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Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Titel: Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
Autoren: Stefan Wolf
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Inhalts.
    Das
sogenannte Benutzerrecht war abgelaufen. Denn ein Toter belegt sein Grab nicht
bis in alle Ewigkeit — nein! Nur bis zu 15 Jahren. Dann werden neue Gebühren
fällig.
    Ein
Raismeyer-Hinterbliebener hätte das Grab neu beanspruchen und bezahlen müssen.
Den hatte man nicht gefunden. Jetzt trat die Spitzhacke an.
    Stielke
spuckte in die schwieligen Hände.
    Ächzend
schob er die Brechstange unter die Steinplatte, die das Grab abdeckte.
    Oh! War die
schwer! Sollte er nicht doch auf den Kollegen warten?
    Hau ruck!
Er spannte die Muskeln an und stemmte die Steinplatte hoch.
    Verblüfft
starrte er auf die schwarze Erde.
    Sie war
noch sommer-feucht, denn der Herbst war ungewöhnlich mild. Nachtfrost fand erst
demnächst statt.
    Was war
das?
    Halb
eingebuddelt lag dort ein — Metallkoffer.
    Stielkes
Zunge fuhr hin und her auf den rissigen Lippen. Er drückte die Steinplatte
weiter hoch, bis sie umkippte.
    Laub wölkte
auf. Erschreckte Sperlinge verzogen sich.
    Stielke
äugte umher. Niemand war in der Nähe.
    Bäume und
Büsche machten aus dem Westfriedhof einen Landschaftspark. Was heimisch und
grün war, durfte hier wachsen. Hecken begrenzten den Blick.
    Niemand
beobachtete ihn, als er den Koffer nahm.
    In der Erde
blieb eine wannenförmige Mulde zurück. Käfer und Regenwürmer wunderten sich
über die plötzliche Helligkeit.
    Stielke
kniete und wischte den Schmutz vom Kofferdeckel. Er probierte die Schlösser.
Beide sprangen auf. Er zögerte einen Moment. Aufregung trocknete seinen Schlund
aus. Dann klappte er den Deckel hoch.
    Minutenlang
starrte er auf den Inhalt.
    Niemals im
Leben hatte er einen Koffer voll Geld gesehen.
    Es waren
Hunderter — hauptsächlich Hunderter, nein, nur Hunderter. Gummibänder bündelten
sie.
    Er konnte
kaum atmen.
    In dem
Moment hörte er das Knattern des Klein-Traktors. Sein Kollege kam.
    Stielke
schloss den Koffer, rannte hinter die nächste Hecke und ließ den Blick
umherwieseln. Kein Zeuge. Nur die Sperlinge wippten auf den Zweigen.
    Stielke
versteckte den Koffer unter der Farnkraut-Umrandung eines üppigen
Familiengrabes.
     
    *
     
    Sie schoben
ihre Drahtesel. Schließlich ist ein Friedhof kein Platz, um in die Pampa zu
heizen.
    „...D 81,
Platz 19“, murmelte Klößchen, „D 81, Platz 19... Trip und Trollo! War’s so rum,
oder war’s: D 19 und Platz 81...“
    „Du nervst
mich“, erwiderte Tim. „Dort ist D 81, links den Weg runter — dann sehen wir,
wie es Edmund Raismeyer geht.“
    „Ihm ist es
sicherlich schnurz, ob die Hundsquecke — was ein Unkraut ist — oder
Knollenbegonien auf seinem Grab gedeihen. Wozu das Tamtam? — um mal Gutbrots
Lieblingswort zu gebrauchen.“
    „Du siehst
das nicht richtig“, erwiderte Tim. „Es geht nicht um den seligen Edmund,
sondern um Anstand. Der besagt, dass ein Gründungsmitglied Anspruch hat auf ein
würdiges Angedenken. Sichtbar wird das in der Beschaffenheit der Ruhestätte.
Seht her! heißt es. Ein so schönes Grab! Das ist uns der Edmund wert. Sonst,
Willi, müsste sich die Vereinigung schämen.“
    „Verstehe.“
    Sie folgten
dem Weg.
    Die
Nachforschung war einfach gewesen. Bei der Friedhofsverwaltung hatte man ihnen
Raismeyers Grab bezeichnet.
    Tim ging
voran. Er schob sein Rennrad mit einer Hand. Abgeschnittene Zweige lagen im
Weg.
    Klößchen
zog im Gehen den Rest einer Schokoladentafel hervor. Er hatte heute einen
besonders hungrigen Tag.
    Tim hörte
Stimmen.
    „...kommst
aber reichlich spät“, beschwerte sich ein Mann. Er sprach heiser.
    „Den Hügel
machen wir noch früh genug flach“, wurde ihm geantwortet.
    Tim ging am
18. Grab in Reihe 81 vom Bezirk D vorbei.
    Das nächste
musste Raismeyers Ruhestätte sein. Eine Lebensbaumhecke schirmte sie ab. Hinter
ihr unterhielten sich die beiden.
    Ob das
Altschüler sind? überlegte Tim.
    Er trat
durch die Öffnung in der Hecke, blieb stehen und stützte sich auf den Lenker.
    Hinter ihm
schob sich Klößchen in Position.
    Für einen Moment
verschlug es Tim die Sprache. Aber er braucht nie lange, um wieder Worte zu
finden.
    „Was ist
denn hier los?“ rief er. „Wo sind wir denn? Bei den ägyptischen Königen? Wird
hier ein Grab geplündert?“
    Ein
Klein-Traktor parkte. Auf dem Anhänger lagen Gartengeräte. Ein koboldhafter
Mann saß auf dem Traktorsitz. Er rauchte, hatte eine Flasche Bier in der Hand —
und heute noch nicht viel gearbeitet.
    Der andere
war ein wuchtiger Typ mit niedriger Stirn.
    „Hast du
das gehört, Stielke?“ fragte der Kobold.
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