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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin
Autoren: Eric Walz
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ersten Blick einen besseren Grund als ich hatte, den Tod ihres Mannes zu wünschen.
    Gerlindis berichtete munter weiter: »Der Rest war ein Kinderspiel. Mitten in der Kleideranprobe, als du in deinem Zimmer schliefst, schlich ich im Schutz der Dunkelheit ins Frauenhaus. Ich klopfte bei Mathilda an, sie hatte die Tür von innen verriegelt. Nachdem sie geöffnet hatte, bat ich sie, sie in einer wichtigen Angelegenheit sprechen zu dürfen. Sie ließ mich herein. Ich stieß sofort zu. Als Waffe benutzte ich ein Messer aus der Küche, das ich wieder mitnahm, sorgfältig abwischte und an seinen Platz zurücklegte. Ursprünglich hatte ich nicht vorgehabt, den Mord als Selbstmord zu tarnen, aber als ich den Dolch auf Mathildas Spiegeltisch sah, ergriff ich die Gelegenheit. Alles zusammen dauerte allenfalls eine Viertelstunde. Berta und ich taten so, als setzten wir die Kleideranprobe fort. Tatsächlich war Berta viel zu aufgeregt dazu. Wir warteten, bis man die Leiche entdecken und ein riesiger Trubel ausbrechen würde.«
    Â»Die Tür von Mathildas Gemach hast du absichtlich offen stehen lassen, damit man die Leiche schnell findet und du aufgrund deines Zusammenseins mit Berta außerhalb jedes Verdachts bist.«
    Â»Was ja auch gelang.«
    Â»Danach musstest du nur noch den Brief an Hugo an dich bringen.«
    Â»Ja, er hatte mir damals, nachdem er ihn erhalten hatte, gesagt, dass er ihn ewig aufbewahren werde. Damals gefiel mir das natürlich, aber inzwischen stellte der Brief für
mich die letzte Hürde dar. Wenn man ihn irgendwann in Hugos Gemach finden würde... Ich schlich mich vom Bankett weg und durchsuchte Hugos Gemach. Der Brief lag in einem Kästchen. Ich nahm ihn rasch an mich. Gerade als ich aus dem Zimmer geeilt war...«
    Â»Liefst du Grifo in die Arme - und tatest so, als wäre deine Anwesenheit in der Nähe seines Gemachs ein Stelldichein. Er bemerkte natürlich den Brief, den du in der Hand hieltest.«
    Â»Ja, der war leider unübersehbar.«
    Â»Und nachdem Grifo eine Weile gestottert hatte...«
    Â»Schrecklich, seine Schüchternheit. Ich dachte, er würde sich nie erklären.«
    Â»... machtest du aus der Not einen Vorteil, indem du Grifo den Brief übergabst, mit dem Zweck, ihn ein wenig wagemutiger zu machen.«
    Â»Mir war eingefallen, dass ich Hugos Namen in dem Brief nicht verwendet hatte, und vom Inhalt her passte er genauso gut auf Grifo wie auf seinen Bruder. Es war eine spontane Idee.«
    Â»Die alles zu deinem Nachteil wendete. Trotzdem hatte ich lediglich einen Verdacht, nichts weiter, und ich war mir selbst nicht sicher. Beweise gab es keine. Unter diesen Umständen hätte man es nicht wagen dürfen, Berta und dich zu verhören, zwei Frauen, die unbescholtener nicht wirken könnten. Da kam mir der Einfall mit Teodrada. Sie wurde - mit Einverständnis des Königs - von Gerold instruiert, dich auf der Heiligabendfeier nach dem Gottesdienst in ein Gespräch über alles Mögliche zu verwickeln: dass sie wieder gesund sei und dass sie die kommende Nacht wieder in ihrem Gemach im Frauenhaus schlafen würde... Und dann sollte sie ganz nebenbei erwähnen, dass sie im
Besitz einer Pfeilspitze sei, die sie dort gefunden habe, wo Hugos Leiche lag.«
    Gerlindis presste die Zähne zusammen. »Das verzeihe ich mir nicht, dass ich auf dieses dumme Mädchen hereingefallen bin. Sie machte mir weis, dass sie dem Fund zunächst keine Bedeutung beigemessen, aber kurz vor dem Gottesdienst zufällig erfahren habe, dass Grifo eine besondere Pfeilspitze besitze. Dann zog sie sie hervor - und es war Grifos Pfeilspitze. Er hat sie mir vor einigen Wochen gezeigt.«
    Â»Erneut hast du deine Felle davonschwimmen sehen.«
    Â»Richtig, ich musste unbedingt etwas tun, und Teodrada eröffnete mir die Möglichkeit dazu. Sie sagte, dass eine Heiligabendfeier nicht die passende Gelegenheit wäre, um schwere Beschuldigungen zu erheben, und dass sie je nach Lust und Laune morgen oder übermorgen oder wann auch immer in aller Ruhe mit ihrem Vater darüber sprechen werde.«
    Â»Da Teodrada als versponnen gilt, klingt das durchaus glaubwürdig. Du fasstest den Plan, heute Nacht in ihr Gemach zu schleichen, sie mit demselben Küchenmesser umzubringen, mit dem du schon Mathilda getötet hast, und die Pfeilspitze an dich zu nehmen. Du warst dabei, diesen Plan umzusetzen...«
    Â»... als ich in die
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