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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft
Autoren: Sam Moskowitz
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geworden und hatte keine Kondition mehr.
    Das Telefon läutete. Marenson fuhr zusammen, dann nahm er ab. Auf der Mattscheibe erschien das Gesicht des Mannes, den er vor einer Dreiviertelstunde losgeschickt hatte, um Clugy zu beschatten, und sagte: »Mr. Clugy verläßt gerade den Raumfahrerklub. Er war ungefähr fünfzehn Minuten in seinem Zimmer.«
    »Wissen Sie, wohin er geht?«
    »Er besteigt eben ein Taxi. Einen Moment, ich habe mein Abhörgerät eingeschaltet … Ja, ich hab’s: Raumhafen, Sektion B. Das ist der Teil, wo die Reparaturwerft und die Lagerhäuser sind.«
    Marenson nickte verdrießlich. Das konnte alles mögliche bedeuten.
    »Sollen wir ihn zusammenschlagen, Sir?«
    Marenson zögerte. Vor zehn Jahren hätte er ja gesagt. Zuschlagen, bevor der andere zuschlagen konnte: Das war das erste Prinzip, wenn es zwischen zwei Raumfahrern zum Privatkrieg kam. Aber er war kein Raumfahrer mehr und mußte Rücksicht auf sein Prestige nehmen. Wurde er verletzt, war es eine Nachricht. In diesem Sinne war Clugy ihm gegenüber im Vorteil. Denn wenn er Clugy von ein paar Sicherheitsbeamten in Zivil zusammenschlagen ließe, und es käme ans Licht, würde die mächtige Raumfahrergewerkschaft ihn ruinieren. Sie würde einen solchen Skandal daraus machen, daß die Regierung gezwungen wäre, ihn zu entlassen.
    Marensons Zögern endete. »Nein«, sagte er. »Folgen Sie ihm. Und halten Sie mich auf dem laufenden.«
     
    Als er nach Hause kam, war Janet noch beim Packen. Er erzählte ihr, was vorgefallen war, und was er unternommen hatte, und schloß: »Hauptsache, wir können morgen abend reisen. Würde ich direkt gegen Clugy vorgehen, wären die Folgen unabsehbar. Entlasse ich ihn aufgrund dieser Auseinandersetzung, wird er mit Unterstützung der Gewerkschaft vor das Arbeitsgericht ziehen, und dort würde ich wahrscheinlich keine gute Figur machen und zur Wiedereinstellung gezwungen werden. Gewaltsamkeiten würden mich erst recht in Schwierigkeiten bringen; sie würden mir ein Strafverfahren anhängen und die ganze Sache vor einen Untersuchungsausschuß zerren – mit unerwünschter Publizität und allem. Ein Mann in meiner Position darf sich keine Blöße geben, und diese ganze Sache ist gefährlich.«
    »Ist das wirklich die beste Methode, den Saft zu kriegen?« fragte Janet. »So, wie du es befohlen hast, meine ich.«
    Marenson nickte energisch. »Alle möglichen Methoden sind in der Vergangenheit ausprobiert worden. Aber wenn du diesen Saft einigermaßen rationell gewinnen willst, mußt du in den Wald gehen und dort leben. Natürlich ist damit ein höheres Gefahrenmoment verbunden, aber das liegt in der Natur der Dinge. Würde ich nachgeben und das Lager im Hochland errichten lassen, wäre der Nutzeffekt nur halb so groß. Das heißt, die Leute würden doppelt so lange brauchen, um eine gegebene Menge von dem Zeug zu gewinnen.«
    »Sind diese Lymphbestien wirklich gefährlich?«
    »Ihre Jungen sind in ihrer besonderen Art wahrscheinlich die tödlichsten Kreaturen, die je von der Natur entwickelt worden sind.«
    »Wie sind sie?«
    Marenson sagte es ihr. Als er fertig war, runzelte Janet die Brauen und sagte: »Aber weshalb sind sie so wichtig? Warum brauchen wir sie?«
    Marenson lächelte sie an. »Wenn ich dir das erzählte«, sagte er, »und es würde beim nächsten Loyalitätstest ans Licht kommen, dann würde ich nicht nur meinen Posten verlieren, sondern die nächsten Jahre hinter Gittern verbringen. Es könnte sogar sein, daß man mich wegen Hochverrats hinrichten würde. Nein, danke.«
     
    Seine Frau schwieg, und Marenson entdeckte, daß seine Worte ihm ein leeres Gefühl im Magen verursacht hatten. Es war leicht, im Büro zu sitzen, sich auf die Einzelheiten der Alltagsarbeit zu konzentrieren und den bedrohlichen Hintergrund, vor dem diese Arbeit sich abspielte, einfach zu verdrängen.
    Vor mehr als zweihundert Jahren waren die Yevd aus der Region der Dunkel wölken gekommen, hinter denen sich das Zentrum der Milchstraße verbarg. Ihre Fähigkeit, mittels ihrer Körperzellen Lichtimpulse zu steuern und Illusionen zu erzeugen, wurde erst bekannt, als ein Einbrecher vor dem Safe eines Forschungsinstituts erschossen wurde. Als die menschliche Gestalt sich in einen wurstförmigen Körper mit zahlreichen einziehbaren Armen und Beinen auflöste, wurde der Menschheit zum ersten Mal die Gefahr bewußt, in der sie sich befand.
    Die Flotte wurde mobilisiert, und bewaffnete Patrouillen kreuzten mit Schwebeflugzeugen über
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