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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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nach Mitternacht mit uns getanzt habt?«
    Rani weigerte sich, die Röte zu registrieren, die ihr schlagartig in die Wangen stieg. »Ich habe ihm erzählt, dass Ihr mich in ein Gefangenenlager geschickt habt. Ich habe ihm erzählt, dass Ihr mich als Sklavin verkaufen wolltet. Mich, Mair und Crestman. Und Monny, der tot dort drüben liegt. Ich habe Seiner Majestät die Wahrheit gesagt, im Namen des Ersten Pilgers Jair.«
    Da. Dieses Mal war sie sich sicher, Bewegung gesehen zu haben. Nicht sehr deutlich, und sie wäre wahrscheinlich unbemerkt geblieben, wenn Rani auf gleicher Höhe mit den Reitern gewesen wäre. Aber aus ihrem beeinträchtigten Blickwinkel konnte sie gerade so sehen, wie sich die Fäuste der Yrathi um die Zügel ballten. Mehrere der Reittiere spannten sich einen kurzen Moment an, bereit, vorwärtszugehen. Dann, fast ebenso rasch, wie Rani die Bewegung bemerkt hatte, nahmen die Söldner ihre wachsame Haltung wieder ein.
    Rani warf Hal einen raschen Blick zu, um zu sehen, ob auch er es bemerkt hatte. Sie hatte diesen Eindruck. Sie glaubte ihn mit dem Kinn kurz in ihre Richtung deuten zu sehen. Aber sie war sich erst sicher, als sie seine nächste Herausforderung hörte.
    »Und bei Jair, Sin Hazar, ich habe meiner Untertanin geglaubt. Ich habe jedes Wort geglaubt, das Lady Rani mir erzählt hat, als sie sagte, Ihr wärt feige genug, ein Heer von Jungen zu versklaven und die Mädchen Eures Königreichs den Liantinern zuzuführen.«
    Nach der dritten Nennung des Namens des Pilgers war sich Rani sicher. Die Yrathi reagierten auf Jair, sprachen auf den heiligen Namen an.
    Blind dafür, warf Sin Hazar den Kopf zurück und lachte. »Jungen versklaven? Mädchen zuführen? Ihr seid selbst ein Kind, Halaravilli ben-Jair! Ihr seid ein Kind, wenn Ihr glaubt, dass Kriege nur mit Ehre und Ruhm und heiligen Gebeten zu den Tausend Göttern gewonnen werden können.«
    Hal warf Rani einen Blick zu, nickte ihr knapp zu, als sie zum Dolch griff, der in ihrem Gürtel stak. Dann hob Hal trotzig das Kinn an und rief: »Nicht zu den Tausend Göttern, Sin Hazar. Zum Ersten Pilger Jair!« Hal schrie seine Aufforderung heraus: »Zu mir, Yrathi, im Namen Jairs!«
    Chaos.
    Acht der Yrathi kehrten ihre Langspieße um, trieben sie in die Reittiere ihrer Brüder. Pferde schrien. Männer brüllten. Sin Hazar fluchte im Namen all der Tausend Götter, verschwendete seinen Atem für einen hilflosen Zornausbruch.
    Hal zog sein Schwert und senkte seine Waffe in die Brust von Sin Hazars Hengst. Das Tier stürzte zu Boden, ließ seinem Herrn kaum Zeit abzuspringen.
    Noch während sich der amanthianische König aus den Steigbügeln zu befreien versuchte, tastete er nach seinem Krummsäbel und schrie nach den Yrathi, die er erworben hatte, um ihn zu beschützen. Jene Söldner waren jedoch in einen tödlichen Kampf mit ihren eigenen Brüdern verstrickt, von der Gefolgschaft gekaufte Männer, die jeden bekämpften, der Sin Hazar treu blieb.
    Rani sah den Moment, in dem Sin Hazar die Gefahr erkannte, in der er sich befand. Er riss sein gebogenes Schwert heftig fluchend aus der Scheide und schwang die Waffe hoch über seinen Kopf. Er warf den Kopf zurück und schrie einen amanthianischen Schlachtruf heraus, ein Geheul, das von den Stadtmauern widerhallte.
    Als Sin Hazar seinen Blick vom ruhigen Himmel losriss, hielt er Hal mit seinen unermesslich tiefen Mitternachtsaugen fest. Rani konnte den Wahnsinn in seinen Zügen, das Todeswissen auf seinem Gesicht erkennen. Er wusste nun, dass er von Verrätern umgeben war. Er wusste, dass die Schlacht aussichtslos war.
    Rani beobachtete, wie der Morgenwind zunahm und den Saum von Hals karmesinrotem Umhang packte. Der König von Morenia hob sein tropfendes Schwert, als wollte er dieses Gefecht all den Tausend Göttern weihen. Dann, mit lautlosem Schrei, schwang Hal seine Klinge in perfektem Bogen.
    Sin Hazar brach über dem morenianischen Stahl zusammen, konnte sich kaum umwenden und zu seinem Rivalen emporschauen. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, verschwammen über seinen Zwillingsschwanentätowierungen zu fleckigen Teichen. Die Finger seiner freien Hand verkrampften sich, griffen nach dem Traum, der mit seinem karmesinroten Blut davonfloss – dem Traum, Morenia und Liantine zu erobern. Seine Kehle bewegte sich, als wollte er seinen Männern jetzt noch Befehle geben. Als er den Mund zum Sprechen öffnete, benetzte jedoch Blut seine Lippen, und er fiel hart auf die Knie.
    Hal trat zurück und zog sein
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