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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin
Autoren: Mark Robson
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und fuhr mit fast stolzgeschwellter Brust fort. Die Information des Dieners hatte die Schleusen geöffnet. Dadurch konnte Brenden jetzt Verdächtigungen und Beschuldigungen bezüglich Femkes Charakter anhäufen und die Frage stellen, welchen Zweck sie mit ihrem Besuch in Mantor wirklich verfolgt hatte. Er stellte die rhetorische Frage: »Warum läuft ein Unschuldiger davon?«, die er dann damit beantwortete, dass er der Meinung war, ein Unschuldiger würde eben das nicht tun.
    Doch Lord Brenden führte noch weitaus mehr an und das dauerte seine Zeit. Reynik war überrascht, dass Kaiser Surabar so gelassen blieb. Er kannte Femkes Plan nicht, und die Anklage hatte ihn in kaum verhohlenen Worten beschuldigt, Femke ausgeschickt zu haben, um einen diplomatischen Affront herbeizuführen. Vielleicht wollte er sie die Schuld dafür auf sich nehmen lassen und alle Kenntnis von ihrer Mission abstreiten. Wenn das der Fall war, dann hatte die Übernahme des Mantels den General verändert. Der Surabar, von dem sein Vater und sein Onkel ihm erzählt hatten, hätte niemals einen aus seiner Truppe auf solche Art und Weise geopfert.
    Als Kommandeur Sateris endlich die Gelegenheit erhielt zu sprechen, tat er das klar und knapp. Zuerst rief er Phagen als Zeugen auf.
    »Phagen, wenn du Kalheen als Person beschreiben müsstest, würdest du sagen, dass er ein ehrlicher Mensch ist?«, fragte Sateris.
    »Ja«, antwortete Phagen leise.
    »Lauter bitte, damit dich jeder verstehen kann.«
    »Ja. Kalheen ist ehrlich.«
    Reynik knirschte erbost über sowohl die Frage als auch die Antwort mit den Zähnen. Was hatte Sateris vor?, fragte er sich.
    »Du würdest also nicht sagen, dass sich Kalheen gerne Dinge ausdenkt?«
    »Nein.«
    »Das ist interessant«, bemerkte Sateris. »Nach meiner Information über Kalheen ist anzunehmen, dass er fast genauso gerne Geschichten erzählt wie Lord Brenden.«
    In den Galerien kicherte es. Brenden blickte verärgert drein, sagte aber nichts.
    »Kalheen erzählt gerne Geschichten, aber er lügt nicht«, sagte Phagen und wurde verlegen rot.
    »Er übertreibt also nie? Er verzerrt die Wahrheit nie, um seine Geschichten zu verbessern?« Sateris schoss die Fragen ab wie Pfeile von einer Armbrust.
    »Nun, er schmückt seine Geschichten aus, ja, aber …«
    »Ich glaube, ich verstehe. Vielen Dank, Phagen. Du bist entlassen.«
    Reynik hätte am liebsten applaudiert. Kaiser Surabars Gesichtsausdruck nach schien er der gleichen Meinung zu sein.
    Sateris hatte Kalheens Glaubwürdigkeit als Zeuge mit ein paar Sätzen zunichtegemacht. Und dabei spielte er nicht mit Emotionen, sondern benutzte nur einfache Logik. Er stellte Femke als intelligente und äußerst fähige junge Frau dar, die durch ihre Fähigkeiten, ihre Persönlichkeit und ihre Vertrauenswürdigkeit schnell zur Botschafterin aufgestiegen war. Er hinterfragte das Fehlen eines Motivs für die Morde und wies darauf hin, dass im Palast zur Zeit der Morde an Baron Anton und Lord Danar viele Leute anwesend gewesen waren. Lady Femkes Anwesenheit allein bedeutete noch nicht, dass sie das Messer geführt hatte, das Anton tötete, oder das Gift verabreicht hatte, mit dem Danar ermordet worden war. Er stellte fest, dass Femkes Anwesenheit an allen drei Verbrechensschauplätzen die Theorie von einer Verschwörung eher noch unterstützte. Schließlich erzählte er von der aufkeimenden Beziehung zwischen Femke und Danar und befragte sie eingehend danach.
    Femke antwortete so ehrlich wie möglich. Die Tränen strömten ihr übers Gesicht, als sie von ihm sprach, doch sie erzählte nichts über seine Rolle bei ihrem Gefängnisausbruch und beim Überfall auf den Staatsschatz. Manche Leute im Gerichtssaal murmelten etwas von theatralischer Inszenierung, doch ein paar waren von ihrer offensichtlichen Ehrlichkeit und ihrer Trauer über den Tod ihres Botschafterkollegen berührt.
    Als sich Kommandeur Sateris wieder setzte, fragte der König, ob er Zeugen aufrufen wollte. Der Kommandeur wollte schon den Kopf schütteln, als Femke ihn mit lauter Stimme unterbrach.
    »Ja, Euer Majestät. Die Verteidigung ruft den Alchemisten Pennold auf.«

KAPITEL SIEBZEHN
     

     
    Lord Brenden runzelte die Stirn und sah missbilligend zu Kommandeur Sateris hinüber, weil er in letzter Sekunde einen unerwarteten Zeugen für die Verteidigung aufrief. Wenn Sateris etwas von Femkes Ankündigung gewusst hatte, dann verbarg er es meisterlich. Im Moment sah es so aus, als sei der Verteidiger genauso im
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