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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin
Autoren: Jennifer Crusie
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verheiratete Frau versunken, einen Bürger Frog Points überfahren würde und die Sündenliste von C.L., der Henry-Schande-bereitet-und-der-armen-Annadas-Herz-gebrochen-hatte, noch um einige Punkte erweitern würde.
    Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad und versuchte, seine Gedanken wieder in die Richtung zu lenken, in die sie gehörten. Egal, wie begehrenswert sie dort im Türrahmen mit den dunklen Locken und warmen Kurven und dem kühlen Blick, der ihn völlig betäubt hatte, ausgesehen haben mochte, Maddie Martindale war Geschichte. Und schließlich hatte er nur mit ihr auf den Stufen ihrer Veranda gesprochen, also gab es nichts, weshalb er sich schuldig fühlen musste, vor allem jetzt nicht, da er nicht in lustvernebelter Benommenheit Auto fuhr. Er war erwachsen und saß in einem Wagen, den er bezahlt hatte, und er hatte jedes Recht dazu, genau dort zu sein, wo er war, und mit jedem zu sprechen, mit dem er wollte.
    C.L. ließ den Blick über die großen, alten Häuser schweifen, die allesamt mit dunklen Fenstern auf die Straße starrten, und er rutschte in der schuldbewussten Erinnerung an mit Toilettenpapier geschmückte Bäume, eingeseifte Fenster, Kartoffeln in Auspuffrohren und Kirschbomben in Briefkästen ein wenig tiefer in den Sitz. Dann fasste er sich wieder. Er hatte sich seit nahezu zwanzig Jahren in dieser Gegend nichts mehr zuschulden kommen lassen. Er war unschuldig. Es sprach noch nicht einmal etwas dagegen, aus dem Wagen auszusteigen. Zum Teufel mit Frog Point. Er riss an der Handbremse, sprang aus dem Auto und schlug die Tür hinter sich zu.
    Der Lärm schien die Straße hinauf und hinunter zu hallen. Er zündete eine Zigarette an, lehnte sich gegen die Wagentür und fragte sich, warum er noch immer das Gefühl hatte, jeden Moment vermöbelt zu werden, weil man ihn beim Rauchen erwischt hatte. Er war siebenunddreißig Jahre alt. Er durfte in der Öffentlichkeit rauchen.
    Auf der anderen Straßenseite öffnete eine Frau die Haustür und trat, ihn misstrauisch beäugend, auf die Veranda hinaus. Zweifellos hatte sie die Neugier aus ihrem muffigen Wohnzimmer hinausgetrieben, um zu sehen, wer er war und warum er mitten am Tag in ihrer Straße parkte, wenn jeder anständige Mann bei der Arbeit zu sein hatte. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Da erkannte er sie, und ihm wurde bewusst, dass er aus alter Gewohnheit genau an dieser Stelle geparkt hatte. Mrs. Banister. Er hatte die meiste Zeit seines Abschlussjahres genau hier vor ihrem Haus geparkt in dem Versuch, ihre Tochter Linda zu verführen, was ihm erstaunlich oft auch gelungen war. Und jetzt war er wieder hier, ein letztes Mal zurückgekehrt, wiederum verleitet durch seinen Instinkt.
    C.L. richtete sich auf und winkte ihr zu, um ihr zu zeigen, dass er kein Triebtäter oder, noch schlimmer, irgendein Fremder war, der das Haus ausspionierte, um ihre Gartenzwerge zu klauen. Sie blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an und stapfte, die Tür hinter sich zuschlagend, wieder ins Haus. Er wusste nicht, ob sie dies tat, weil sie ihn erkannt oder weil sich ihr Misstrauen verstärkt hatte, und es war ihm auch egal.
    Nicht egal hingegen war ihm Maddie.
    Sie hatte unglücklich und wütend und verloren ausgesehen, als sie die Tür geöffnet hatte, und sie war spröde und schnippisch gewesen, nicht das freundliche Mädchen aus High-School-Zeiten. Wann immer er in den vergangenen Jahren an Maddie gedacht hatte, war ihm stets ihre Wärme in den Sinn gekommen, aber nun war sie alles andere als warm. Jemand musste ihr weh getan haben, und da er eine gewisse Vermutung hatte, wer der Schuldige war, stand er kurz vor einem Tobsuchtsanfall. Jemand würde für all diese Misere zahlen müssen, und er war verdammt sicher, dass dieser jemand Brent Faraday war.
    Außerdem war C.L. verdammt sicher zu wissen, wie er das anstellen würde. Allen voran hatte ihm seine Exfrau die Waffe dazu geliefert.
    »Ich brauche deine Hilfe, C.L.«, hatte Sheila am Telefon gesagt, als sie ihn letzte Woche anrief. »Ich brauche einen Finanzberater, dem ich trauen kann. Du könntest dir ein langes Wochenende nehmen, schließlich schätzen sie dich in deiner Firma und werden dir Urlaub geben, so lange du willst.
    Du warst zwar ein lausiger Ehemann, aber du bist ein verdammt guter Finanzberater.« Nach diesem Köder hatte es ihm kein Problem bereitet abzulehnen, als sie ihm von ihrer Befürchtung erzählte, dass ihr Verlobter betrogen werde, kein Problem abzulehnen, als sie anfing zu
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