnst, wirst du sehen, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.« Rani bemühte sich, das Thema zu wechseln. »Wie geht es Shea?«
    »Noch immer dasselbe. Sie trauert um diese Mädchen, ihre Tain und ihre Serena. Es war grausam für sie, sie in den Palisaden wiederzusehen, nur um zuschauen zu müssen, wie sie nach Liantine geschickt wurden. Sie hatte sie einmal verloren, und sie wird sich vielleicht nie wieder davon erholen, dass sie sie erneut gehen lassen musste.«
    »Gib sie nicht auf, Crestman. Sie wird dir mit dem Kleinen Heer helfen, besonders mit den Mädchen. Sie wird dir helfen, die Kinder nach Hause zu schicken.«
    »Und wenn wir damit fertig sind? Wenn das ganze Kleine Heer aufgelöst ist? Welche Pläne hast du dann für mich?«
    »Crestman, ich…«
    Bevor sie eine Antwort formulieren konnte, wurde sie von einer Bassstimme unterbrochen, die vom Eingang erschallte. »Lady Rani, König Halaravilli sagte, ich solle… Ah.« Herzog Puladarati trat einen Schritt zurück und richtete seinen stechenden Blick auf Ranis Hand, auf das Handgelenk, das noch immer von Crestmans Fingern umschlossen war. »Verzeiht, Lady. Der König hat mich angewiesen, Euch zu suchen.«
    Crestman hielt dem Blick des Herzogs stand. »Ich wollte gerade gehen. Euer Gnaden.« Der Junge hielt bewusst inne und verlagerte seinen Griff, schloss seine Finger unter Ranis Handfläche zusammen. Sie ließ es zu, dass er ihre Hand an seine Lippen hob und bemühte sich, keinerlei Empfindung zu zeigen, während er ihre errötete Haut flüchtig küsste. »Lady«, murmelte er und verbeugte sich, bevor er zu den Jungen hinüberging, die sich noch immer an Davins Habe zu schaffen machten.
    »Crestman!«, wollte Rani ausrufen, aber dann unterdrückte sie seinen Namen. Sie schluckte schwer und zwang sich, Puladarati anzusehen.
    »Ja«, sagte sie stattdessen, und ihre Stimme klang sogar in ihren eigenen Ohren seltsam schrill. »Ihr solltet mich suchen?«
    »Ja. König Halaravilli wollte wissen, welche Wünsche Ihr für das morgige Festessen habt.«
    König Halaravilli… Hal hatte seit dem Blutvergießen vor den
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