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Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Titel: Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
Autoren: Stefan Wolf
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wimmelt
von Altschülern. Oldies sind dabei, die 1938 Abitur machten. Alle Jahrgänge
tanzen an — bis zu denen, die kürzlich noch hier waren und jetzt bei der
Bundeswehr strammstehen. Ein bunter Haufen, also. Und alle freuen sich auf die
Fete.“
    Er
vergisst, dachte Tim, weshalb er herkam. Wegen des Gefallens.
    „Die
Festfolge“, erklärte Gutbrot, „sieht folgendes vor: Am Freitagabend Empfang in
der Städtischen Kongresshalle mit großem Tamtam. Am Samstagvormittag: Tag der
offenen Tür — hier im Internat. Die Altschüler dürfen überall rein. Auch in die
Buden. Anschließend Feier in der Aula mit großem Tamtam. Am Nachmittag wird es
besonders lustig. Herr Peter Luckner hat das Grafen-Schlösschen gemietet und
gibt dort eine Party. Sozusagen einen Nachmittags-Schoppen mit großem Tamtam.
Abends steigt dann der Ball im Hotel Kaiserhof. Alles mit
großem...äh...Aufwand. Für Sonntag ist ein gemeinsamer Ausflug vorgesehen. Mit
Bussen und Privatwagen eine Fahrt ins Blaue. Wohin das geht, verrate ich noch
nicht. Hahah!“
    Er stand
auf und wandte sich zur Tür.
    „Also
haltet euren Stall sauber, Kinder. Sonst ist die Innung blamiert.“
    „Herr
Doktor, der Gefallen!“ erinnerte Tim.
    „Wie? Potz
Blitz! Deshalb bin ich ja hier.“
    Er wackelte
mit dem Kopf und setzte sich wieder.
    „Es geht
darum: Einige Altschüler — ziemlich viele, eigentlich — wollen — wie mir
zugetragen wurde — Edmund Raismeyers Grab besuchen.“
    Klößchen
erwischte einen herabfallenden Schokobrocken mit dem linken Mundwinkel.
    Tim
durchforschte blitzschnell sein Gedächtnis. Nein, er kannte keinen Raismeyer —
wie auch immer der sich schrieb: mit a, e, y oder i.
    „Der
Verstorbene“, erklärte Gutbrot, „war ein Gründungsmitglied der
Schülervereinigung. Er starb vor... ich glaube, vor 15 Jahren.“
    „Hochbetagt!“
stellte Tim fest, denn anders konnte es nicht sein.
    „Er ist
wohl ziemlich alt geworden. Ich kannte ihn nicht.“
    „Und?“
    „Wie ich
höre, war Raismeyer der letzte seiner Sippe. Er hat alle Verwandten überlebt.“
    Tim erriet,
worauf Gutbrot hinaus wollte. Aber er ließ es ihn sagen.
    „Das
heißt“, der Lehrer zerrte an seiner Unterlippe, „wahrscheinlich ist niemand
mehr da, der das Grab pflegt. Möglicherweise befindet es sich in
einem...äh...ungepflegten Zustand. Das wäre peinlich für alle, die dort eine
Gedenkminute einlegen wollen. Mit stiller Andacht und so.“
    Ich sehe
mich schon als Friedhofsgärtner, dachte Tim.
    „Einige
werden sicherlich Blumen mitbringen“, sagte Gutbrot. „Euch bitte ich, zum
Westfriedhof zu düsen und nachzusehen, ob Raismeyers Grab in Ordnung ist. Wenn
das Unkraut gesiegt hat, werde ich eine Blitzaktion veranlassen. Dann muss
unser Internatsgärtner das Grab schönen. Klar?“
    „Die Idee,
ja“, nickte Tim.
    „Aber?“
    „Der
Westfriedhof ist so groß wie ein ganzer Stadtteil. Wo, bitte, sollen wir
suchen?“
    „Das weiß
ich auch nicht. Aber deiner Spürnase wird doch ein Grab nicht entgehen.“
    „Wahrscheinlich
kann die Friedhofs-Verwaltung Auskunft geben“, überlegte Tim. „Andernfalls
müssen wir suchen. Vorsorglich, Herr Doktor, melde ich uns — Willi und mich-zum
Abendessen ab. Zur Arbeitsstunde sowieso.“
    „Ist
gebongt“, sagte Gutbrot.

2. Stielke, der
Totengräber
     
    Oktobersonne
beschien die Stadt. Auf dem Westfriedhof blühten die letzten Rosen.
    Paul
Stielke hatte das Grab gefunden.
    Er warf
sein Arbeitsgerät auf den Boden und zog die Joppe aus. Stielke war Totengräber.
    Sein
Kollege verspätete sich mal wieder. Sollte er auf ihn warten? Oder schon
anfangen?
    Stielke war
ein klotzig gebauter Mann in mittleren Jahren. Schwarze Borstenhaare wuchsen
ihm bis tief in die Stirn. Er tat seine Arbeit nicht gern. Aber er hatte nichts
anderes gelernt.
    Was mir zum
Glück fehlt, pflegte er zu sagen, ist nur eins: ein Haufen Geld.
    Das war
tatsächlich seine Überzeugung, nämlich dass ein enger Zusammenhang bestünde
zwischen Glücklichsein und Kohle.
    Er trat
näher an den Grabstein, um die Inschrift zu lesen.
    EDMUND
RAISMEYER...
    An den
dachte wohl niemand mehr. Der war vergessen — und damit endgültig ausradiert.
    Jedenfalls
hatte man niemanden gefunden, der sich um Raismeyers sterbliche Überreste
kümmerte: trotz des Versuchs der Friedhofs-Verwaltung, Nachfahren aufzuspüren —
trotz des dreimonatigen Anschlags am Grab, dass die Ruhestätte demnächst
eingeebnet werde — trotz des öffentlichen Aushangs gleichen
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