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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin
Autoren: Jennifer Crusie
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abholen.« Brent war so überrascht gewesen, dass er sie auf die Wange geküsst hatte.
    Em hatte das für eine Achtjährige typische Augenrollen hinter ihrer Brille aufgesetzt, als sie die erfreuliche Neuigkeit hörte. Aber dann trat der berechnende Blick in ihre Augen, und sie wurde zur Engelstochter und marschierte nach dem Mittagessen ohne Protest zu Brents im Sonnenlicht glänzenden Caddy hinaus. Irgend etwas war da im Busch, und Maddie wartete darauf, dass ihre Tochter mit der Sprache herausrückte, während sie den Müll vom Vordersitz entfernte und in den Gesang von Roseanne Cash aus dem Cassettenrecorder einstimmte.
    Em beförderte genug Abfall vom Rücksitz, um einen ganzen Karton damit zu füllen. »Ich bringe das Zeug ins Haus und werf es sofort weg«, verkündete sie, schlang ihre dünnen Arme um den Karton und flüchtete in die hellgelbe klimatisierte Küche, während Maddie sie vom Fußraum des Vordersitzes her mit der Hand wegscheuchte.
    Maddie griff unter den Sitz und fischte ein Einschlagpapier von Egg McMuffin hervor, als Roseanne »Blue Moon with Heartache« sang. Guter Song, schöner Tag. Zu ihrer Rechten hörte sie eine Fliegentür quietschen, und sie verdrehte den Hals, um zu sehen, wie Mrs. Crosby, ihre Nachbarin, auf ihre kleine, makellos weiße Veranda hinausschlurfte und sich zu ihrem kleinen, makellosen, mit Ringelblumen gesäumten Vorgarten vorbeugte, um zu Brents Caddy hinüberzublinzeln, der nichts in der Einfahrt zu suchen hatte - schließlich war es ein Arbeitstag.
    Mrs. Crosby hatte heute Festtagskleidung angelegt und die roten Leggings, die an ihren dünnen, knochigen Oberschenkeln schlotterten, mit einem heißen orangefarbenen T-Shirt mit der Aufschrift »Weltbeste Großmama« gekrönt, ein gedruckter Beweis dafür, dass die Heuchelei in Frog Point, Ohio, schon in jungen Jahren begann. Maddie winkte ihr zu und rief: »Hallo, Mrs. Crosby, wir machen nur den Wagen sauber.« Mrs. Crosby besaß nicht mehr das Hör- und Sehvermögen wie vor zwanzig Jahren, aber sie hatte immer noch ein Mundwerk, und das Höllenspektakel, das sie veranstalten konnte, wenn man sie ignorierte, war stets schier endlos. »Da stand dieser Wagen«, würde Mrs. Crosby erzählen, »nicht zu übersehen, gerade so, als hätte er keine Arbeit.« Es war einfacher, jetzt zu winken und zu schreien, als später Erklärungen zu liefern.
    Mrs. Crosby wedelte Maddie mit der Hand zu und schlurfte mit der Gewissheit zurück ins Haus, dass in der Einfahrt nebenan nichts Interessantes vor sich ging. Maddie stopfte das Egg-McMuffin-Papier in ihre Mülltüte, fingerte dann unter dem Sitz nach dem restlichen Abfall und fand den Slip.
    Mrs. Crosby hatte sich geirrt.
    Maddie saß dort, die nackten Beine aus der Autotür gestreckt, und starrte stupide auf das elastische Ding aus Spitze, das in ihrer Hand baumelte. Sie brauchte eine Minute, um zu erkennen, was es war, weil der Mittelteil fehlte - lediglich zwei Dreiecke aus schwarzer Spitze, zusammengehalten durch ein schwarzes Gummiband. Dann wurde ihr klar, dass es sich um einen Slip handelte, einen Slip ohne Schritt. Nicht schon wieder , dachte sie, und Beth und Gott sei Dank ist Em hineingegangen und Jetzt kann ich ihn verlassen . In diesem Moment schlug links nebenan eine Autotür zu, und sie zuckte zusammen und knüllte die Spitze zu einem harten Ball, der in ihrer Handfläche kratzte.
    Gloria war nach Hause gekommen. Schlecht, wenn Gloria, wie üblich, über den dicken Palisadenzaun glotzen und Maddie auf dem Boden von Brents Auto mit der Unterwäsche einer anderen Frau erwischen würde. Roseanne begann »My Baby Thinks He‘s a Train« zu singen, und Maddie schaltete schnell den Cassettenrecorder aus und rang um Fassung.
    Wahrscheinlich war es paranoid anzunehmen, dass Gloria Meyer die Unterwäsche einer anderen Frau auf eine Entfernung von dreißig Metern identifizieren könne, aber in Frog Point war es besser, kein Risiko einzugehen. Wenn Gloria es mitbekäme, würde sie die Nase rümpfen, winken und ins Haus trippeln, und eine Stunde später würde Maddies Mutter anrufen, um herauszufinden, ob es wahr sei, weil sie es von Esther an der Brottheke im Kmart gehört hatte und nun jeder in Frog Point darüber sprach, was für ein Dummkopf Maddie und was für eine Schande es für Emily sei und dass überhaupt Maddies Mutter daran schuld sei, weil sie Maddie nicht richtig erzogen hätte.
    Die ausgedörrte Vorstadtlandschaft schwankte hin und her, und ihr Magen vollführte
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