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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft
Autoren: Sam Moskowitz
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einem Energieschirm.
    Marenson atmete auf. Überall waren Männer, Maschinen und Geräte zu sehen – Hunderte von Männern. Selbst die raffiniertesten Yevd würden nicht versuchen, eine so massive Illusion zu erzeugen.
    Eine Lichtung war in den Urwald geschlagen worden. Und es gab soviel Bewegung, daß kaum auszumachen war, was jeder einzelne tat. Marensons Auge für solche Dinge war seit zehn Jahren außer Übung, aber nach ein paar Minuten hatte er sich hinlänglich orientiert. Links von ihm wurden aus Fertigteilen Plastikbaracken aufgestellt. Eine Reihe von ihnen stand bereits. Clugys Büro befand sich wahrscheinlich in einer dieser fertigen Hütten.
    Marenso marschierte grimmig los. Zwei Traktoren mit eggenähnlichen Anhängseln kreuzten seinen Weg. Sie rissen den Boden auf und sprühten aus Reihen feiner Düsen Insektengift hinein. In der aufgewühlten Erde wanden sich lange schwarze Würmer, krochen die berühmten roten Mirakäfer, die ihre Opfer mit elektrischen Schlägen betäubten, und andere Lebewesen, die er nicht kannte.
    Er kam zu den Baracken, ging die Reihe entlang und fand ein Hinweisschild mit der Aufschrift:
     
    PRODUKTIONSLEITUNG
    IRA CLUGY
     
    Ein Junge von fünfzehn oder sechzehn hing faulenzend im Schreibtischsessel des kleinen Büros. Er warf Marenson den trägen, unverschämten Blick des frustrierten Jugendlichen zu, für den alle über Vierzigjährigen verknöcherte, senile Großväter sind, die ins Altersheim gehören, dann vertiefte er sich wieder in sein Magazin.
    Marenson ging um den Schreibtisch und wollte den Jungen am Kragen packen, aber der Bursche war schnell wie eine Katze auf den Beinen, wich zurück und starrte Marenson finster und störrisch an.
    Verdutzt und zornig suchte Marenson seine Zuflucht in Worten. »Wo ist Clugy?«
    »Was fällt Ihnen ein?« schnappte der Junge. »Mein Vater wird Ihnen einen Tritt in den Hintern geben, daß Sie dreikantig ’rausfliegen!«
    »Hör zu, Großmaul, ich bin Marenson von der Zentralverwaltung. Ich gehöre nicht zu denen, die getreten werden. Ich trete. Also benimm dich gefälligst, ja? Ist Clugy dein Vater?«
    Der Junge stand steif und feindselig. Dann nickte er.
    »Wo ist er?«
    »Draußen im Dschungel.«
    »Wie lange wird er ausbleiben?«
    »Weiß ich nicht. Zum Abendessen wird er Bestimmt wieder hier sein.«
    »Ich sehe.« Marenson war überrascht, daß Clugy fortgegangen war und riskiert hatte, Ancil Marenson zeitweilig die volle Kontrolle über das Lager zu überlassen. Aber ihm konnte es nur recht sein. Er fragte: »Wann ist das nächste Schiff fällig?«
    »In zwanzig Tagen.«
    Marenson nickte. Es schien ihm, daß er zu verstehen begann. Clugy hatte gewußt, daß er am nächsten Tag in Urlaub gehen wollte, und so hatte er beschlossen, ihm die Ferien unangenehm zu gestalten. Statt Vergnügen und Entspannung auf dem Paradiesplaneten zu genießen, sollte er seinen Urlaub unter primitiven und gefährlichen Umständen auf Mira 2 verbringen. Da er keine andere Methode hatte, den Befehl zu kontern, zwang Clugy ihn, mit ihm und den anderen die Widrigkeiten des Dschungellagers zu ertragen.
    Marensons Mund verkniff sich grimmig. »Wie heißt du?« herrschte er den Jungen an.
    »Peter.«
    »Ich habe Arbeit für dich. Vorwärts, zeig mir, wo die Sachen sind – Papiere, Stempel und so weiter.«
    In der folgenden Stunde stellte er fünf Befehle aus. Er wies sich selbst eine Wohnbaracke vom Typ A an und fertigte einen Berechtigungsschein für Sonderverpflegung aus. Er autorisierte sich, die Radioverbindung zur Erde zu benützen. Und er forderte zwei Energiewaffen, ein Schwebeflugzeug und einen Piloten an.
    Während Peter mürrisch von einer Abteilung zur anderen trottete, um die Befehle abzuliefern, schrieb Marenson eine kurze Nachricht für den Herausgeber der Lagerzeitung. Als diese auch abgeliefert war und Peter zurückkehrte, fühlte Marenson sich besser. Was im Moment getan werden konnte, war getan. Und da er zwanzig Tage bleiben mußte, konnte es nicht schaden, wenn die Männer im Lager glaubten, er sei auf einer Inspektionsreise hier. Die Zeitungsmeldung würde dafür sorgen.
    Er ging zur Radiostation und verlangte eine Verbindung mit der Erde. Er setzte sich und wartete an Ort und Stelle, bis die lange und komplizierte Verbindung durchgestellt war. Als sie kam, sprach er zuerst mit seinem Anwalt. »Ich möchte eine einstweilige Verfügung«, sagte er, nachdem er seine Situation beschrieben hatte, »die mich berechtigt, Clugy mit einem
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