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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin
Autoren: Jennifer Crusie
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wegen dem Hund gefragt?« wollte Mel von Em wissen.
    »Nein«, sagte Em. »Ist nicht die richtige Zeit dafür.«
    »Na, dann habe ich tolle Neuigkeiten über Jason Norris.«
    Sie waren in Mels Baumhaus geklettert, das sie von ihrem älteren Bruder geerbt hatte, und jetzt lehnte Em sich auf den alten blauen Couchkissen zurück, die sie aus dem Wohnzimmer mitgenommen hatten, und wusste nicht so recht, ob sie all ihre Sorgen auf ihre beste Freundin abladen sollte oder nicht.
    Äußerlich ähnelte Mel ihrer Mutter - sie war mager, blond und sommersprossig ihren Verstand allerdings hatte sie an Nintendo-Spielen und so ziemlich jedem verbotenen Video in der Stadt geübt. Sie wäre der beste Mensch auf der ganzen Welt, dem man die Sorgen von daheim anvertrauen konnte. Em war nur nicht sicher, ob sie darüber reden wollte. Reden könnte es so wirklich machen.
    »Dierdre White hat mir erzählt, dass Richelle Tandy verrückt nach ihm ist«, fuhr Mel fort, »aber Jason ist eindeutig nicht interessiert.«
    Em war dies momentan auch nicht. »Er hat zu mir gesagt, alle Mädchen hätten Läuse.«
    Mel setzte sich auf. »Hör mal, das ist doch riesig. Er spricht mit dir. Meine Mutter sagt, dass Männer nicht besonders gesprächig sind - wenn sie also mehr tun als grunzen , ist das ein gutes Zeichen.«
    Em schüttelte den Kopf. »Er hat auch versucht, mich mit einem Frosch in der Hand um den Pool zu jagen. Als ob ich Angst vor Fröschen hätte. Er ist doof.«
    »Also, ich finde ihn süß.« Mel betrachtete sie stirnrunzelnd. »Bist du okay? Letzte Woche fandest du ihn auch noch süß.«
    Em gab auf. »Bei mir zu Hause stimmt irgendwas nicht.«
    »Zanken sich deine Eltern?« Mel zuckte mit den Schultern. »Das ist nichts Besonderes. Meine streiten sich immer.«
    »Wirklich?« Einen Moment lang war Em abgelenkt und versuchte sich vorzustellen, wie ihr Onkel Howie herum brüllte. Bereits die Vorstellung, dass Onkel Howie Tante Treva auch nur Widerworte gab, fiel schwer, aber schließlich war es schwer vorstellbar, dass überhaupt jemand Tante Treva Widerworte gab.
    Mel kramte in dem alten Koffer herum, den sie sich als Schatzkiste stibitzt hatte, und zog eine verknitterte Packung Oreo-Schokokekse hervor. »Klar. Letzte Woche ging es um den Rasen.« Sie nahm ein Plätzchen und reichte Em das Paket. »Sie wussten natürlich nicht, dass ich zuhörte.«
    »Den Rasen?« Em schob ihre Brille auf der Nase hoch, um das Paket besser begutachten zu können. Keine Käfer. Sie nahm einen Keks und biss hinein. Er war alt und weich, aber immerhin ein käferloser Oreo-Keks in einem Baumhaus, deshalb schmeckte er doch ganz gut. Ein leichter Wind kam auf, blies durch das Fenster und noch mehr durch die Ritzen zwischen den Brettern, die Three in seinen frühen Zimmermannstagen zusammengenagelt hatte. Die Ritzen hoben den Standard. Jeder konnte Bretter eng zusammennageln, aber nur Three würde eine Klimaanlage einbauen.
    Mel schluckte ihren Keks hinunter. »Ja, den Rasen.« Sie fummelte das nächste krümelige Plätzchen aus der Packung und lutschte an dem Überzug. »Dad kam nach Hause und sagte« - sie senkte ihre Stimmlage und wiegte bedächtig den Kopf hin und her - »›Mensch, Treva, du hast noch nicht einmal Unterricht im Sommer und erwartest von mir, dass ich nach dem langen Arbeitstag auch noch den dämlichen Rasen mähe‹, und Mom sagte« - Mel verlieh ihrer Altlage einen quiekenden Klang - »›Selber Mensch, ich hole mir doch beim Mähen dieses gottverdammten Rasens keinen Herzinfarkt. Wenn du ihn mähen willst, dann tu es.‹«
    »Waren sie laut?« fragte Em fasziniert.
    »Nö.« Mel plumpste neben sie auf die Kissen und stopfte sich den halben Keks in den Mund, so dass beim Sprechen dunkle Krümel an ihren Lippen kleben blieben. »Irgendwann sind sie es leid, dann meckern sie sich an, sagen irgend etwas Blödes, und dann tun sie es.«
    Em riss die Augen auf. »Oh.«
    Mel nickte. »Mom sagt zum Beispiel: ›Okay, ich werde den Rasen mähen, aber wenn ich dann heiß und verschwitzt bin, war‘s das, weil ich nur einmal am Abend heiß und verschwitzt sein will‹, und Dad sagt: ›Na ja, ich kann den Rasen auch später mähen; warum sprechen wir nicht darüber?‹, und Mom sagt: ›Ich weiß nicht, das Gras ist wirklich ziemlich lang‹, und dann greift mein Dad nach ihrer Hand und sagt: ›Komm in mein Büro, um das zu besprechen, und dann fängt meine Mom an zu lachen, und sie gehen in ihr Schlafzimmer und tun es.« Sie biss in die zweite
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