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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin
Autoren: Mark Robson
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Die Wachen riefen auch ihr zu, stehen zu bleiben, aber dazu hatte sie genauso wenig Lust wie Shalidar. Die Spionin hatte nicht die Absicht, sich von der königlichen Garde daran hindern zu lassen, für Danar Rache zu nehmen. Sein Tod war noch zu frisch in ihrem Herzen. Die Art und Weise, wie er den jungen Lord umgebracht hatte, hatte Shalidars diabolischen Charakter offenbart, ganz zu schweigen von der eiskalten Koordination bei der Ermordung von Baron Anton und Graf Dreban. Er würde nicht davonkommen. Femke würde es nicht zulassen. Sie wollte nicht, dass er starb, weil sein Tod eine zu schnelle Lösung gewesen wäre. Sie wollte, dass er für seine Taten litt. Er musste gefangen genommen werden, und sie wünschte sich verzweifelt, dass sie diejenige war, die ihn schnappte.
    Shalidar kletterte auf das nächste Dach und rannte die Schräge zum Dachfirst hinauf. Femke jagte hinter ihm her. Furchtlos sprang der Killer über die Lücken zwischen den Dächern. Auch Femke zögerte bei ihrer Verfolgung keine Sekunde. Das Klettern, Rennen und Springen war spektakulär, aber kurz, denn Shalidar führte Femke über die Dächer, nur um plötzlich auf dem Dach des großen Saales an der Vorderseite des Palastes anzuhalten. Am Dachrand, in Sichtweite der Haupttore, blieb er stehen und drehte sich um. Er konnte nicht weiter.
    Femke kam schlitternd kurz vor ihm zum Stehen und sah den Killer durch zu Schlitzen verengten Augen an. Es war nicht klar, ob Shalidar irgendwo Waffen verborgen hielt, aber Femke wollte kein Risiko eingehen. Der Killer war bekannt dafür, mit seinen Händen ebenso tödlich zu sein wie mit Waffen.
    »Endstation, Shalidar. Du kannst nirgendwo mehr hin. Akzeptier es einfach. Gib auf«, keuchte Femke und stellte erfreut fest, dass Shalidar ebenso außer Atem war wie sie.
    »Mach dir nichts vor, Femke! Der Weg endet nie. Die meisten Menschen sehen nur nicht genug, um seine Ecken und Biegungen zu erkennen«, erwiderte Shalidar rau und verächtlich. In seinen Augen glomm eine tödliche Absicht auf. Sie erkannte, dass er nicht ohne einen Kampf aufgeben wollte, und das passte ihr sehr gut.
    Leicht auf den Fußballen wippend, ging Femke mit erhobenen Händen kampfbereit auf den Killer zu. Sie hatte gehofft, Shalidar zusammen mit Reynik gegenüberzustehen, denn der junge Soldat war ein ausgezeichneter Faustkämpfer, und ohne ihn bestand die Gefahr, dass sie nach diesem Kampf genauso tot war, als wenn der König sie wegen Mordes zum Strang verurteilt hätte. Aber so war es wenigstens ihre eigene Wahl. Wenn Shalidar sie tötete, dann starb sie, weil sie für Gerechtigkeit und Rache gekämpft hatte.
    Femke umkreiste ihn vorsichtig. Wenn Shalidar angriff, dann würde es mit aller tödlichen Kraft und Geschwindigkeit geschehen, die er besaß. Er konnte gar nicht anders kämpfen. Femke war bereit. Sie war schnell, wendig und kochte vor Zorn. Noch nie zuvor hatte sie so auf einen Kampf gebrannt.
    »So kommen wir endlich zu unserem Tanz«, meinte sie, ließ ihren Atem ruhiger gehen und konzentrierte sich auf Shalidars Gleichgewichtszentrum. »Es hat ja lange gedauert. Du warst mir gegenüber im Vorteil, seit ich in Mantor angekommen bin. Es war ein Meisterstück, Phagen in meine kleine Gesellschaft einzuschmuggeln. Es hat lange gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass einer von ihnen in die Sache verwickelt sein muss. Und selbst dann war er nie mein Hauptverdächtiger. Doch jetzt ist es mir natürlich klar: der Ersatz in letzter Minute für einen plötzlich Erkrankten, seine ruhige Art und seine Fähigkeit, unbemerkt im Hintergrund zu bleiben. Er ist der perfekte Mann für einen Killer, aber warum hast du ihn nicht mich töten lassen? Warum die ausgeklügelte Falle hier in Mantor? Du hast gesagt, du wolltest einen Krieg anzetteln, um dein Geschäft zu beleben, aber das ist nicht die Wahrheit.«
    Die ganze Zeit über behielt Femke Shalidars langsame Bewegungen im Auge, wartete auf ein Zeichen der Schwäche – alles, was ihr einen Vorteil verschaffen konnte.
    »Das ›Warum‹ ist einfach«, zischte Shalidar. »Ich wollte, dass du für deine Einmischung in Shandrim bezahlst. Alles lief ausgezeichnet. Vallaine konnte einen zwar zum Wahnsinn treiben, denn er war nicht gerade der konsequenteste Mensch, mit dem man arbeiten mochte, aber daran hatte ich mich gewöhnt und war schon damit beschäftigt, ihn durch einen passenden, formbaren Nachfolger zu ersetzen – als du auf der Bildfläche erschienen bist. Ich hätte dich
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