Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Titel: Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)
Autoren: Denis Diderot
Vom Netzwerk:
das Ihr eigener Wille.« »Meiner, o nein!« rief Olympia heftig, »er bleibe! fertigen Sie schnell seinen Urlaub aus!« Die wesentlichen Präliminar-Artikel des Traktats wurden auf einem Sofa ratifiziert, und die Dame glaubte schon, ihren Gabalis festzuhalten, als es dem Verräter, den Sie vor sich sehen, einfiel, sich zu erinnern, daß er zwei Damen in ihrer Begleitung gesehen habe, die im Vorzimmer geblieben wären. Und er fragte, welche Bewandtnis es mit denen habe. »Sie sind meine besten Freundinnen,« antwortete Olympia. »So zweifle ich nicht,« sagte Selim, »daß es auch Gabalis’ Freundinnen sind. In dieser Voraussetzung werden Sie sich auch wohl gefallen lassen, ein Dritteil der Rechte abzutragen, die mir unserer Abrede nach zukommen. Ja, das ist nicht mehr als billig. Ich überlasse Ihrer Gnaden die Sorge, sie dazu zu vermögen.« »Sie sind wirklich wunderlich, Herr Oberst,« antwortete Olympia. »Ich beteure Ihnen, diese Damen machen keinen Anspruch auf Gabalis. Aber um sie und mich aus der Verlegenheit zu reißen, will ich, wenn Sie meine Zahlung gutheißen, den Wechsel einzulösen suchen, den Sie auf beide ziehen.« Selim nahm das Anerbieten an. Olympia machte ihren Worten Ehre. »Dies, Madam, ist die Geschichte, die Selim Ihnen zu erzählen vergaß.«
    »Das verzeih ich ihm,« sagte die Favorite. »Olympias Bekanntschaft ist so angenehm nicht, daß ich mit ihm zürnen sollte, weil er sie überging. Ich weiß nicht, wo Sie immer solche Frauenzimmer ausgraben? Wahrlich, Fürst, es sieht mir ganz so aus, als ob Sie keine Luft hätten, Ihr Schloß zu verlieren.«
    »Und mir,« sagte der Sultan, »sieht es so aus, als ob Sie Ihre Meinung seit diesen letzten Tagen sehr geändert hätten. Erinnern Sie sich gefälligst, welchen Versuch meines Ringes ich Ihnen zuerst vorschlug, und Sie werden erkennen, daß es nicht von mir abhing, lieber zu verlieren.« »Ja,« erwiderte die Sultanin, »ich weiß, Sie haben mir geschworen, mein Kleinod nicht zur Sprache zu bringen; und von dem Augenblick an haben Sie sich nur an berüchtigte Frauenzimmer gewandt, an eine Aminte, eine Zobeide, eine Zuleika, deren Ruf fast schon entschieden war.«
    »Ich gestehe,« sagte Mangogul, »es wäre lächerlich gewesen, auf diese Kleinode zu rechnen: aber wer keine Jungfern hat, muß wohl mit Witwen tanzen. Ich habe Ihnen oft gesagt und wiederhole es: gute Gesellschaft findet sich unter Kleinoden seltener, als Sie glauben; und wollen Sie nicht durch sich selbst gewinnen …«
    »Nein,« unterbrach ihn Mirzoza mit Heftigkeit, »lieber will ich in meinem Leben kein Schloß besitzen, als es dahin kommen lassen. Mein Kleinod sollte reden? Pfui! das wäre höchst unschicklich. Kurz, Fürst, Sie wissen, was ich gesagt habe, ich wiederhole meine Drohung im vollen Ernst!«
    »So beschweren Sie sich denn nicht mehr über meine Versuche, oder weisen Sie uns wenigstens die Person nach, an die wir uns wenden sollen; denn ich möchte am liebsten verzweifeln, daß das nicht aufhört. Liederliche Kleinode und nichts als liederliche Kleinode und immer wieder liederliche Kleinode!«
    »Ich habe das größte Vertrauen zu Aglaens Kleinod,« antwortete Mirzoza. »Ich erwarte mit Ungeduld das Ende der vierzehn Tage, die Sie verlangten.«
    »Sie sind gestern abgelaufen, Madam,« erwiderte Mangogul, »und während Selim Ihnen Geschichten von dem alten Hofe erzählte, belehrte mich Aglaens Kleinod, daß Celebis böse Laune und Alemansors. Standhaftigkeit seine Gebieterin für Ihre Zwecke unbrauchbar machten.«
    »Was sagen Sie, Fürst?« rief die Favorite. »Die Wahrheit,« erwiderte der Sultan. »Ich werde Ihnen die Geschichte ein andermal zum Besten geben. Inzwischen aber lassen Sie wohl Ihre üble Laune an jemand anders aus.«
    »Aglae, die tugendhafte Aglae, ist also endlich doch überführt!« sprach die Sultanin erstaunt. »Wahrlich, das begreif’ ich nicht.«
    »Da sind Sie nun ganz und gar kopflos,« versetzte Mangogul, »und wissen nicht mehr ein noch aus.«
    »Nicht das,« antwortete die Favorite, »aber ich gestehe Ihnen, ich hielt sehr viel von Aglae.« »Denken Sie nicht weiter daran,« fuhr Mangogul fort; »sagen Sie uns nur, ob das die einzige anständige Frau war, die Sie kannten.«
    »Nein, Fürst, es gibt noch hundert andere,« erwiderte Mirzoza, »und zwar sehr liebenswürdige Frauen, die ich Ihnen nennen will, für die ich bürge wie für mich selbst. Zum Beispiel … zum Beispiel …«
    Mirzoza verstummte jäh, ohne einen einzigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher