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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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so schwer fiel es ihnen, einen bestimmten Friedhof zu betreten. Aber sie dachten einfach an ihren Kumpel, den Totengräber, und sie hatten sich damals geschworen, daß der eine für den anderen da sein sollte. Auch wenn Gefahr und Tod in der Luft lagen.
    Sie wollten ihn herausholen oder es zumindest versuchen. Es gab noch die Möglichkeit, sich mit dem Geisterjäger in Verbindung zu setzen und ihm zu erklären, wo sich die Gespenster-Gruft genau befand.
    Noch schwebte über London die Juni-Schwüle. Die Luft und alles, was in ihr lebte, lechzte nach einem Gewitter, das endlich den feuchtwarmen Schwall vertrieb, aber noch zeigte der Himmel kein Erbarmen. Seine Wolkenformation hatte sich nicht verändert. Schichtweise lagen sie in dem schraffierten Grau übereinander. Kein gelbes schwefliges Schimmern durchbrach diese Farbe, und nicht der leichteste Windhauch kündigte eine Veränderung an.
    Nur die Schwüle blieb und eine Luft, die so ungewöhnlich klar war, obwohl an gewissen Stellen Dunstschleier über den alten Teil des Friedhofs trieben.
    Die Grufties bewegten sich mit einem nahezu feierlich anmutenden Phlegma einem bestimmten Punkt des Friedhofs zu, der gut geschützt und dabei relativ zentral lag.
    Es war ein Ort, den dichte Hecken umzäunten. Zwei Bänke standen rechts und links eines betonierten Wasserbeckens, in dem eine trübe Flüssigkeit schwamm, die ziemlich modrig roch. Auf der Oberfläche schaukelten noch einige Blätter, schmal und dünn wie helle Finger. Sie waren von den Bäumen abgefallen, die wie Wächter hinter den Hecken standen und den Platz ein wenig schützten, auch vor zu starkem Sonnenlicht, das nur mehr als Fleckenteppich den Boden erreichte.
    Um diese Zeit war es hier feucht. Ein alter Geruch lag in der Luft.
    Mücken tanzten über dem Wasserbottich oder huschten mit zackigen Bewegungen dicht an der Oberfläche entlang.
    Es gab nur einen Weg, der an dieses zentrale Ziel führte, und ihn nahmen die Grufties. Der Pfad war schmal und im Sommer beinahe zugewachsen, denn die Büsche zu beiden Seiten des Wegs streckten ihre Ranken so weit vor, als wollten sie über dem Pfad ein niedriges Dach bilden.
    Die Grufties mußten den Weg nehmen. Sie gingen vorsichtig, schauten sich immer wieder um und blieben schließlich, als sie keine Gefahr entdeckt hatten, neben dem Wasserbecken stehen.
    Der Junge mit den schwarzen Rastazöpfen tauchte seine Hand in die Brühe, bewegte die Finger und pitschte Wassertropfen in die Höhe. Die Braut hatte ihren Schleier in die Höhe gehoben. Jetzt war ihr Gesicht zu sehen. Blaß und schmal, mit einem breiten Mund und hochstehenden Wangenknochen. Auf der Stirn schimmerten Schweißperlen, ihre Augen zeigten grünschwarze Ränder, der Mund hatte seine Schminke verloren.
    Überhaupt wirkten die Grufties etwas desolat. Es war ihnen anzusehen, daß sie Furcht vor der nahen Zukunft empfanden.
    Das wußte auch Sady, die Anführerin der kleinen Gruppe. Sie baute sich vor ihren Freunden auf. »Soweit sind wir schon gekommen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ihr wißt, was wir uns damals geschworen haben. Daß wir zusammenbleiben wollen, aber nicht um jeden Preis, wie ich jetzt zugeben muß. Die Situation ist eine andere geworden. Ich kann euch einfach nicht zwingen, bei mir zu bleiben. Wer jetzt gehen will, dem lege ich keinen Stein in den Weg. Ich würde ihm auch nie einen Vorwurf machen, aber wer bleibt, der tut es auch bis zum bitteren Ende. Ich glaube, das mußte einmal gesagt werden.«
    Sady ließ ihre Worte verklingen. Sie wartete auf Antworten, aber sie gab den Freunden Zeit.
    Als erste sprach Janina. »Also ich bleibe.« Sie nickte noch und versuchte sogar ein Lächeln.
    »Ich auch«, sagte Creel, der junge Mann mit den Rastazöpfen. Er nickte dabei so heftig, daß die kleinen Totenköpfe in seinem Haar gegeneinander prallten.
    »Und ihr?«
    Auch die anderen beiden waren der Meinung. Keiner wollte im Abseits stehen.
    Sady gestattete sich ein Lächeln. »Ich wußte es, meine Freunde. Ich wußte, daß unser Band so leicht nicht gesprengt werden kann. Wir haben es fest geknüpft, aber wir sollten uns auch noch einmal klarmachen, was uns erwarten kann.«
    »Die Satanisten sind…«
    »Nein, Janina, nicht nur sie. Die sind nur Helfer, das weißt du auch. Es ist einfach die Gruft, die mir persönlich eine gewisse Furcht einjagt. Ich will euch das noch einmal erklären. Wenn Satanisten sich mit gewissen Dingen beschäftigen, dann tun sie dies auf eine andere Art und Weise als
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