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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens
Autoren: Rachel Simon
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warum.
    »Ich glaube, das ist das Haus, in dem wir übernachtet haben.« Hannah zeigte auf ein Haus mit Flachdach.
    »Das ist es?«, fragte Lynnie.
    »Ich bin ziemlich sicher.«
    »Es gab violette Eiscreme.«
    »Ja, schwarze Johannisbeere. Und sie hatten einen Springbrunnen in der Eingangshalle.«
    Die beiden Schwestern lachten.
    »Sie haben im Paulsen House gewohnt?«, fragte Tom.
    »Bekannte, die mit Mr. Paulsen befreundet waren, haben meine Eltern zu einer Party eingeladen«, erklärte Hannah. »Meine Eltern kannten Mr. Paulsen nicht persönlich, aber sie hielten es für eine hübsche Abwechslung, auf eine Strandparty zu gehen. Hinter dem Haus ist ein großer Innenhof mit Blick auf den Ozean.«
    »Wir werden uns das Haus noch von der anderen Seite anschauen können«, versprach Tom. »Wir gehen zum Strand.«
    Er fuhr durch eine schmale Seitenstraße, die an den Dünen endete. Mittlerweile regnete es stetig, und Kate hätte beinahe vorgeschlagen, dass sie die Tour abbrechen und in ihre Pension fahren sollten. Doch dann hörte sie, wie Lynnie nach Luft schnappte.
    Kate folgte Lynnies Blick. Zunächst sah sie nichts, bis sie sich nach vorn beugte und durch die Frontscheibe über den Strandhafen und die Dünen in den immer dunkler werdenden Himmel blickte.
    Es war ein Leuchtturm – ein Leuchtturm mit dem Gesicht eines Mannes.
    »Kommt!«, forderte Lynnie sie auf und sprang aus dem Auto.
    »Was hast du vor?«, schrie Kate.
    Hannah lachte, als sie ausstieg. »Sie will ihn nur wiedersehen. Da drin waren wir als Kinder.«
    »Tatsächlich?«
    »Bei einem Unwetter!«, rief Hannah über die Schulter. »Wir sind in den Turm gelaufen. Ich habe ihr gesagt, dass wir dort sicher sind, und ich hatte recht.«
    »Ist er geöffnet«, wollte Kate von Tom wissen.
    »Der Turm ist immer offen.«
    Kate stieg ebenfalls aus und schrie: »Lynnie, sieht der Turm nicht aus wie der auf dem Briefkasten?«
    Aber Lynnie war bereits zwischen den Dünen verschwunden, und Hannah war dicht hinter ihr.
    Lynnie und Hannah hatten die Hälfte des Weges am Strand zurückgelegt, als Kate und Tom aus den Dünen kamen. Der Wind wühlte Wellen auf und peitschte die Mäntel der Schwestern, doch davon ließen sie sich nicht beirren. Lynnie lief schneller als Hannah; beide steuerten den Leuchtturm an, der sich aus dem Sand erhob.
    »Haben Sie jemals einen Leuchtturm mit Gesicht gesehen?«, brüllte Tom, um sich über den tosenden Sturm verständlich zu machen.
    »Ja, das habe ich«, antwortete Kate ebenso laut, während sie sich einen Schal um den Kopf band.
    »Waren Sie schon mal hier?«
    »Nein.«
    »Aber dies ist der einzige auf der Welt.«
    »Wirklich?«
    »Das ist das Poseidon Lighthouse.«
    »Und er ist immer geöffnet? Deshalb konnten sie sich dort unterstellen, als sie Kinder waren?«
    »Nein, er ist erst seit einiger Zeit rund um die Uhr zugänglich. Er war verlassen, als die beiden jung waren. Aber ich schätze, die Eingangstür war nicht abgesperrt.«
    »Hannah hat ihrer kleinen Schwester damals beteuert, dass sie in dem Turm sicher wären«, sagte Kate. »Sie haben bei einem Unwetter dort Zuflucht gesucht, und es ist ihnen nichts passiert.«
    »Ja. Dafür sind Leuchttürme da.«
    Plötzlich verstand Kate. Deshalb dachte Lynnie bei ihrer Flucht, dass sie in dem Farmhaus sicher wären.
    Sie beobachtete, wie Hannah ihre Schwester am Fuß des weißen Turms einholte. Auf der einen Seite befand sich der Bungalow des Leuchtturmwärters – die Fenster waren nicht erleuchtet. Auf der anderen sah Kate eine Mole aus schwarzen Felsen, an die hohe Wellen klatschten.
    Lynnie öffnete die Tür zum Leuchtturm.
    »Er ist nicht mehr verlassen?«, wollte Kate wissen.
    »Er wurde restauriert.«
    Hannah verschwand nach Lynnie in dem Turm.
    »Woher wollen Sie wissen, dass das okay ist?«, rief Kate. »Da drin könnten sich alle möglichen Leute herumtreiben.«
    »Darüber mache ich mir keine Sorgen«, erwiderte Tom.
    »Also ich gehe ihnen nach.«
    Sie und Tom stemmten sich gegen den Wind und gingen auf die Tür zu.
    Es war kühl im Leuchtturm, und als Tom die Tür zuschlug, dröhnte der Knall von allen Seiten zurück. Kate hörte Schritte und schaute sich um. Eine Wendeltreppe aus schwarzem Metall führte nach oben. Lynnie und Hannah waren schon fast oben angekommen. Sie hörte ihr Lachen.
    Kate legte die Hand aufs Geländer. »Wir sind hinter euch!«, schrie sie.
    Tom erzählte ihr die Geschichte des Turms, während sie die Treppe hinaufstiegen. Der Turm war 1838 erbaut
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